Karolinska Institutet in Stockholm
IMAGO/A. Farnsworth
Tiefkühler kaputt

30 Jahre Forschung in Schweden ruiniert

Ein kaputter Tiefkühler hat über die Weihnachtsfeiertage an einer medizinischen Universität in Schweden jahrzehntelang gesammelte Proben ruiniert. Das renommierte Karolinska Institutet in der Nähe von Stockholm bestätigte am Montag das technische Gebrechen, wie der „Guardian“ berichtete. Der Wert der verlorenen Proben soll auf etwa 500 Mio. Kronen (rund 44 Mio. Euro) geschätzt werden, wie Medien berichteten.

Es handelte sich um Proben, die bei minus 190 Grad Celsius gelagert und mit flüssigem Stickstoff gekühlt wurden. Zwischen 22. und 23. Dezember dürfte die Versorgung mit Stickstoff aufgehört haben. Zwar können die Tiefkühler vier Tage ohne Stickstoffzufuhr auskommen, der Ausfall dauerte aber insgesamt fünf Tage und zerstörte damit zahlreiche Proben, so der „Guardian“.

„Am schlimmsten betroffen sind die Leukämieforscher, die über 30 Jahre hinweg Proben von Patientinnen und Patienten gesammelt haben“, sagte Matti Sällberg, Dekan an der Uni, gegenüber der Zeitung. Zudem sei der Vorfall zur „absolut am schlimmsten vorstellbaren Zeit“ in Schweden passiert, einen Tag vor Weihnachten. Zum Wert der verlorenen Proben wollte er sich nicht äußern: Er dürfte jedoch leicht in die Millionen gehen.

Keine Anzeichen für Sabotage

Obwohl es keine Anzeichen für Sabotage gab, wurde an der Universität eine interne Untersuchung gestartet sowie der Vorfall an die Polizei gemeldet. Derzeit gebe es „keinen Hinweis darauf, dass es sich um eine Fremdeinwirkung gehandelt hat“, sagte Sällberg. Die Polizei schaltete man trotzdem ein, um alle Aspekte genau zu überprüfen.

Die Proben waren ausschließlich für Forschungszwecke bestimmt, sodass die Behandlung der derzeitigen Patientinnen und Patienten nicht beeinträchtigt wurde, sie sollten jedoch für künftige Forschungen verwendet werden, hieß es von der Uni. Das Karolinska Institutet ist der Sitz der Nobelversammlung, deren Aufgabe es ist, den Gewinner oder die Gewinnerin des Nobelpreises für Physiologie und Medizin auszuwählen.

Ähnlicher Fall in den USA

Ein ähnlicher Fall kursierte im Sommer des vergangenen Jahres in den US-Medien – dort soll es sich allerdings um Fremdverschulden gehandelt haben: Eine Reinigungskraft soll jahrzehntelange Forschungsarbeiten der US-Hochschule Rensselaer Polytechnic Institute in Troy (Bundesstaat New York) ruiniert haben, weil sie einen Gefrierschrank mit wichtigen Proben aufgrund eines störenden Signaltons ausgeschaltet hat. Die Hochschule hatte daraufhin den Arbeitgeber der Reinigungskraft wegen unzureichenden Trainings geklagt.

Die Reinigungskraft soll ein Schild, das Anweisungen zur Stummschaltung des Pieptons angezeigt hatte, missverstanden haben, so der Vorwurf. Die Folge: Bei minus 80 Grad gelagerte Proben waren „nicht mehr zu retten“, das habe einen Schaden von einer Million US-Dollar (rund 910.000 Euro) verursacht, sagten die Anwälte der Hochschule. Der Anklageschrift zufolge wurden dadurch Forschungsarbeiten, die sich über 20 Jahre zogen, zunichtegemacht.

Vorfall ging leichter Temperaturanstieg voraus

Einige Tage bevor der Gefrierschrank ausgeschaltet wurde, war ein Alarm ertönt, der auf einen leichten Temperaturanstieg aufmerksam machte. Die Zellkulturen, Proben und Forschungsergebnisse seien dabei aber nicht geschädigt worden, hieß es. Pandemiebedingt verzögerte sich die Reparatur des Gefrierschranks, weshalb ein Schild mit Anweisungen angebracht wurde.

„Dieser Gefrierschrank piepst, weil er sich in Reparatur befindet. Bitte nicht bewegen oder ausstecken. Keine Reinigung in diesem Bereich nötig“, hieß es darauf. „Sie können den Alarm/Probe-Stummschaltungsknopf für 5 bis 10 Sekunden gedrückt halten, wenn Sie das Geräusch stummschalten möchten“, war weiter zu lesen.

Der Vertrag des Reinigungsunternehmens mit der Hochschule aus dem Jahr 2020 – damals soll sich der Vorfall ereignet haben – belief sich auf 1,4 Millionen Dollar (rund 1,3 Mio. Euro). Das berichtete die Zeitung „Times Union“. Forschung zur Fotosynthese unter der Leitung von Professor K. V. Lakshmi hätte das Potenzial gehabt, bei der Weiterentwicklung von Solarpaneelen „bahnbrechend“ zu sein, schrieb ein Anwalt des Instituts. Die Reinigungskraft beteuerte Berichten zufolge, nichts falsch gemacht zu haben.