„Spiegel“: Reichelt-Medium zahlte Gutachten zu Föderl-Schmid

Nach dem vorübergehenden Rückzug der Vizechefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“), Alexandra Föderl-Schmid, aufgrund von Plagiatsvorwürfen hat der „Spiegel“ heute neue Details zu den Hintergründen veröffentlicht. Offenbar wurde das Gutachten über Föderl-Schmid von dem rechtspopulistischen Medium Nius, dessen prominentester Kopf der ehemalige „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt ist, gezahlt.

Nachrichtenportal bestätigt Auftrag

Nius beauftragte den „Plagiatsjäger“ Stefan Weber, so der „Spiegel“. Weber bekam laut den Informationen des Blatts einen niedrigen vierstelligen Betrag für seine Arbeit. Dem „Spiegel“ liegt eine E-Mail vor, die eine „enge Absprache“ zwischen dem Medium und Weber bestätigen soll. Nius bestätigte gegenüber dem „Spiegel“ den Auftrag.

Weber sagte indes, dass das nichts an seinem Gutachten ändere: „Aus der Tatsache, dass der Auftraggeber bekannt ist, folgt nicht, dass mein Gutachten wahrer oder falscher wird“, so Weber gegenüber dem „Spiegel“.

Prüfung nur von Diplomarbeit und Dissertation

Die Prüfung wurde vergangenen Dezember in Auftrag gegeben und umfasst Föderl-Schmids Diplom- als auch die 1996 eingereichte Dissertationsarbeit. Nicht beteiligt war Weber an Recherchen zu Artikeln der Vize-„SZ“-Chefredakteurin, die bereits vor wenigen Monaten wegen nicht ausgewiesener Quellen in die Kritik kamen.

Die vor ihrer Position in München unter anderem als „Standard“-Chefredakteurin tätige Föderl-Schmid hat mittlerweile selbst die Universität Salzburg um eine Prüfung ihrer Dissertation gebeten. Auch die „SZ“ schaltete eine externe Kommission ein. Für eine Stellungnahme steht Föderl-Schmid derzeit nicht zur Verfügung.

Nius, bei dem Ex-„Bild“-Chefredakteur Reichelt, der 2021 wegen Compliance-Vorwürfen das deutsche Boulevardblatt verlassen hatte, an Bord ist, berichtete zu Wochenbeginn zuerst über Details aus dem Plagiatsgutachten des Salzburger Kommunikationswissenschaftlers. Einen Hinweis auf die Finanzierung sparte das Portal aber aus.