Die Delegation rund um von der Leyen besuchte den 20 Kilometer vor Kiew liegenden Flughafen Hostomel, Schauplatz heftiger Kämpfe zu Beginn des Kriegs. „Wir sind heute hier, um diesen Männern und Frauen zu danken, die am 24. Februar vor zwei Jahren nicht weggelaufen sind, sondern gekämpft haben“, sagte Meloni.
„Jeder normale Mensch will, dass der Krieg endet, aber niemand von uns erlaubt, dass unsere Ukraine endet“, sagte Selenskyj vor dem Hintergrund zerstörter Flugzeuge. Daher werde der Krieg nur „zu unseren Bedingungen“ und mit einem „gerechten“ Frieden enden. In der Zukunft werde das Wort Ukraine immer neben dem Wort „unabhängig“ stehen. „Wir haben dafür gekämpft. Schon seit 730 Tagen unseres Lebens. Und wir werden siegen.“
Von der Leyen sagte: „Genau vor zwei Jahren schien es, als ob alles verloren ist und innerhalb weniger Tage fällt.“ Doch dank des Mutes der Ukrainer sei das nicht geschehen. Die Politikerin zählte das Erreichte innerhalb der vergangenen zwei Jahre auf und hob unter anderem das Freikämpfen der von Russland blockierten Handelswege im Schwarzen Meer hervor.
Sicherheitsabkommen mit Italien und Kanada
Von der Leyen übergab zudem 50 Fahrzeuge an die ukrainische Nationalpolizei und die Generalstaatsanwaltschaft. Die weißen Geländewagen würden den Behörden dabei helfen, „die Gebiete zu stabilisieren, die die ukrainischen Streitkräfte so mutig von der illegalen russischen Besetzung befreit haben“, sagte von der Leyen laut einer Mitteilung der Kommission am Samstag.
Meloni und Trudeau unterzeichneten während ihres Aufenthalts Sicherheitsabkommen mit Selenskyj. Wie der ukrainische Präsident weiter mitteilte, wird Kanada heuer über zwei Milliarden Euro militärische und finanzielle Hilfe für die Ukraine leisten. Das Abkommen Italiens mit der Ukraine orientiere sich an den Vereinbarungen der Ukraine mit Deutschland und Frankreich, hieß es.
Zwei Jahre Krieg in der Ukraine
Am 24.2.2024 begann der Krieg in der Ukraine. Der Jahrestag fällt in eine für Kiew schwierige Zeit. Die Gegenoffensive ist gescheitert und erst vor Kurzem hat Russland die Stadt Awdijiwka erobert. Trotzdem gibt sich Präsident Wolodymyr Selenskyj siegessicher.
Meloni leitete G-7-Videokonferenz
Im Laufe des Tages fand außerdem eine Videokonferenz der G-7-Staaten statt, die von Meloni als amtierender Vorsitzender der Gruppe der sieben großen demokratischen Industrienationen einberufen worden war. Die Videoschaltung wurde von Meloni aus der Sophienkatedrale in Kiew geleitet.
Auch EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen sowie Kanadas Premierminister Trudeau waren persönlich dabei. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz nahm aus Berlin daran teil. Kein ranghoher US-Politiker war nach Kiew gereist. Auch Selenskyj war zur G-7-Videokonferenz eingeladen. In ihrer Videoschaltung machte die G-7-Gruppe deutlich, das angegriffene Land weiter unterstützen zu wollen.
Macron innenpolitisch verhindert
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron nahm wegen innerpolitischer Verpflichtungen nicht an der Videokonferenz teil, hielt jedoch auf X (Twitter) fest: „Russland und Präsident (Wladimir, Anm.) Putin sollten nicht auf eine Art von Müdigkeit der Europäer zählen können.“
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock traf vom benachbarten Moldawien kommend am Samstagnachmittag in Odessa ein, wo sie die strategisch wichtigen Hafenanlagen besuchte. Begleitet wurde Baerbock von ihrem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba. Die beiden hatten erst am Freitag in New York gemeinsam an einer UNO-Sitzung anlässlich des zweiten Jahrestags des Krieges teilgenommen.
Schallenberg: „Sinnlose Krieg muss enden“
Auch österreichische Spitzenpolitiker bekräftigten die „unerschütterliche Solidarität“ mit der Ukraine. „Dieser sinnlose Krieg muss enden“, betonte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) in einer Videobotschaft, die am Samstag auf X veröffentlicht wurde.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen erklärte in einer eigenen Videobotschaft, die laut Präsidentschaftskanzlei auch im ukrainischen TV verwendet wird, an die Ukrainer gerichtet: „Die Ukraine gehört zur europäischen Familie.“ Er lobte den „heldenhaften Widerstand“ der Ukrainer. „Ihr Opfer darf nicht vergeblich sein.“
Großbritannien kündigt weitere Militärhilfen an
Großbritannien kündigte unterdessen weitere Militärhilfe für die Ukraine im Umfang von umgerechnet rund 287 Millionen Euro an. Mit dem Geld solle die Produktion „dringend benötigter Artilleriemunition“ für die ukrainische Armee angekurbelt werden, erklärte das Verteidigungsministerium in London in der Nacht auf Samstag.
Auch der britische König Charles III. würdigte die „Entschlossenheit und Stärke“ der Menschen in der Ukraine. Trotz der erheblichen Härten und des Schmerzes, der ihnen aufgezwungen werde, erwiesen sich die Ukrainer weiterhin als heldenhaft, hieß es in einer Mitteilung des Buckingham-Palasts im Namen des 75-jährigen Monarchen.
Polen und Tschechien bekräftigen Solidarität
Auch in Polen und Tschechien wurde zu andauernder Solidarität mit der Ukraine aufgerufen. Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk teilte via X mit: „Zwei Jahre ukrainischen Heldentums. Zwei Jahre russischer Barbarei. Zwei Jahre der Schande für diejenigen, die gleichgültig bleiben.“
Polens Staatspräsident Andrzej Duda sagte, man lebe in gefährlichen Zeiten. „Wir können nicht untätig bleiben, und deshalb stärken wir unsere Armee hier und jetzt – und werden sie weiter stärken.“ Weitere Solidaritätsbekundungen kamen zudem von Estland, Lettland und Bulgarien.
Stoltenberg: „Ukraine wird der NATO beitreten“
Unterdessen bekräftigte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg einen Eintritt des Landes in das Verteidigungsbündnis. „Die Ukraine wird der NATO beitreten. Es ist nicht die Frage, ob, sondern wann“, sagte der Norweger am Samstag in einer Videobotschaft. Der ukrainische Armeechef Olexandr Syrskyj zeigte sich am Jahrestag des Überfalls auf sein Land zuversichtlich, dass sein Land die russischen Angreifer besiegen werde.
Russland, das bereits 2014 die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim völkerrechtswidrig annektiert hatte, hatte am 24. Februar 2022 eine Invasion in das Nachbarland begonnen. Seitdem sind Angaben der Vereinten Nationen zufolge mehr als 10.000 Zivilistinnen und Zivilisten getötet worden, wobei die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher sein dürften.