D: Prozess gegen „Maddie“-Verdächtigen vertagt

Der Beginn des Prozesses gegen den im Fall der vermissten Madeleine „Maddie“ McCann mordverdächtigen Deutschen wegen fünf Sexualstraftaten ist unmittelbar nach Beginn heute im niedersächsischen Braunschweig in Deutschland vertagt worden. Der Grund dafür war, dass eine Schöffin in sozialen Netzwerken einen Aufruf zum Mord verbreitet haben soll. Dem 47 Jahre alten Christian B. werden drei schwere Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch von Kindern in zwei Fällen vorgeworfen.

Zu Beginn der Verhandlung hatte Verteidiger Friedrich Fülscher einen Befangenheitsantrag gegen eine ehrenamtliche Richterin gestellt. Sie soll in sozialen Netzwerken einen Aufruf zum Mord an dem ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro verbreitet haben.

Nach etwa 40-minütiger Beratung schloss sich die Staatsanwaltschaft dem Befangenheitsantrag an. Es werde geprüft, ob ein Strafverfahren gegen die Schöffin eingeleitet werde. Der Prozess gegen B. geht in einer Woche weiter.

Vor dem Gebäude bildeten sich lange Schlangen, vor dem Betreten mussten sich alle Besucherinnen und Besucher aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen unterziehen. Der Verdächtige soll die Taten zwischen Ende Dezember 2000 und Juni 2017 in Portugal begangen haben.

Klage nach Ermittlungen in mehreren Ländern

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte ihn im Oktober 2022 nach mehrjährigen und aufwendigen Ermittlungen in mehreren europäischen Ländern angeklagt.

Zeugen sind nach Angaben einer Gerichtssprecherin für den ersten Prozesstag noch nicht geladen. Während die Staatsanwaltschaft Braunschweig eine Verurteilung des Angeklagten mit Blick auf alle angeklagten Taten anstrebt, geht Verteidiger Fülscher von der Unschuld seines Mandanten aus und will Freisprüche erreichen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Der Verdächtige steht seit dem Sommer 2020 im Fokus, nachdem deutsche Ermittler überraschend bekanntgaben, dass sie den vorbestraften Sexualstraftäter im Fall der vermissten McCann aus Großbritannien unter Mordverdacht haben. Die damals dreijährige Britin war im Mai 2007 im portugiesischen Praia da Luz an der Algarve aus einer Ferienanlage verschwunden. Der Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen, ist aber nicht Gegenstand des aktuellen Prozesses in Braunschweig.