ausgebranntes Wohnhaus in Valencia (Spanien)
Reuters/Eva Manez
Hochhausbrand in Valencia

Zahl der Toten auf neun gestiegen

Nach einem Großbrand in einer Hochhausanlage im spanischen Valencia am Donnerstag sind mindestens neun Menschen ums Leben gekommen, wie Bürgermeisterin Maria Jose Catala am Freitag mitteilte. Zuvor war noch von fünf Toten sowie 15 Vermissten die Rede gewesen. Die Wohnhausanlage war erst vor wenigen Jahren fertiggestellt worden. Über die Ursache war auch Freitagfrüh noch nichts bekannt, die Justiz leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

„Wir können bestätigen, dass die Polizei nach einer ersten Durchsuchung zehn Todesopfer festgestellt hat“, teilte die Vertreterin der Zentralregierung in der autonomen Gemeinschaft von Valencia, Pilar Bernabe, am Freitag vor Journalistinnen und Journalisten mit. Später wurde die Zahl auf neun korrigiert.

Bürgermeisterin Catala hatte zuvor betont, dass die Zahl der Toten und Vermissten jedoch nicht endgültig sei. Es sei nach wie vor unsicher, in die Brandruine vorzudringen. Feuerwehrleute und Statiker müssten zudem prüfen, ob das Hochhaus einsturzgefährdet sei. Erst wenn das ausgeschlossen werden könne, werde die Suche nach möglichen weiteren Opfern im Inneren des Gebäudes beginnen, so Catala.

Der Brand war am späten Donnerstagnachmittag im vierten Stock des Wohnblocks ausgebrochen und hatte sich rasch ausgebreitet. Das Haus mit rund 140 Wohnungen stand innerhalb kurzer Zeit vollständig in Flammen. Vier Todesopfer entdeckte die Feuerwehr im Zuge der Löscharbeiten, ein weiteres wurde danach gefunden. Freitagnachmittag wurden dann insgesamt zehn tote Menschen von der Bürgermeisterin bestätigt.

Verbrennungen und Rauchgasvergiftungen

15 weitere Menschen, darunter ein Kind und sieben Feuerwehrleute, wurden mit Verbrennungen oder Rauchgasvergiftungen in Krankenhäuser gebracht. Freitagfrüh befanden sich noch sechs von ihnen im Krankenhaus, sagte der Regierungschef der Region Valencia, Carlos Mazon. Sie schwebten aber nicht in Lebensgefahr.

ausgebranntes Hochhaus in Valencia (Spanien)
AP/Alberto Saiz
Binnen kurzer Zeit stand das gesamte Wohnhaus in Flammen

Zwei Personen, die bei dem Brand in Valencia von einem Balkon aus um Hilfe riefen, konnten von der Feuerwehr mit einer Drehleiter samt Rettungskorb gerade noch in Sicherheit gebracht werden, wie auf Bildern des Fernsehens zu sehen war. Um sie herum brannten die Wohnungen schon lichterloh, und die Feuerwehr musste den Gebäudeteil mit Löschwasser kühlen. Aus dem Haus geflüchtete Bewohner bedachten die Rettungsaktion mit Applaus.

Nur noch ausgebranntes Gerippe über

Bis in der Früh konnte das Feuer weitgehend gelöscht werden. Mit dem ersten Tageslicht wurde dann das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Von den beiden Blöcken der Wohnhausanlage blieb nur ein schwarzes Gerippe aus Stahlbeton zurück. „So eine Tragödie hat Valencia noch nicht erlebt“, sagte die Bürgermeisterin und rief eine dreitägige Trauerzeit für die Stadt aus.

ausgebranntes Hochhaus in Valencia (Spanien)
AP/Europa Press/Jorge Gil
Bevor sich Feuerwehrleute in das Innere vorwagen konnten, musste das ausgebrannte Gebäude erst ausreichende gekühlt werden

Die Brandkatastrophe löste im ganzen Land Bestürzung aus. TV-Sender berichteten live in Sondersendungen, und die Regierung sagte den Opfern rasche Hilfe zu. Die erst vor wenigen Jahren fertiggestellte Hochhausanlage mit insgesamt knapp 140 Wohnungen stand in kürzester Zeit komplett in Flammen. Im Fernsehen war zu sehen, wie die Fassade des Gebäudes vom Erdgeschoß bis zum Flachdach lichterloh brannte. Flammen schlugen meterhoch in den Himmel, eine schwarze Rauchwolke war weithin zu sehen.

Brennbares Material und starker Wind

Was das Feuer ausgelöst hatte, war Freitagfrüh noch nicht bekannt. Das Feuer soll aber nach ersten Angaben in einer Wohnung in einem der unteren Stockwerke ausgebrochen sein. Es habe sich dann über die Fassade ausgebreitet. Dass der Brand so schnell große Teile des Gebäudes erfasste, lag zum einen wohl an brennbaren Materialien in der Fassade und zum anderen am starken Wind.

Nach Angaben der Brandschutzexpertin Esther Puchadas, die das Haus in Valencia zertifiziert hatte, war die Fassade mit Polyurethan isoliert. Das habe als Brandbeschleuniger gewirkt. Angesichts der Brandkatastrophe müsse die Zulassung dieses Dämmstoffs überdacht werden, sagte sie dem TV-Sender A Punt. Zum anderen dürften starke Winde die Flammen weiter angefacht haben. Anrainerinnen und Anrainer berichteten, in dem Stadtteil habe es intensiv nach verbranntem Gummi gerochen.

Der Brand weckt Erinnerungen an die Tragödie im Londoner Grenfell Tower im Jahr 2017. Beim Brand des 24-stöckigen Wohnhauses kamen 72 Menschen ums Leben. Auch in diesem Fall breitete sich das Feuer über die hochbrennbare Fassadenverkleidung aus.