Donald Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung in Michigan
APA/APF/Alex Wroblewski
Nach Millionenstrafe

Trump wettert und stellt Schuhmarke vor

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat am Samstag einen Wahlkampfauftritt genutzt, um auf die US-Justiz loszugehen. In Michigan wetterte der Republikaner gegen den Richter, der ihn am Freitag zu einer Geldstrafe in Höhe von 355 Millionen US-Dollar (rund 329 Mio. Euro) verurteilt hat. Gleichzeitig präsentierte er eine goldene Schuhkollektion.

Trump muss nach einem Urteil in einem New Yorker Betrugsprozess innerhalb von 30 Tagen mehr als 350 Millionen Dollar (rund 324 Mio. Euro) aufbringen. Der Richterspruch, der auch Trumps Identität als erfolgreichen Geschäftsmann angreift, verlangt zudem, dass der 77-jährige Immobilienunternehmer drei Jahre lang keine Firma im Bundesstaat New York führen darf. Auch Trumps Söhne, Eric und Donald Jr., dürfen zwei Jahre lang kein Unternehmen im Bundesstaat New York leiten.

Die „New York Times“ kommentierte, das Urteil sei eine „vernichtende Niederlage“ für Trump. Die Strafzahlung in Höhe von 355 Millionen Dollar könne seinen „kompletten Bargeldvorrat auslöschen“. Zuzüglich Zinsen beträgt die Gesamtsumme laut „New York Times“ etwa 450 Millionen Dollar (rund 420 Mio. Euro). Ein Bankrott drohe aber weder ihm noch seiner Trump Organization. Trumps Anwälte kündigten an, in Revision gehen zu wollen.

In dem Zivilprozess ging es um die Zukunft des Firmenimperiums des 77-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft warf Trump, dessen Söhnen und Mitarbeitern vor, den Wert des Unternehmens jahrelang manipuliert zu haben, um an günstigere Kredite und Versicherungsverträge zu kommen. Eine Gefängnisstrafe oder direkte Auswirkungen auf Trumps Bewerbung um das Präsidentenamt drohten in dem Zivilprozess nicht.

Trump nutzt Urteile für PR

Bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Michigan hatte Trump einmal mehr das Urteil in New York mit einer „Hexenjagd“ verglichen. Der frühere Präsident bezeichnete die Entscheidung als „eine gesetzlose und verfassungswidrige Gräueltat, die unsere Gesetze in Brand setzt, wie es sie in diesem Land noch nie gegeben hat“. Er nannte Richter Arthur Engoron „korrupt“ und die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James eine „Verrückte“.

Donald Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung in Michigan
APA/APF/Alex Wroblewski
In Michigan hat Donald Trump ausgeholt und gegen die Justiz gewettert

Trump wurde in den vergangenen Monaten mehrmals geklagt. Im Jänner wurde er in einem New Yorker Verleumdungsprozess zu 83,3 Millionen Dollar (rund 77,3 Mio. Euro) Schadenersatz verurteilt. Am Donnerstag wurde außerdem der Beginn eines Prozesses in Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar am 25. März von einem Richter bestätigt. Drei weitere Strafprozesse sind in Vorbereitung, unter anderem wegen des Vorwurfs versuchter Wahlmanipulation. Zudem laufen noch Zivilprozesse.

Trump-Fans auf einer Wahlkampfveranstaltung in Michigan
Reuters/Rebecca Cook
Trumps Unterstützer halten trotz mehrerer Urteile am Republikaner fest

Die gerichtlichen Entscheidungen und die Strafverfolgung benutzt Trump im Wahlkampf um das Weiße Haus, indem er von koordinierten Attacken gegen ihn spricht. „Dieser widerwärtige Machtmissbrauch ist nicht nur ein Angriff auf mich, sondern auf Sie und alle Amerikaner“, sagte Trump am Samstag. „Wir stecken alle gemeinsam in diesem Schlamassel.“

Mitten im Wahlkampf neuer Geschäftszweig

Am Samstag legte der Ex-Präsident noch einen ungewöhnlichen Zwischenstopp ein. Für viele überraschend tauchte er plötzlich im Philadelphia Convention Center auf, in dem gerade die „Sneaker Con“-Messe stattfand – dort stellte er eine Schuhkollektion vor. Die goldenen Schuhe mit einer US-amerikanischen Flagge auf der Rückseite werden als „Never Surrender High-Tops“ für 399 Dollar auf einer neuen Website verkauft. Dort präsentiert sich auch ein Parfum namens „Victory47“.

Auf der Website wird behauptet, dass der neue Internetauftritt in keiner Verbindung zu Trumps politischer Kampagne steht. Vertreter der Trump-Kampagne warben allerdings für die Schuhe in sozialen Netzwerken. Die Präsentation des neuen Geschäftszweigs von Trump erfolgte genau einen Tag nach der Millionenstrafe.

Trumps Auftritt wurde von seinen Gegnern mit Buhrufen und von den Anhängern mit „USA“-Sprechchören begleitet. „Es gibt eine Menge Emotionen in diesem Raum“, sagte Trump über die Reaktionen, nachdem er ein Paar goldene Schuhe hoch gehalten und zur Schau gestellt hatte. „Das ist etwas, worüber ich seit zwölf, 13 Jahren spreche. Es wird ein großer Erfolg werden“, sagte er. Bei der Veranstaltung im Philadelphia Convention Center waren vorwiegend junge Menschen anwesend.

Haley kritisiert Trumps Schweigen zu Nawalny

Die republikanische US-Präsidentschaftsbewerberin Nikki Haley kritisierte indes ihren parteiinternen Rivalen Trump wegen dessen fehlender Reaktion auf den Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny.

„Entweder ist er auf Putins Seite und findet es cool, dass Putin einen seiner politischen Gegner ermordet hat, oder er hält es einfach für nicht so wichtig“, sagte Haley am Sonntag dem Fernsehsender ABC. Beides wäre „besorgniserregend“ und problematisch, sagte die frühere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen.

Trump verlor bei mehreren öffentlichen Auftritten seit Freitag kein Wort zum Tod Nawalnys. Auf die Frage nach einem Kommentar verwies Trumps Wahlkampfteam lediglich auf einen Beitrag in dessen Onlinedienst Truth Social, in dem es hieß, die USA würden „nicht mehr respektiert, weil wir einen unfähigen Präsidenten haben, der schwach ist und nicht versteht, was die Welt denkt“. Nawalny wurde in dem Beitrag ebenso wenig erwähnt wie Russland oder Putin.