Senegal lässt Hunderte bei Protesten Festgenommene frei

Inmitten einer Krise um die Verschiebung der Präsidentschaftswahl im Senegal haben die Justizbehörden des westafrikanischen Landes mehrere hundert Menschen aus dem Gefängnis entlassen.

344 Menschen seien in der Hauptstadt Dakar in den vergangenen Tagen vorläufig freigelassen worden, weitere 272 sollten folgen, sagte Justizministerin Aissata Tall Sall gestern.

Sie waren im Zusammenhang mit eskalierten und niedergeschlagenen Protesten rund um den ebenfalls inhaftierten Oppositionsführer Ousmane Sonko 2021 und 2023 festgenommen worden und saßen seitdem ohne Verurteilung im Gefängnis.

Ministerin bestreitet politisches Kalkül

Die Darstellung von Menschenrechtlern und der Opposition, dass es sich um politische Häftlinge handelte, die nun aus politischen Gründen freigelassen würden, wies die Ministerin zurück. „All diese Personen, die freigelassen wurden, wurden im Zusammenhang mit Demonstrationen und der Störung der öffentlichen Ordnung inhaftiert“, sagte Sall.

Die Freilassungen seien nach gerichtlicher Prüfung jedes Falles angeordnet worden. Der Vorgang habe vor Monaten begonnen, um die überbelegten Gefängnisse zu entlasten. Gegen die Betroffenen solle weiter ermittelt werden.

Der Senegal, der lange als eine der stabilsten Demokratien des Kontinents galt, erlebt eine Krise, seit Präsident Macky Sall Anfang des Monats die für den 25. Februar geplante Präsidentschaftswahl unter anderem wegen Korruptionsvorwürfen rund um die Zulassung der Kandidaten verschoben hatte.