Blick über Mailand im Smog
Reuters/Claudia Greco
Notfallmaßnahmen

Mailand stöhnt unter anhaltendem Smog

Mailand leidet seit Tagen unter starker Feinstaubbelastung, die Luftqualität ist derzeit eine der schlechtesten weltweit. Seit Dienstag gelten in der norditalienischen Metropole und acht weiteren Provinzen der Region Lombardei Maßnahmen zur Bekämpfung des Problems.

Dazu zählt ein teilweises Dieselfahrverbot in Gemeinden mit mehr als 30.000 Einwohnern und Einwohnerinnen zwischen 7.30 und 19.30 Uhr. Darüber hinaus sind das Anzünden von Feuern im Freien und die Verwendung von Holzöfen verboten, beschloss die Region Lombardei.

Die Beschränkungen treten in Mailand sowie in den Provinzen Monza, Como, Bergamo, Brescia, Mantua, Cremona, Lodi und Pavia in Kraft. In Mailand wies die Stadt auch darauf hin, dass die Heizungsregler auf 19 Grad gedrosselt werden sollten, um die Emissionen zu verringern. Zudem wird empfohlen, sich so wenig wie möglich im Freien aufzuhalten.

Velasca Tower in Mailand im Smog
Reuters/Claudia Greco
Mailand im Winter: Wieder einmal herrscht Smog

Unter den schlechtesten Werten der Welt

Die hohe Feinstaubbelastung macht der bevölkerungsreichen Region im Norden Italiens bereits seit einiger Zeit zu schaffen. Am Sonntag war die Luft in Mailand in einem Ranking des privaten Schweizer Umweltunternehmens IQAir zeitweise die drittschlechteste der Welt. Vor Mailand landeten nur Dhaka in Bangladesch und Chengdu in China.

Mailand kämpft gegen Feinstaub

Die Grenzwerte für Feinstaub sind in der Lombardei und der Hauptstadt Mailand schon länger überschritten. Ab sofort gelten erste Beschränkungen, zum Beispiel zeitweise Fahrverbote. Auch das Heizen ist bei Temperaturen über 19 Grad Celsius verboten.

Dienstagnachmittag wies IQAir Mailand immer noch auf Platz fünf aus. Die Feinstaubkonzentration beträgt derzeit laut IQAir fast das 18-Fache des WHO-Richtwerts. Das gilt für PM2,5-Feinstaub, also Feinstaub mit einer Partikelgröße von weniger als 2,5 Mikrometern, der aufgrund seiner geringen Größe ein besonderes Gesundheitsrisiko darstellt. Der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala bestreitet allerdings die Richtigkeit der Daten.

Berge begrenzen Luftzirkulation

Im Winter ist der Smog in einigen italienischen Großstädten ein bekanntes Problem. Insbesondere die Po-Ebene im Norden ist davon wegen der mangelnden Luftzirkulation betroffen, was unter anderem an der geografischen Lage zwischen hohen Gebirgen – Alpen und Apennin – liegt. Außerdem gibt es in dem Gebiet durch die hohe Bevölkerungsdichte viele Fahrzeuge und Häuser, die Emissionen ausstoßen. Wenig Wind und Regen kommen erschwerend hinzu – die Atmosphäre wird so nicht „gewaschen“, Schadstoffe reichern sich an.

Blick auf die Po-Ebene im Norden Italiens
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Die schlechte Luft in der Po-Ebene hat teils auch geografische Gründe

Von EuGH verurteilt

Erstmals in Italien hatten sich Regierung, Regionen und Gemeinden 2017 auf ein gemeinsames Anti-Smog-Protokoll geeinigt. Es enthält eine Reihe von Maßnahmen, die Kommunen und Regionen ergreifen sollen, wenn die Feinstaubwerte mehr als sieben Tage lang über dem empfohlenen Höchstwert liegen.

Gefruchtet hat das offenbar wenig, Italien wurde im Jahr 2020 vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) wegen systematischen Verstoßes gegen die EU-Richtlinien zur Luftreinhaltung verurteilt. Das Gericht in Luxemburg gab damit einer 2018 eingereichten Klage der Europäischen Kommission recht.

Die Mailänder Umweltstadträtin Elena Eva Maria Grandi forderte in diesen Tagen eine engere Zusammenarbeit zwischen den städtischen und regionalen Behörden. „Wir sind sehr besorgt, das Problem ist evident“, sagte sie. Ein Notfallplan müsste ausgearbeitet werden, schließlich richtet die Stadt 2026 die Olympischen Winterspiele aus.