Fahndungsliste: Russische Geschäftsträger einbestellt

Estland hat wegen der Aufnahme von Regierungschefin Kaja Kallas und Staatssekretär Taimar Peterkop auf eine russische Fahndungsliste den Geschäftsträger der russischen Botschaft in Tallinn einbestellt. Bei dem Gespräch heute sei Empörung über Russlands Schritt zum Ausdruck gebracht und eine schriftliche Erklärung verlangt worden, teilte das estnische Außenministerium mit.

Der russische Diplomat sei darüber informiert worden, dass Moskaus Vorgehen nicht die gewünschte Wirkung auf Estland Politik haben werde und dass das baltische EU- und NATO-Land die Ukraine weiter entschlossen unterstütze, hieß es weiter.

Forderung nach "Ende der politisch motivierten Verfolgung

Auch das benachbarte Lettland lud den russischen Geschäftsträger zum Gespräch ins Außenministerium. Dabei sei einer Mitteilung zufolge aufs Schärfste protestiert und die russische Praxis verurteilt worden, seine nationale Gerichtsbarkeit über seine Landesgrenzen hinaus auf Lettland auszudehnen.

In Litauen forderte das Außenministerium einen Vertreter der russischen Botschaft zu einem „sofortigen Ende der politisch motivierten Verfolgung litauischer Bürger“ auf. Das Vorgehen Russlands stehe im Widerspruch zu allgemein anerkannten Normen des Völkerrechts, zeuge von versuchter Geschichtsfälschung und missachte das historische Gedächtnis Litauens, hieß es in einer Mitteilung.

Dutzende Politiker auf Fahndungsliste gesetzt

Russland hatte zuvor Kallas und andere hochrangige Politiker aus den baltischen Staaten – darunter mehr als 80 aus Lettland und auch Litauens Kulturminister Simonas Kairys – auf eine Fahndungsliste gesetzt. Die russischen Behörden werfen ihnen den Abriss sowjetischer Kriegsdenkmäler vor.

Kallas selbst hat unbeeindruckt auf ihre Aufnahme auf die Fahndungsliste reagiert und diese als „nicht überraschend“ bezeichnet. „Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass ich das Richtige tue“, teilte sie via X (Twitter) mit. Kallas ist eine scharfe Kritikerin des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.