Johanna von Koczian in dem Stück „Oskar und die Dame in Rosa“ 2018 in der Komödie in Düsseldorf
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1933–2024

Johanna von Koczian ist tot

Mit dem Lied „Das bisschen Haushalt“ hat sie sich schon Ende der 70er Jahre schon über Macho-Ehemänner lustig gemacht, ihre Schauspielkarriere hat die Salzburger Festspiele in den 1950er Jahren genauso umfasst wie deutsche TV-Erfolgsserien und den heimischen Filmklassiker „Single Bells“. Nun ist Johanna von Koczian im Alter von 90 Jahren gestorben.

Die Schauspielkarriere begann die Tochter eines österreichischen k. u. k. Rittmeisters schon während ihrer Ausbildung am Salzburger Mozarteum: Bei den Salzburger Festspielen waren es zu Beginn der 50er Jahre noch eher kleine Rollen.

Unter der Leitung von Gustaf Gründgens spielte sie bei den Salzburger Festspielen unter anderem in „Wie es euch gefällt“ und brillierte bald an verschiedenen Theaterbühnen mit einem breiten Repertoire, aufgrund ihres Gesangtalents auch oft in Musicals.

Durchbruch mit „Wir Wunderkinder“

Ihre erste Filmrolle spielte sie 1957 in der Komödie „Viktor und Viktoria“. Den Durchbruch schaffte sie in Kurt Hoffmanns „Wir Wunderkinder“ (1958) an der Seite von Hansjörg Felmy, der „Spiegel“ nannte sie damals „den Berliner Bühnen-Schwarm“.

Mit Hoffmann drehte sie auch die Dürrenmatt-Verfilmung „Die Ehe des Herrn Mississippi“ (1961). Zu ihren Stationen gehörten das Residenztheater in München und das Theater in der Josefstadt in Wien. Sie spielte Tourneetheater und in Musicalklassikern wie „My Fair Lady“ und „Kiss Me, Kate“.

Hollywood-Angebote abgelehnt

Das Kinopublikum erlebte von Koczian als deutsche Stimme des schwedischen Filmstars Bibi Andersson („Wilde Erdbeeren“) in deren frühen Filmen. Jeweils einmal synchronisierte sie auch Liz Taylor und Brigitte Bardot. Kurzzeitig schien von Koczian sogar der Weg nach Hollywood offen. Sie galt als „die deutsche Audrey Hepburn“ und spielte 1959 in der internationalen Produktion „Serenade einer großen Liebe“.

Johanna von Koczian ist tot

Mit dem Lied „Das bisschen Haushalt“ hat sie sich schon Ende der 70er Jahre schon über Macho-Ehemänner lustig gemacht, ihre Schauspielkarriere hat die Salzburger Festspiele in den 1950er Jahren genauso umfasst wie deutsche TV-Erfolgsserien und den heimischen Filmklassiker „Single Bells“.

Dass sie in den 1960er Jahren nach ihren großen Erfolgen in Deutschland das Angebot ablehnte, nach Hollywood zu gehen, bereute sie nicht: „Dazu liebe ich das deutschsprachige Theater zu sehr. Das hätte ich dann möglicherweise verloren und damit meine Wurzeln. Man sollte sich keinen Illusionen hingeben: Die haben da drüben nicht auf uns gewartet“, sagte die Schauspielerin der „Leipziger Volkszeitung“ im Jahr 2007.

TV-Serien und „Single Bells“

Sie erkannte früh – Anfang der 60er Jahre – die zunehmende Bedeutung des Fernsehens und übernahm Rollen wie in der ARD-Serie „Die Stewardessen“ und in beliebten Krimifilmen wie „Agatha, lass das Morden sein“. Später war sie häufig im „Tatort“ zu sehen, eine feste Rolle hatte sie in „Praxis Bülowbogen“ und „Landärztin“.

Mit ihrer Rolle als Lilibet Treichl in Xaver Schwarzenbergers satirischen Weihnachtskomödien „Single Bells“ und „O Palmenbaum“ spielte sie sich 1997 in die Herzen einer Generation, die ihre schon jahrzehntelange Karriere davor nicht miterlebt hatte. Vor allem in Österreich waren die Filme höchst erfolgreich.

Erwin Steinhauer, Mona Seefried, Johanna von Koczian und Inge Konradi auf dem Set des Films „Single Bells“
IMAGO/United Archives/KPA
Johanna von Koczian mit Erwin Steinhauer, Mona Seefried und Inge Konradi in „Single Bells“

Erfolgsprogramm „Glorious!“

Einen weiteren späten Erfolg landete sie mit 77 Jahren 2010 am Berliner Kudamm-Theater, wo die ausgebildete Sopranistin in der Komödie „Glorious!“ die „schlechteste Opernsängerin der Welt“ spielte. Das Publikum lachte Tränen, als sich von Koczian durch die großen Arien quäkte. Für das Solo „Oskar und die Dame in Rosa“ wurde die Schauspielerin mit dem Theaterpreis Goldener Vorhang ausgezeichnet.

Ihre Karriere als Sängerin hatte sie zuvor nur nebenbei in den 70er Jahren verfolgt. Ihre eigenen Chansons textete sie zum Teil selbst. „Das bisschen Haushalt“ blieb ihr größter Hit. Dazu moderierte sie TV-Sendungen und schrieb Romane und Jugendliteratur, zwei ihrer Jugendbücher wurden in der Fernsehserie „Unterwegs nach Atlantis“ verfilmt.

Vor einigen Jahren zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück. Sie hinterlässt eine Tochter, ihr zweiter Ehemann, der Musikproduzent Wolfgang Kabitzky, verstarb bereits 2004.