AKW Saporischschja
AP/Alexander Zemlianichenko
Saporischschja

Ukrainer aus AKW ausgesperrt

In dem von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine haben sich rund 100 ukrainische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen geweigert, Verträge mit dem russischen Atomkonzern Rosatom zu unterzeichnen. Nach Angaben des Generaldirektors der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA), Rafael Grossi, von Dienstag, wird ihnen deshalb jetzt von den russischen Besatzern der Zugang zu dem Atomkraftwerk verwehrt.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jetzt in der Anlage arbeiten, sind ehemalige Beschäftigte der ukrainischen Energoatom, die die russische Staatsbürgerschaft angenommen und neue Verträge mit dem russischen Betreiber der Anlage unterzeichnet haben.

„Diese riesige Einrichtung hatte früher etwa 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte Grossi. Jetzt seien es nur noch zwischen 2.000 und 3.000, was eine ziemlich starke Verringerung der Zahl der dort arbeitenden Menschen bedeute. Um diese hoch entwickelten großen Anlagen zu betreiben, brauche es eine bestimmte Anzahl von Menschen, die verschiedene spezifische Funktionen ausüben, so der IAEA-Chef.

Saporischschja: IAEA kündigt Inspektion an

Nachdem die Belegschaft im AKW Saporischschja von 12.000 Mitarbeitenden auf 2.000 bis 3.000 gekürzt wurde, hat der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Rafael Grossi, eine Inspektion angekündigt. Die Gründe für den Personalabbau sind unterschiedlich.

Die Gründe für den Personalabbau sind unterschiedlich. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind geflohen, viele wollten nicht in den besetzten Gebieten bleiben, und diejenigen, die sich entscheiden haben zu bleiben, wollten nicht für Russland arbeiten. „Einige haben weiter gearbeitet, und meine russischen Kolleginnen und Kollegen berichten mir, dass sie immer mehr Leute einstellen. Das ist also etwas, das wir überprüfen müssen“, sagte Grossi.

Grossi: Besuch für Mittwoch geplant

Die Anlage in Saporischschja, die Russland kurz nach seinem Einmarsch in die Ukraine besetzt hatte, wird seither wiederholt beschossen. Die Regierungen in Kiew und Moskau bezichtigten sich dabei gegenseitig der Angriffe. Das größte AKW Europas lieferte vor dem Einmarsch Russlands am 24. Februar 2022 etwa ein Fünftel des ukrainischen Stroms und musste mehrmals mit Notstromaggregaten betrieben werden.

Im französischen Radiosender RF1 sagte Grossi, dass er bei seinem Besuch am Mittwoch die Auswirkungen auf den Betrieb des Kraftwerks prüfen werde. Dort sind die sechs Reaktoren derzeit abgeschaltet, die Brennstäbe müssen aber weiter gekühlt werden. Die russischen Truppen sind auf die Mitarbeit der ukrainischen Beschäftigten angewiesen.

Eingeschränkter Zugang

Rossi sagte weiter, dass er auch die Stabilität der Kühlung der Anlage nach dem Zusammenbruch des Kachowka-Staudamms im Juni des vergangenen Jahres und das Vorhandensein von Minen in und um die Anlage überprüfen werde. Der Einsturz des Staudamms gefährdete auch den Zugang zum Kühlwasserreservoir. Als Ausgleich hat die Verwaltung des AKWs Brunnen gegraben. „Jetzt wollen wir sehen, wie sich das Ganze entwickelt hat“, sagte Grossi.

Der Zugang zur gesamten Anlage für die ständig dort stationierten Expertinnen und Experten der IAEA sei nach wie vor eingeschränkt, da die russischen Behörden Anträge auf Besichtigung bestimmter Bereiche ablehnen. Grossi bestätigte auch, dass sein Team in einigen Bereichen der Anlage Anti-Personen-Minen entdeckt habe, was ein „weiterer Grund zur Sorge“ sei.

Gespräche mit Energieminister

Er fügte jedoch hinzu, dass die Minen offenbar zwischen den beiden Umzäunungen platziert sind. „Wir sagen, dass Minen in einem Kernkraftwerk nicht ratsam sind, aber was wir sehen, ist, dass die Platzierung und die Art der Minen keine unmittelbare Gefahr für die Anlage darstellen würden“, so Grossi.

Am Dienstag war der IAEA-Chef bereits zu Gesprächen mit dem ukrainischen Energieminister German Galuschtschenko in Kiew eingetroffen. Er habe auch mit anderen Vertreterinnen und Vertretern des Energiesektors beraten, teilte der IAEA-Chef auf der Plattform X (Twitter) mit.

Auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj habe sich Grossi getroffen. Nach seiner Rückkehr aus der Ukraine beabsichtigt der IAEA-Chef, auch in die russische Hauptstadt Moskau zu Gesprächen auf „oberster Ebene“ zu reisen.