Vor 100 Jahren: Uraufführung von „Rhapsody in Blue“

Genau heute vor 100 Jahren, am 12. Februar 1924, ist in New York George Gershwins „Rhapsody in Blue“, ein Klavierkonzert mit Jazzorchester, uraufgeführt worden. Die „Rhapsody in Blue“ ist ein Versuch, die gegensätzlichen Musikstile Jazz und Klassik zu verbinden – und zugleich eine der ikonischen Kompositionen der 1920er Jahre, die sich bis heute größter Beliebtheit erfreut.

Debatte über Wirkungsgeschichte

Auf den Meinungsseiten der „New York Times“ entwickelte sich anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums eine kleine Debatte über Bedeutung und Wirkungsgeschichte der „Rhapsody“. Der Jazzmusiker und Musikkritiker Ethan Iverson kritisierte vor allem die Rezeptionsgeschichte des Werkes.

Anstatt zum Anfang eines Zusammenwachsens von „weißer“ E-Musik und zeitgenössischer „schwarzer“ U-Musik zu werden, habe der Erfolg des Werkes dazu geführt, dass die klassische Musikwelt in den USA die „Rhapsody“ adoptierte, aber sonst die beiden Musikrichtungen bis heute weitgehend getrennte Wege gehen, so Iversons Kritik. Im Zentrum stehe der Rhythmus. Afrikanische und lateinamerikanische Rhythmen seien von den US-amerikanischen symphonischen Institutionen „selten verstanden oder wirklich respektiert“ worden.

Iverson erntete heftigen Widerspruch. Der Linguist und „New York Times“-Kolumnist John McWhorter warf Iverson im Gegenzug vor, überkommenen Vorstellungen anzuhängen: Ja, das Konzert vor 100 Jahren in der Aeolian Hall sollte Jazz als eigene Musikform legitimieren helfen. Aber das heute zu verlangen sei schlicht eine überholte Idee. „Wir moderne Menschen akzeptieren Jazz als Kunst.“