D: Arendt-Lesung nach Protest abgebrochen

Nach propalästinensischen Protesten ist in Berlin die Lesung einer umfassenden Analyse totalitärer Strukturen der Publizistin Hannah Arendt (1906–1975) im Museum für zeitgenössische Kunst Hamburger Bahnhof abgebrochen worden.

Nach Schilderung der beiden Museumsdirektoren Sam Bardaouil und Till Fellrath war die 100-stündige Performance „Where Your Ideas Become Civic Actions (100 Hours Reading ‚The Origins of Totalitarianism‘)“ der kubanischen Künstlerin Tania Brugueras am Vortag zweimal von einer Gruppe politischer Aktivisten gestört worden.

Hassreden bei Vorlesung

Zunächst seien am Nachmittag Hassreden gehalten worden. Beim zweiten Vorfall am Abend kehrten die rund 20 Personen den Angaben zufolge zurück und beleidigten einen der Vorleser und einen der Museumsdirektoren mit gewalttätigen Hasstiraden.

Unter diesen Umständen sei der offene Dialog, der mit dieser Performance beabsichtigt gewesen sei, nicht mehr möglich, so die Direktoren. Die Künstlerin beschloss, die Performance zu beenden, um sich gegen Hassreden und jede Form von Gewalt zu wehren.

Die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth verurteilte die Attacke scharf und begrüßte Konsequenzen für die Urheber. Zuvor war laut Polizeiangaben eine Anzeige eingegangen.

Hermann Parzinger, Präsident der für die Museen zuständigen Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagte, es sei „unerträglich, zu welchen antisemitischen Provokationen, rassistischen Beleidigungen und persönlichen Angriffen“ es gekommen sei. „Das Ausmaß ist ungeheuerlich.“