Dass sich der Opernball bei aller Begleitmusik im Vorfeld um diverse Stargäste grundlegend als kulturelle Veranstaltung sieht, wird spätestens bei der alljährlich sorgfältig zusammengestellten Eröffnung klar. In ihr zeigte die Oper unter Direktor Bogdan Roscic auch in der 66. Ausgabe des Balls, was das Haus am Ring ausmacht – und was offenkundig noch immer für Begeisterung sorgt.
Zwar sind Mezzosopranistin Garanca und Tenor Beczala fast schon Veteranen des Opernballs, beide wirkten schon bei Eröffnungen mit. Für ein Novum sorgte Garanca aber dennoch, als sie gemeinsam mit der jungen spanischen Sopranistin Serena Saenz den klassischen Gassenhauer „Barcarole“ aus Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ im Duett sang.
Garanca und Seanz im Duett
Mit dem Gassenhauer „Barcarole“ sorgten Mezzosopranistin Elina Garanca und Sopranistin Serena Saenz für eine Premiere.
Es war – man mag es kaum glauben – das erste ausschließlich weibliche Duett, das bei einer Opernballeröffnung zu hören war.
„Zeichen für den Frieden“
Nicht als Selbstverständlichkeit mag in diesen Zeiten auch der von Alexei Ratmansky choreografierte Auftritt des Staatsopernballetts gelten. Der russischstämmige Choreograf ließ Solistinnen- und Solistenpaare zum Walzer „La Separation“ des ukrainischen Komponisten Mykola Lysenko tanzen. Er wolle damit „ein Zeichen für den Frieden auf der Welt senden“, so Ratmansky.
Ballett als „Zeichen für den Frieden“
Der russischstämmige Choreograf Alexei Ratmansky ließ Solistinnen- und Solistenpaare zum Walzer „La Separation“ des ukrainischen Komponisten Mykola Lysenko tanzen. Er wolle damit „ein Zeichen für den Frieden auf der Welt senden“, so Ratmansky.
Dass die harte Politik an diesem Abend in der Oper allerdings nur eine Nebenrolle spielte, braucht auch nicht zu überraschen – auch wenn vom Bundespräsidenten abwärts zahlreiche heimische Politikerinnen und Politiker den Ball besuchten und selbst Gäste vom internationalen politischen Parkett an das Tanzparkett der Oper heranführten.
Van der Bellen mit Amtskollegen aus Montenegro
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte etwa seinen montenegrinischen Amtskollegen Jakov Milatovic eingeladen – ein „Symbol für das österreichische Engagement am Westbalkan“, so der Bundespräsident.
„Der Wiener Opernball ist nicht nur eine schöne Tradition unseres Landes, sondern auch kulturelles Aushängeschild Österreichs in der Welt“, meinte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Nicht umsonst kämen jedes Jahr internationale Gäste nach Wien, so der Kanzler.
Für den Regierungschef ist der Opernball – wie für seine Politikerkollegen und -kolleginnen – auch Arbeit. Es gilt zu repräsentieren und Kontakte zu pflegen. Das ist auch für manche Unternehmerin und manchen Unternehmer der Fall. Sei es, wenn die eigene Loge zum Netzwerken genutzt wird, sei es, um mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. Der eine oder andere eingeladene Stargast kann da hilfreich sein.
„Haben so etwas nicht in Los Angeles“
Für mehr Aufsehen als die politischen Gäste sorgen Jahr für Jahr aber jene Namen, die ihre Bekanntheit nicht der politischen Tätigkeit verdanken. Richard Lugner hatte heuer Priscilla Presley zum Ball geholt. „Absolut wundervoll“ sei der Ball, sagte die Ex-Frau von Elvis Presley dann im Interview artig ins Mikrofon. „Wir haben so etwas nicht in Los Angeles.“ Wie angekündigt wagte sie sich mit ihrem Gastgeber auch noch kurz auf Tanzfläche – PR-Aufgabe erfolgreich gemeistert.
Priscilla Presley und Richard Lugner im Talk
Priscilla Presley und Richard Lugner im Interview mit Mirjam Weichselbraun. Presley ist diesjähriger Stargast von Richard Lugner.
Gesittet und voll des Lobs für ihren Sponsor zeigten sich auch die Prominenten, die der Einladung des deutschen Unternehmers Markus Deussl, gefolgt waren: Schauspieler Franco Nero, Schlagersänger Heino, das deutsche Modell Alessandra Meyer-Wölden sowie ihr Ex-Mann, der Comedian Oliver Pocher.
„Fast ein Branchentreffen“
Designer Harald Glööckler hatte sich mit Langhaarperücke und spitzen Fingernägeln ausgestattet- seine Interpretation eines zeitgenössischen Wolfgang Amadeus Mozart. Ebenfalls unter den Gästen zu sehen waren die ehemaligen Opernballorganisatorinnen Elisabeth Gürtler sowie Maria Großbauer.
Ob der vielen Schauspielerinnen und Schauspieler aus dem deutschsprachigen Raum sah Cornelius Obonya „fast ein Branchentreffen“. Was allen Gästen am Ende gemein schien: die zur Schau gestellte Überzeugung, dass der Opernball in all seinen Facetten eben doch so etwas wie der Ball der Bälle ist – so abgenutzt die Zuschreibung auch scheinen mag.
Demos ohne Zwischenfälle
Am Ende gehört zum Opernball traditionell auch die – ebenfalls zur Schau gestellte – Ablehnung der Veranstaltung. Wenngleich diese außerhalb der Oper über die Bühne ging.
Die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) hatte zu einem Marsch gegen den Opernball aufgerufen. Auf Plakaten war etwa „Keine Profite mit Energie und Miete“ und „Streik statt fauler Kompromiss“ zu sehen. Auf dem Platz zwischen Albertina und Oper fand ebenfalls eine kleine Kundgebung statt. Laut Polizei gab es keine gröberen Zwischenfälle.
Eine soziale Ader will freilich auch der Opernball selbst haben. Zum zweiten Mal unterstützt der Ball „Österreich hilft Österreich“, eine von ORF und den führenden Hilfsinstitutionen getragene Initiative, die in Not geratenen Menschen hilft. 35 Euro von jedem Ticket und zehn Prozent aller Einnahmen durch die Konsumation auf dem Ball werden gespendet. Vergangenes Jahr kamen so 600.000 Euro zusammen.