Festnahmen bei Protest von Soldatenfrauen in Moskau

Bei einer Protestaktion von Angehörigen russischer Soldaten am zweiten Jahrestag des russischen Krieges in der Ukraine sind in Moskau mehrere Menschen festgenommen worden, darunter auch Journalisten. In Videos der unabhängigen Medien Sota und Sotavision war gestern auf Telegram zu sehen, wie Polizisten die Menschen abführten. Zwei der Festgenommenen trugen gelbe Westen mit der durchgestrichenen Aufschrift „Presse“.

Laut Sotavison sind unter den festgenommen zwei ihrer Reporter. Eine Frau in einer „Presse“-Weste fragt in einem Video: „Warum haltet ihr mich fest?“ In einem anderen Video weist ein Polizist eine Journalistin an, ihre Kamera auszuschalten, und droht mit strafrechtlichen Konsequenzen. Die Protestteilnehmerin Nadeschda sagte Sota, sogar das Niederlegen von Blumen sei „heutzutage Ausdruck einer Haltung, die gewisse Risiken“ berge.

Proteste seit mehreren Wochen

Die Frauen und Partnerinnen von in der Ukraine eingesetzten Soldaten demonstrieren als Teil der Frauenorganisation „Put Domoi“ (russisch: „Weg nach Hause“) seit mehreren Wochen auf dem Roten Platz in Moskau für die Rückkehr ihrer Angehörigen. Die Organisation hatte in Onlinenetzwerken zu Protesten am Mittag in mehreren russischen Städten aufgerufen.

Die Frauen versammeln sich regelmäßig an der Kreml-Mauer und legen symbolisch Blumen am Grab des unbekannten Soldaten nieder. Seit Monaten wächst die Wut der Angehörigen von Reservisten, die Präsident Wladimir Putin im September 2022 mobilisiert hat.

Kein Vorgehen der Behörden

Während die Behörden seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022 verstärkt gegen Andersdenkende vorgehen, schritt die Polizei bei den Protesten der Frauen bisher nicht ein. Die Initiative ist für die Behörden äußerst heikel – offenbar wollen sie weitere Unruhe durch eine Festnahme von Frauen vermeiden. Die russischen Staatsmedien haben den Protest der Frauen bisher weitgehend ignoriert.