Mann vor verwaisten Check-in-Schaltern auf dem Flughafen München
IMAGO/Sven Simon
Lufthansa

Bodenpersonal bestreikt deutsche Flughäfen

Auf mehreren zentralen deutschen Flughäfen hat das Lufthansa-Bodenpersonal Mittwochfrüh einen 24-stündigen Warnstreik begonnen. Die Lufthansa warnte Passagiere, nicht zu den Flughäfen zu kommen. Austrian-Flüge sind laut AUA nicht betroffen, Passagiere sollten aber jedenfalls ihren Flugstatus checken.

An den Drehkreuzen Frankfurt und München seien rund 90 Prozent der Abflüge betroffen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft ver.di am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Auf den Flughäfen in Hamburg, Berlin und Düsseldorf fielen demnach die Zubringerflüge zu den Drehkreuzen aus.

Die Gewerkschaft ver.di hat für Mittwoch das Bodenpersonal verschiedener Gesellschaften des AUA-Mutterkonzerns Lufthansa zu einem Warnstreik bis Donnerstagfrüh aufgerufen. Der Streik findet an den deutschen Lufthansa-Standorten Frankfurt, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf statt.

Betroffen seien ausschließlich die Beschäftigten bestimmter Lufthansa-Gesellschaften und nicht die der Flughäfen, hieß es vonseiten der AUA. „Wir gehen davon aus, dass die Abfertigung der Austrian-Airlines-Flüge auf den deutschen Flughäfen demnach zum Großteil aufrechterhalten werden kann.“ Die AUA empfiehlt ihren Passagieren jedoch, rechtzeitig online den Flugstatus zu überprüfen oder sich mit ihrem Reisebüro in Verbindung zu setzen.

Engelmayer (ORF) über Lufthansa-Streik

Die ORF-Korrespondentin Maresi Engelmayer berichtet live vom Flughafen in Berlin. Sie spricht unter anderem über die Auswirkungen des Streiks und darüber, was die Gewerkschaft konkret fordert.

Mehr als 100.000 Passagiere betroffen

Die Lufthansa-Kerngesellschaft rechnete zuvor damit, dass 80 bis 90 Prozent ihrer für Mittwoch geplanten Flüge ausfallen. Der Flugplan enthält bereits für den späten Dienstagabend erste Streichungen für Langstreckenflüge ab Frankfurt und München. Das Unternehmen sprach von mehr als 100.000 betroffenen Passagieren, die ihre Pläne ändern müssen. Der Flugplan sah bereits für den späten Dienstagabend erste Streichungen für Langstreckenflüge ab Frankfurt und München vor.

Passagiere abgesagter Lufthansa-Flüge sollen auf keinen Fall zum Flughafen kommen, hieß es vom Unternehmen. „Aufgrund des Streiks sind die Umbuchungsschalter leider nicht besetzt“, schreibt die Fluggesellschaft auf ihrer Website. Kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten stünden über Lufthansa.com, die Kunden-App und über das Servicecenter zur Verfügung. Tickets für innerdeutsche Flüge könnten in Gutscheine für Bahnfahrten umgewandelt werden.

Eurowings erwartet keine Einschränkungen

Die Lufthansa-Tochter Eurowings rechnete im Vorfeld nicht mit Flugausfällen infolge des ver.di-Warnstreiks bei der Muttergesellschaft. Man gehe davon aus, das Flugprogramm im vollen Umfang fliegen zu können, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Man sei von der Ankündigung der Gewerkschaft nicht betroffen, schließe aber nicht aus, dass es wegen der Streikmaßnahmen vereinzelt zu Unregelmäßigkeiten kommen könne.

Lufthansa kritisiert Warnstreik

Das Unternehmen kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaft: „Noch vor Beginn der eigentlichen Verhandlungen ist der Streik auch in Länge und Ausmaß völlig unverständlich“, hieß es. Der Warnstreik belaste Gäste und Mitarbeitende unverhältnismäßig, meinte Personalvorstand Michael Niggemann. Er verwies auf das aktuelle Angebot, das unter anderem Erhöhungen von Vergütung und Zusatzleistungen von insgesamt über 13 Prozent in den nächsten drei Jahren sowie eine signifikante Inflationsausgleichsprämie beinhalte.

Niggemann verwies Mittwochfrüh zudem auf „enormen Investitionsbedarf in neue Flugzeuge, treibstoffärmere Flugzeuge, in neue Sitze, in digitale Reiseerlebnisse. Alles das muss finanziert werden.“

Ver.di fordert gleiche Bedingungen

Ver.di will mit dem Warnstreik den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Das Angebot in der zweiten Verhandlungsrunde wurde von der Gewerkschaft zurückgewiesen. Knackpunkte waren laut ver.di etwa die als zu niedrig empfundenen Erhöhungsschritte und die 36-monatige Laufzeit.

„Dieser Streik wäre unnötig, wenn Lufthansa den Bodenbeschäftigten die gleichen Erhöhungen zugestehen würde wie anderen Beschäftigtengruppen im Konzern“, sagte ver.dis Verhandlungsführer Marvin Reschinsky laut Mitteilung. Auch für einen besseren Service gegenüber den Fluggästen seien bessere Arbeitsbedingungen des Personals nötig. „Sollte die Lufthansa das nach diesem ersten Warnstreik nicht einsehen, dann sind die Beschäftigten auch zu längeren Streiks bereit.“