Strafvollzug: Volksanwältin für bessere Suizidprävention

Eine Reihe offener Baustellen ortet die Volksanwaltschaft im Strafvollzug. Neben der Ausweitung des elektronisch überwachten Hausarrests und menschenrechtskonformer Haftbedingungen – an sich sollte der offene Wohngruppenvollzug bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Regel sein – forderte Volksanwältin Gaby Schwarz vor allem die rasche Umsetzung der Empfehlungen, die eine Arbeitsgruppe zur Suizidprävention ausgearbeitet hat.

Der Endbericht der Expertinnen und Experten liege seit 19. Juli 2023 vor, seither sei seitens des Justizministeriums „leider nichts passiert“, kritisierte Schwarz im Gespräch mit dem ORF und der APA. Dabei gilt Suizid als Todesursache Nummer eins in Gefängnissen.

Aktueller Zustand „äußerst unbefriedigend“

Auch hierzulande gingen die Zahlen zuletzt nach oben. Zwischen 46 und 49 Suizide und Suizidversuche im Jahr gab es zwischen 2021 und 2023. Seit Jahresbeginn kam es laut Volksanwaltschaft bereits zu acht Suizidversuchen und einem Suizid.

„Unsere Forderung ist ganz klar. Wir wollen, dass von diesen 48 Empfehlungen endlich welche umgesetzt werden. Da sind ganz einfache Dinge dabei, etwa dass nach acht bis zwölf Wochen in Haft eine zweite Einschätzung zum Suizidrisiko getroffen wird“, sagte Schwarz. Und weiter: „Da müssen Dinge passieren. Es geht um Menschenleben.“ Der aktuelle Zustand sei nämlich „äußerst unbefriedigend“.

Ministerium: Vieles schon umgesetzt

Hinsichtlich der Suizidprävention im Strafvollzug „geht viel weiter“, hielt Friedrich Alexander Koenig, der Generaldirektor für den Straf- und Maßnahmenvollzug im Justizministerium, im Ö1-Mittagsjournal fest.

Eine Reihe der 48 Empfehlungen habe man bereits umgesetzt, Koenig verwies unter anderem auf einen Inspektionsdiensterlass. Es sei gewährleistet, dass es rascher zu direktem Kontakt zwischen neuen Häftlingen und der Anstaltsleitung kommt. Auch das Besuchermanagement habe man bereits verbessert.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Österreichweit und in den Bundesländern gibt es Anlaufstellen, die Rat und Unterstützung im Krisenfall anbieten.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.