Berlinale: "Des Teufels Bad“ voll wahrer Grauslichkeiten

Mit blutigen Tatsachen hat das österreichische Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala gestern Abend das Berlinale-Programm konfrontiert. Ihr Wettbewerbsbeitrag „Des Teufels Bad“ beruht auf oberösterreichischen Gerichtsakten aus dem 18. Jahrhundert und erzählt von der jungen Bäuerin Agnes (gespielt von Anja Plaschg alias Soap&Skin), die unter Melancholie (das ist mit „des Teufels Bad“ gemeint) leidet.

Der Ehemann von Agnes (David Scheid in einer ungewöhnlich ernsten Rolle) ist ihrem Unglück gegenüber ratlos, die Schwiegermutter (Maria Hofstätter) versucht, die junge Frau mit Arbeit abzulenken, den viel anderes ist das Dasein einer jungen armen Bäuerin zu diesem Zeitpunkt nicht. Doch auch der Besuch beim Bader mit seinen grausigen Anwendungen ist vergebens.

Szene aus dem Film „Des Teufels Bad“
Ulrich Seidl Filmproduktion / Heimatfilm

Plaschg, deren bekanntester Filmauftritt in Ruth Beckermanns innigem „Die Geträumten“ auf Basis des Briefwechsels zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan war, war von Franz und Fiala zunächst nur für die Filmmusik angesprochen worden, doch „diese Geschichte von Gewalt und Gefangensein in einem Dasein am Land hat mich tief beeindruckt“, sagte die Musikerin und Schauspielerin in Berlin.

Grotesk und erschütternd

Ihre Figur der Agnes, für die sie von der internationalen Presse hochgelobt wird, ist eine sensible, naturzugewandte, im Leid aber immer fanatischer werdende gläubige Frau, deren Einsamkeit sich nicht lindern lässt. In ihrer Lebensmüdigkeit greift Agnes zu äußerster Gewalt – eine Praxis, die in der historischen Forschung als „Suicide by Proxy“, also als indirekter Suizid, bezeichnet wird.

Die Logik dahinter ist so grotesk wie erschütternd: Nach einem Suizid nach kirchlicher Lehre sei die Seele unwiederbringlich verloren. Doch ermordete man ein unschuldiges Kind, dessen Seele ohnehin in den Himmel kommen würde, könne man vor seiner Hinrichtung noch durch die Beichte erlöst werden.

Singuläre Zeugnisse

Diese Praxis war etwa in der Mitte des 17. Jahrhunderts in ganz Europa verbreitet, vor allem Frauen setzten ihrem Leben so ein Ende. Die Lebensumstände von Agnes sind sehr eng der realen Ewa Lizlfellnerin nachempfunden, die 1750 in Oberösterreich hingerichtet wurde. „Wir wollten diese Geschichte ursprünglich als eine Art Justizthriller drehen“, so Franz, „aber zugleich wollten wir dieser Frau und ihrem Leben gerecht werden“.

Die Verhörprotokolle seien singuläre Zeugnisse, „man hört so selten von solchen Menschen, weil die Geschichte so oft nur von den Reichen und Berühmten erzählt“. Weniger als in ihren bisherigen Spielfilmen „Ich seh, ich seh“ und „The Lodge“ hantieren Franz und Fiala in „Des Teufels Bad“ mit Horrormotiven, alle blutigen Details seien historisch verbürgt, so Fiala.

Kinostart für den vom Film/Fernsehabkommen unterstützten Film ist der 8. März.