Der Opernball mag auch ein Sehen- und Gesehen-Werden der Reichen und Schönen sein. Die Ballveranstaltung des Jahres findet aber immer noch in der Wiener Oper statt – was die Verantwortlichen unter Operndirektor Bogdan Roscic gerade bei der musikalischen Eröffnung nicht in Vergessenheit geraten lassen wollen. Wie schon in den Jahren zuvor stand auch heuer im Mittelpunkt der Eröffnung die Opernwelt selbst.
Den Auftakt der Gesangsdarbietung des Abends absolvierte Mezzosopranistin Elina Garanca gemeinsam mit der jungen spanischen Sopranistin Serena Saenz mit dem klassischen Gassenhauer „Barcarolle“ aus Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“. Es folgten zwei Solostücken von Garanca und Tenor Piotr Beczala. Im Anschluss vereinigten Garanca und Beczala ihre Stimmen für „Granada“ von Agustin Lara.
„Zeichen für den Frieden“
Für den Auftritt des Wiener Staatsballetts griff die Oper auf den russischstämmigen Choreografen Alexei Ratmansky zurück. Von ihm choreografiert tanzten die Solistinnen- und Solistenpaare den Walzer „La Separation“ des ukrainischen Komponisten Mykola Lysenko. Ratmansky wollte damit „ein Zeichen für den Frieden auf der Welt senden“.
Aus vollem Hals „Granada“
Elina Garanca und Piotr Beczala spendierten der Eröffnung mit „Granada“ ein mitreißenden Duett
Der Opernball im ORF-TV
Der ORF überträgt den Höhepunkt der Ballsaison ab 20.15 Uhr rund vier Stunden live in ORF2 und im Livestream in tvthek.ORF.at.
Schon vor Gesangs- und Ballettdarbietungen waren die 144 Paare des Jungdamen- und Jungherren-Komitees in den Ballsaal eingezogen. Zum Abschluss der Eröffnung zeigten sie dann die von Maria Angelini-Santner und Christoph Santner von der Tanzschule Santner gestaltete Choreografie zur „Pepita-Polka“ von Johann Strauss (Sohn). Zum Ende der Eröffnung folgte der Ausruf, der den Opernball erst zum Opernball macht: Mit „Alles Walzer“ wurde das Parkett für die Besucher freigegeben.
„Alles Walzer!“
Es ist gekommen, wie es kommen musste: Mit „Alles Walzer“ wurde auch auf dem diesjährigen Opernball die Tanzfläche für die Allgemeinheit freigegeben.
Schaulaufen auf dem roten Teppich
Diese hatten sich in den Stunden zuvor über den roten Teppich in die Oper begeben. Wobei das mit dem roten Teppich dieses Jahr gar nicht so unkompliziert war, wie das ORF-Moderatorenduo Marion Benda und Andi Knoll erklärte. Schon beim Anstellen mussten sich die Gäste entscheiden, ob sie den Weg über den breiten roten Teppich vor der Oper wählten oder sich in Richtung Feststiege auf den Weg machten, die für den Ballabend freilich mit ihrem eigenen roten Teppich ausgelegt worden war. Doch egal ob Weg eins oder zwei – am Ende landeten alle dann doch in der Oper.
Und für einen spielte sogar exklusiv die Musik. Als Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Stufen zur Oper hinaufschritt, wurde sein Gang von Fanfaren untermalt. Der Bundespräsident ist freilich nicht der einzige Politiker, der dem Ball die Ehre gibt. Auch ein Großteil der Regierungsriege von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) fand seinen Weg in die Oper.
Ebenfalls dabei war Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP). Der für Kultur zuständige Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) ließ den Ball aus, er wurde von Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer vertreten. Auch Ex-Kanzlerin Brigitte Bierlein kam zum Fest.
Wie üblich hatte die Politik auch internationale Gäste mitgebracht. Van der Bellen hatte seinen montenegrinischen Amtskollegen Jakov Milatovic eingeladen – ein „Symbol für das österreichische Engagement am Westbalkan“, wie Van der Bellen sagte. Nehammer nahm Estlands Premierministerin Kaja Kallas mit. „Der Wiener Opernball ist nicht nur eine schöne Tradition unseres Landes, sondern auch kulturelles Aushängeschild Österreichs in der Welt. Nicht umsonst kommen jedes Jahr gerne auch internationale Gäste – wie heuer die estnische Premierministerin Kaja Kallas – nach Wien zum Opernball“, so der Bundeskanzler.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Interview
„Der Wiener Opernball ist nicht nur eine schöne Tradition unseres Landes, sondern auch kulturelles Aushängeschild Österreichs in der Welt“, sagte Bundeskanzler Nehammer.
Presley lässt es glitzern
Einer der bekanntesten Namen der Ballnacht kam aber nicht aus der Politik: Priscilla Presley. Donnerstag am frühen Abend hatte sich Presley bereits in ihrem Outfit für den Ball gezeigt, einem silbernen Paillettenkleid von Nina Ricci. Presley besucht den Opernball auf Einladung von Richard Lugner, mit dem sie im Laufe des Abends auch noch tanzen wolle, so Presley.
Für weitere Prominenz sorgten der Schauspieler Franco Nero sowie der Schlagersänger Heino. Sie folgten der Einladung des deutschen Unternehmers Markus Deussl, der sich und ein von ihm entwickeltes Kältetherapiegerät gerne medienwirksam vermarktet.
Deussl brachte dieses Jahr überdies das deutsche Modell Alessandra Meyer-Wölden sowie deren Ex-Mann, den Comedian Oliver Pocher, auf den Ball. Letzterer ließ sich noch am Donnerstag für den Ball gesund spritzen, nicht ohne das Ganze auch auf Video festhalten zu lassen.
Von Glööckler bis Dompfarrer
Designer Harald Glööckler schritt mit neuer Langhaarfrisur und spitzen Fingernägeln über den Red Carpet in die Oper. „Ich habe mich gefragt, wie Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Ball aussehen würde. Es ist ein bisschen ‚Rock me Amadeus‘“, sagte der Deutsche.
Ebenfalls unter den Gästen des Balls zu sehen waren die ehemaligen Organisatorinnen Elisabeth Gürtler sowie Maria Großbauer, das Künstlerehepaar Cornelius Obonya und Carolin Pienkos, Designerin Lena Hoschek, Stargeigerin Lidia Baich und ihr Ehemann, der Sänger Andreas Schager. Auch Schauspielerin Nina Proll und Ex-ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz mit Lebensgefährtin Leona König mischten sich unter das Ballvolk. Ebenfalls dabei waren Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Dompfarrer Toni Faber.
Model Papis Loveday zog mit ausgefallenem Kopfschmuck viele Blicke auf sich. Musiker DJ Ötzi besuchte mit Frau und Tochter den Ball. Die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Kristina Hammer, ließ sich das Spektakel ebenso wenig entgehen wie die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, Sabine Haag. Schauspielerin Sunnyi Melles sah sich die Eröffnung gemeinsam mit Zirkusartistin und Model Lili Paul-Roncalli an.
Hunderte Polizisten in und um die Oper
Damit all die Prominenten und die Hunderten weiteren Ballgäste ungestört in die Oper gelangen konnten, wurde der Ring zwischen Johannesgasse und Operngasse sowie die Kärntner Straße zwischen Karlsplatz und Opernring vom frühen Abend an für den Verkehr gesperrt. Auch die Straßenbahn wurde in dieser Zeit kurzgeführt beziehungsweise umgeleitet.
Für die Polizei bedeutet der Opernball denn auch wieder einen Großeinsatz. „Mehrere hundert Polizistinnen und Polizisten“ seien in und um das Haus am Ring in Einsatz, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) Donnerstagvormittag bei einem Rundgang durch die Staatsoper. Bereits am Mittwoch hatten Sprengstoffspürhunde der Wiener Diensthundestaffel eine erste Durchsuchung der Oper absolviert, das ging am Donnerstag bis kurz vor Beginn des Balles weiter.
Demos ruhig verlaufen
Arbeit für die Polizei bedeuteten auch die Demonstrationen rund um den Ball – auch wenn diese laut Polizei ruhig verliefen. Die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) hatte zu einem Marsch aufgerufen, der über die Gumpendorfer Straße und den Getreidemarkt bis zum Ring führte. Auf Plakaten war etwa „Keine Profite mit Energie und Miete“ und „Streik statt fauler Kompromiss“ zu sehen.