Die gut gefüllte Tanzfläche beim Opernball in der Wiener Staatsoper
ORF/Roland Winkler
Rauschende Ballnacht

Oper und Besucher feiern sich selbst

In rosa Blumenschmuck gebadet strahlte die Oper Donnerstagabend und -nacht mit ihren Besucherinnen und Besuchern um die Wette. Beim zweiten Opernball nach der zwangsbedingten Pandemiepause herrschte im Haus am Ring allerorten gute Laune und die Freude an sich selbst. Der Protest gegen den Ball blieb dieses Jahr klein und vor der Tür.

Der Opernball ist vieles: Ein Abend, an dem die Oper nicht nur ausverkauft ist, sondern auch schwarze Zahlen schreibt. Eine Veranstaltung, die dem Haus am Ring und den vielen, die an dem Ball beteiligt sind, mediale PR der Sonderklasse beschert – und das bisweilen auch über die österreichischen Grenzen hinaus. „Der Wiener Opernball ist nicht nur eine schöne Tradition unseres Landes, sondern auch kulturelles Aushängeschild Österreichs in der Welt“, meinte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Nicht umsonst kämen jedes Jahr internationale Gäste nach Wien, so der Kanzler.

Für den Regierungschef ist der Opernball – wie für seine Politikerkollegen und -kolleginnen – auch Arbeit. Es gilt zu repräsentieren und Kontakte zu pflegen. Das ist auch für manche Unternehmerin und manchen Unternehmer der Fall. Sei es, wenn die eigene Loge zum Netzwerken genutzt wird, sei es, um mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. Der eine oder andere eingeladene Stargast kann da hilfreich sein.

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Die gut gefüllte Tanzfläche beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Die Aufforderung mag „Alles Walzer!“ lauten. Wem das ob des Gedränges auf der Tanzfläche tatsächlich gelingt, der hätte sich eigentlich einen Orden verdient.
Debütanten beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Es ist nicht immer alles schwarz und weiß. Die Weisheit stimmt heuer – rosa Kleid und Blumen sei Dank – sogar beim Einzug der Debütantinnen und Debütanten.
Debütanten beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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144 junge Menschen als fixer Bestandteil der Eröffnung – 72 von ihnen tragen Krönchen
Debütanten beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Hoppla, wo ist da die schwarz gekleidete Hälfte geblieben?
Opernstar Elina Garanca eröffnet den Opernball in der Wiener Staatsoper
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Mezzosopranistin und Sopranistin mit vereinten Stimmen
Piotr Beczala mit seinem Solo beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Für Tenor Piotr Beczala war es nicht der erste Auftritt bei der Eröffnung des Opernballs
Blick in die Logen beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Wer zuerst kommt, steht zuerst – und darf trotzdem nicht über die rote Kordel drüber
Das Ballett bei der Eröffnung beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Mit Ballett kann man gar nicht früh genug anfangen, sagen zumindest die Ballettlehrerinnen und -lehrer
Die Studierenden der Ballettakademie bei der Eröffnung beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Und auch das richtige Lächeln will früh genug geübt sein
Das Wiener Staatsballett bei der Eröffnung beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Dass Ballett aber mehr als Tutu und Leggings ist, machte auch die Balleröffnung einmal mehr deutlich
Bundeskanzler Nehammer und Bundespräsident van der Bellen mit Gästen beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Von der Loge des Bundespräsidenten aus hat man eine ideale Sicht auf das Geschehen. Und wenn man steht, wird man auch selbst sehr gut gesehen.
Priscilla Presley winkt beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Kann Priscilla Presley tanzen? Winken beherrscht sie jedenfalls mit royalem Gestus.
DJ Ötzi in einer Loge beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Gerry Friedle, auch bekannt als DJ Ötzi – auch nicht zum ersten Mal auf dem Opernball
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Eine eigene Loge gibt es auch für Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)

Dann ist der Opernball aber auch noch schlicht ein ausgelassenes Fest. Ein Event mit mehr als 5.000 Besucherinnen und Besuchern, die sich von den Kartenpreisen von über 350 Euro und aufwärts nicht abschrecken haben lassen. Und nicht zuletzt versteht sich der Ball – auf jeden Fall wenn es nach den Organisatoren geht – auch als eine kulturelle Veranstaltung. Dass dem so ist, daran erinnert alljährlich die sorgfältig zusammengestellte Eröffnung. In ihr zeigte die Oper unter Direktor Bogdan Roscic auch in der 66. Ausgabe des Balls, was das Haus am Ring ausmacht.

Weibliches Duett als Premiere

Bestritten wurde die Eröffnung in diesem Jahr unter anderen von fast schon Veteranen des Opernballs. Weder für Mezzosopranistin Elina Garanca noch für Tenor Piotr Beczala war es die erste Opernballeröffnung, an der sie mitwirkten.

Garanca und Seanz im Duett

Mit dem Gassenhauer „Barcarolle“ sorgten Mezzosopranistin Elina Garanca und Sopranistin Serena Saenz für eine Premiere.

Für ein Novum sorgte Garanca aber dennoch, als sie gemeinsam mit der jungen spanischen Sopranistin Serena Saenz den klassischen Gassenhauer „Barcarolle“ aus Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ im Duett sang. Es war – man mag es kaum glauben – das erste ausschließlich weibliche Duett, das bei einer Opernballeröffnung zu hören war.

„Zeichen für den Frieden“

Nicht als Selbstverständlichkeit mag in diesen Zeiten auch der von Alexei Ratmansky choreografierte Auftritt des Staatsopernballetts gelten. Der russischstämmige Choreograf ließ Solistinnen- und Solistenpaare zum Walzer „La Separation“ des ukrainischen Komponisten Mykola Lysenko tanzen. Er wolle damit „ein Zeichen für den Frieden auf der Welt senden“, so Ratmansky.

Ballett als „Zeichen für den Frieden“

Der russischstämmige Choreograf ließ Solistinnen- und Solistenpaare zum Walzer „La Separation“ des ukrainischen Komponisten Mykola Lysenko tanzen. Er wolle damit „ein Zeichen für den Frieden auf der Welt senden“, so Ratmansky.

Dass die harte Politik an diesem Abend in der Oper allerdings nur eine Nebenrolle spielte, braucht auch nicht zu überraschen; auch wenn vom Bundespräsidenten abwärts zahlreiche heimische Politikerinnen und Politiker den Ball besuchten und selbst Gäste vom internationalen politischen Parkett an das Tanzparkett der Oper heranführten.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte etwa seinen montenegrinischen Amtskollegen Jakov Milatovic eingeladen – ein „Symbol für das österreichische Engagement am Westbalkan“, so der Bundespräsident.

„Haben so etwas nicht in Los Angeles“

Für mehr Aufsehen als die politischen Gäste sorgen Jahr für Jahr aber jene Namen, die ihre Bekanntheit nicht der politischen Tätigkeit verdanken. Richard Lugner hatte heuer Priscilla Presley zum Ball geholt. „Absolut wundervoll“ sei der Ball, sagte die Ex-Frau von Elvis Presley dann im Interview artig ins Mikrofon. „Wir haben so etwas nicht in Los Angeles.“ Wie angekündigt wagte sie sich mit ihrem Gastgeber auch noch kurz auf Tanzfläche – PR-Aufgabe erfolgreich gemeistert.

Priscilla Presley und Richard Lugner im Talk

Priscilla Presley und Richard Lugner im Interview mit Mirjam Weichselbraun. Presley ist diesjähriger Stargast von Richard Lugner.

Gesittet und voll des Lobs für ihren Sponsor zeigten sich auch die Prominenten, die der Einladung des deutschen Unternehmers Markus Deussl, gefolgt waren: Schauspieler Franco Nero, Schlagersänger Heino, das deutsche Modell Alessandra Meyer-Wölden sowie ihr Ex-Mann, der Comedian Oliver Pocher.

„Fast ein Branchentreffen“

Designer Harald Glööckler hatte sich mit Langhaarperücke und spitzen Fingernägeln ausgestattet- seine Interpretation eines zeitgenössischen Wolfgang Amadeus Mozart. Ebenfalls unter den Gästen zu sehen waren die ehemaligen Opernballorganisatorinnen Elisabeth Gürtler sowie Maria Großbauer.

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Marika Lichter und Ex-Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein beim Opernball in der Wiener Staatsoper
ORF/Christian Öser
Die eine managte ein paar Monate lang die Republik, die andere unter anderem den Musicalsommer Winzendorf: Ex-Kanzlerin Brigitte Bierlein und Musicaldarstellerin Marika Lichter
Sänger Heino beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Egal ob Abend oder indoor: Die Sonnenbrille bleibt bei Heino auch auf dem Opernball auf
Franco Nero beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Vor mittlerweile sechs Jahrzehnten wurde er als Django berühmt: Schauspieler Franco Nero
Comedian Oliver Pocher beim Opernball in der Wiener Staatsoper
ORF/Christian Öser
Sich von einem Infekt den Opernball vermiesen lassen? Olli Pocher wollte das nicht gelten lassen. Noch untertags gab es für den Comedian eine fiebersenkende Spritze.
Die österreichische Profitänzerin und Moderatorin Conny Kreuter beim Opernball in der Wiener Staatsoper
ORF/Christian Öser
Auch Lack-und-Leder-Look geht auf dem Opernball, zeigt Tänzerin Conny Kreuter
Unternehmerin und Moderatorin Judith Alexis Stecher-Williams mit Ehemann Alexander-Klaus beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Ob sich unter den Gästen jemand mit einem längeren Namen findet als Judith Alexis Stecher-Williams. Ehemann Alexander-Klaus kann jedenfalls nicht mithalten – ihm fehlt das Williams im Nachnamen.
Julian F.M. Stoeckel mit seiner Begleitung beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Der deutsche Entertainer Julian Stoeckel und seine Begleitung haben besonders Wert auf den Bereich oberhalb des Haaransatzes gelegt
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museum (KHM) mit Begleitung beim Opernballes in der Wiener Staatsoper
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Vom Kunsthistorischen Museum zur Oper sind es nur ein paar hundert Meter Luftlinie. Für KHM-Direktorin Sabine Haag war der Weg also nicht weit.
Erich Altenkopf und Lilian Klebow beim Opernball in der Wiener Staatsoper
APA/Helmut Fohringer
Das Schauspielerpaar Erich Altenkopf und Lilian Klebow übt den starren Blick
Jasmin Soravia beim Opernball in der Wiener Staatsoper
APA/Eva Manhart
Für manche in der Immobranche sieht es derzeit nicht so rosig aus. Jasmin Soravia hat aber augenscheinlich gut lachen.
Silvia Schneider und ihr Freund Jamie Harrison beim Opernball in der Wiener Staatsoper
APA/Helmut Fohringer
Andreas Gabalier ist seit vier Jahren Geschichte. Seit zwei Jahren heißt der Mann an der Seite von Moderatorin Silvia Schneider Jamie Harrison.

Ob der vielen Schauspielerinnen und Schauspieler aus dem deutschsprachigen Raum sah Cornelius Obonya „fast ein Branchentreffen“. Was allen Gästen am Ende gemein schien: die zur Schau gestellte Überzeugung, dass der Opernball in all seinen Facetten eben doch so etwas wie der Ball der Bälle ist – so abgenutzt die Zuschreibung auch scheinen mag.

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Bundespräsident Alexander van der Bellen mit Frau mit Gästen aus Montenegro beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Begleitung seiner Frau Doris Schmidauer und seines montenegrinischen Amtskollegen Jakov Milatovic
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und seine Frau Katharina beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat mit Estlands Premierministerin Kaja Kallas auch einen internationalen Gast. An seiner Seite ist hier aber seine Ehefrau Katharina.
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) (l.) und seine finnische Amtskollegin Elina Valtonen beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) brachte seine finnische Amtskollegin Elina Valtonen zum Ball mit
Bundesministerin Susanne Raab (ÖVP) mit ihrem Ehemann beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Ob Susanne Raab und ihr Mann schon mitbekommen haben, wer hinter ihnen auf sie wartet?
Regierungsrätin Liechtensteins für Äußeres, Dominique Hasler, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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EU-Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) hakte sich bei ihrem Parteikollegen Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka unter, links daneben die Regierungsrätin Liechtensteins für Äußeres, Dominique Hasler
Die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures beim Opernball in der Wiener Staatsoper
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Auch die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) lässt sich die Ballnacht nicht entgehen

Demos ohne Zwischenfälle

Am Ende gehört zum Opernball traditionell auch die – ebenfalls zur Schau gestellte – Ablehnung der Veranstaltung. Wenngleich diese außerhalb der Oper über die Bühne ging.

Die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) hatte zu einem Marsch gegen den Opernball aufgerufen. Auf Plakaten war etwa „Keine Profite mit Energie und Miete“ und „Streik statt fauler Kompromiss“ zu sehen. Auf dem Platz zwischen Albertina und Oper fand ebenfalls eine kleine Kundgebung statt. Laut Polizei gab es keine gröberen Zwischenfälle.

Eine soziale Ader will freilich auch der Opernball selbst haben. Zum zweiten Mal unterstützt der Ball „Österreich hilft Österreich“, eine von ORF und den führenden Hilfsinstitutionen getragene Initiative, die in Not geratenen Menschen hilft. 35 Euro von jedem Ticket und zehn Prozent aller Einnahmen durch die Konsumation auf dem Ball werden gespendet. Vergangenes Jahr kamen so 600.000 Euro zusammen.