Chile lässt Tod von Literat Neruda neu untersuchen

Der mysteriöse Tod des chilenischen Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda vor mehr als 50 Jahren wird erneut untersucht. Wie es in der gestern von der Justiz veröffentlichten Entscheidung hieß, ordnete ein Berufungsgericht in Santiago de Chile an, die Untersuchung der Todesumstände des Schriftstellers wieder aufzunehmen, um „zur Klärung der Fakten beizutragen“.

Gerichtsentscheidung aufgehoben

Neruda war kurz nach dem Militärputsch in seinem Land gestorben, und es besteht der Verdacht, er könnte wegen seines Widerstands gegen die Militärjunta vergiftet worden sein. Den Antrag zur Wiederaufnahme der Untersuchung hatten Angehörige des Dichters sowie die Kommunistische Partei gestellt, in der Neruda Mitglied war. Das Berufungsgericht hob nun die im Dezember ergangene Entscheidung der zuständigen Richterin auf, den Fall zu den Akten zu legen.

Neruda war mit dem sozialistischen Präsidenten Salvador Allende befreundet und starb am 23. September 1973, zwölf Tage nach dem Militärputsch von General Augusto Pinochet, im Alter von 69 Jahren. Die offizielle, von der Junta herausgegebene Sterbeurkunde gab Prostatakrebs als Todesursache an. Daran bestehen aber erhebliche Zweifel.

Exhumierung ließ Fragen offen

Um die Todesursache zu klären, hatte die chilenische Justiz 2013 die Exhumierung von Nerudas sterblichen Überresten angeordnet. 2017 kam ein Gremium aus internationalen Experten zu dem Schluss, dass Neruda nicht an Krebs starb. Die wirkliche Todesursache konnten die Fachleute allerdings nicht feststellen.

Laut der Vergiftungstheorie hatte Neruda nach Mexiko ins Exil gehen wollen, um von dort aus gegen das Pinochet-Regime zu kämpfen. Am Tag vor seiner geplanten Ausreise sei ihm jedoch eine Giftspritze verabreicht worden.