Ex-Wirecard-Chef vergab Kredite möglicherweise pflichtwidrig

Ex-Wirecard-Chef Markus Braun muss wegen geplatzter Kredite des Skandalkonzerns an einen umstrittenen Geschäftspartner eine Verurteilung zu Schadenersatz befürchten. Das Topmanagement um Braun habe vor dem Zusammenbruch des Finanzdienstleisters trotz einer Reihe möglicher Warnsignale millionenschwere Darlehen und Schuldverschreibungen an eine Firma in Singapur vergeben, sagte der Vorsitzende Richter Helmut Krenek gestern in einem Prozess am Landgericht München.

„Angesichts dessen erscheint fraglich, inwieweit die Entscheidungen auf einer hinreichenden Informationsgrundlage erfolgten.“ Damit hätten Vorstand und Aufsichtsrat möglicherweise Kontrollpflichten verletzt. Ein Urteil wird frühestens in einigen Monaten erwartet.

„Warnsignal“

In dem Prozess geht es um eine Schadenersatzklage des Wirecard-Insolvenzverwalters Michael Jaffe gegen den Österreicher Braun und weitere frühere Wirecard-Manager. Jaffe argumentiert, sie hätten einer zweifelhaften Firma in Singapur pflichtwidrig 200 Millionen Euro geliehen. Denn die Firma Ocap sei schon damals mit Zahlungen im Rückstand gewesen.

Krenek nannte das ebenso als mögliches „Warnsignal“ wie die Tatsache, dass damals bereits die Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG wegen Ungereimtheiten eine Sonderuntersuchung unternahm. Letztlich flossen nur 60 Mio. Euro dieser Kredite zurück, sodass Jaffe allein in diesem Fall auf einen Schaden von 140 Mio. Euro kommt.

Der deutsche DAX-Konzern Wirecard war im Juni 2020 zusammengebrochen, als aufflog, dass auf Treuhandkonten in Asien 1,9 Mrd. Euro fehlten.