Das russische Landungsschiff „Zesar Kunikow“
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Geheimdienst

Ukraine versenkt russisches Kriegsschiff

Vor der Küste der Krim soll laut Angaben des ukrainischen Geheimdienstes ein russisches Kriegsschiff versenkt worden sein. Das Landungsschiff „Zesar Kunikow“ soll mit Drohnen attackiert worden sein, hieß es am Mittwoch. Russland bestätigte den Bericht bisher nicht. Es ist das zweite Mal binnen zwei Wochen, dass die Ukraine ein Schiff versenkt haben will. Die Lage an der Front ist aber unverändert „komplex“, wie auch der neue Armeechef sagte.

Die „Zesar Kunikow“ soll unweit der Stadt Alupka mit Seedrohnen des Typs „Magura V5“ attackiert worden sein, teilte der Militärgeheimdienst HUR in Kiew mit. Die Behörde veröffentlichte auch ein Video, das den Moment des Angriffs zeigen soll. Unabhängig überprüfen lässt sich das nicht. Das russische Verteidigungsministerium sprach in der Früh lediglich von sechs ukrainischen Drohnen, die in der Nacht angeblich erfolgreich über dem Schwarzen Meer abgeschossen worden seien. Der Kreml gab keine Stellungnahme ab.

Sollten die ukrainischen Berichte stimmen, wäre das ein weiterer Schlag für die russische Schwarzmeer-Flotte kurz bevor sich der Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine zum zweiten Mal jährt. Das ukrainische Militär beschädigte und versenkte bereits mehrfach russische Kriegsschiffe mit Raketen und Seedrohnen. Die russische Schwarzmeer-Flotte konnte damit mittlerweile weitgehend aus dem Westteil des Schwarzen Meeres verdrängt werden.

Ukraine meldet Zerstörung von „Zesar Kunikow“

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben vor der Halbinsel Krim ein weiteres russisches Kriegsschiff zerstört. Dabei soll es sich um das Landungsschiff „Zesar Kunikow“ handeln.

Schon vor genau zwei Wochen hieß es von der Ukraine, dass man ein russisches Schiff versenkt habe. Auf einem Video soll ein Drohnenangriff auf das Raketenschiff „Iwanowez“ zu sehen sein. Laut HUR soll die Spezialeinheit „Gruppe 13“ für den Angriff verantwortlich gewesen sein – wie auch jetzt auf die „Zesar Kunikow“.

Neuer Armeechef: Lage an Front „komplex“

Doch während die Ukraine Erfolge bei der Zurückdrängung der russischen Flotte vorweisen kann, gibt es an der Front in der Ostukraine deutlich weniger Fortschritte. Das musste auch der neue ukrainische Armeechef Olexandr Syrskyj eingestehen. Er bezeichnete die aktuelle Lage an der Front als ausgesprochen „komplex“.

„Das operative Umfeld ist äußerst komplex und belastend“, sagte Syrskyj am Mittwoch nach einem gemeinsamen Besuch mit Verteidigungsminister Rustem Umjerow an der Front im Osten des Landes auf Telegram. „Die russischen Besatzer verstärken weiterhin ihre Bemühungen und haben einen zahlenmäßigen Vorsprung an Personal“, fügte er hinzu.

Der ukrainischer Armeechef Oleksandr Syrskyi
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Der neue Armeechef Syrskyj bezeichnete die Lage an der Front als „komplex und belastend“

Moskau versucht seit Oktober, die ostukrainische Industriestadt Awdijiwka in der Region Donezk einzukreisen. Donezk ist eine von insgesamt vier Regionen, die der Kreml 2022 für annektiert erklärt hatte. Die Eroberung von Awdijiwka wäre für Russland ein dringend benötigter Erfolg im Vorfeld des zweiten Jahrestages seiner Invasion in der Ukraine und der Präsidentschaftswahl im März.

Angriff auf Krankenhaus

Auch der russische Angriff auf Selydowe in Donezk wurde fortgesetzt. Dort wurden ein Krankenhaus beschädigt und mehrere Wohnhäuser zerstört. Drei Menschen wurden getötet, mehrere Menschen wurden verletzt, teilte der Gouverneur von Donezk, Wadym Filaschkin, mit. Unter den Opfern sei ein Kind, so der Stadtrat von Selydowe auf Telegram. 100 Patienten sollen in Krankenhäuser in nahe gelegenen Städten gebracht worden sein. Bereits am Abend zuvor seien in Selydowe zwölf Wohnungen zerstört und mindestens vier Menschen verletzt worden.

„Wir tun alles, um den Feind daran zu hindern, tief in unser Gebiet vorzudringen, und um unsere Stellungen zu halten“, sagte Syrskyj nun. Anfang Februar hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den früheren Armeechef Walerij Saluschnyj abgesetzt und den bisherigen Heereskommandeur Syrskyj zu dessen Nachfolger ernannt. Selenskyj warf Saluschnyj nach Angaben ukrainischer Medien seit Monaten vor, dass es für die Ukraine an der Front gegen Russland nicht wirklich vorwärts geht.

US-Regierung: Ukrainischen Soldaten geht die Munition aus

Der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan bestätigte am Mittwoch indes ukrainische Angaben, wonach es den Soldaten an der Front zunehmend an Munition fehlt. „Wir erhalten immer öfter Berichte über ukrainische Soldaten, denen an der Front die Munition ausgeht oder die sie sogar rationiert haben.“ Durch fehlende Lieferungen von Munition, Luftabwehrsystemen und anderer Ausrüstung werde die Position der Ukrainer geschwächt, so Sullivan.

Mit jedem Tag stiegen für die Ukrainer demnach auch die „Kosten der Untätigkeit“ der USA, sagte Sullivan mit Verweis auf weitere von den Republikanern im Kongress blockierte US-Hilfen für Kiew. Er forderte den Kongress auf, „schnell“ über ein neues Hilfspaket abzustimmen.