„Kyjiw“ statt „Kiew“: Deutsche Regierung ändert Schreibweise

Die deutsche Bundesregierung ändert in ihrem amtlichen Sprachgebrauch die Schreibweise der ukrainischen Hauptstadt: Künftig wird nicht mehr von Kiew die Rede sein, sondern von Kyjiw.

„Wir haben das vollzogen, was längst überfällig war: die Schreibweise eurer Hauptstadt in der ukrainischen Sprache“, sagte die Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gestern bei einer Pressekonferenz mit ihrem Kollegen Dmytro Kuleba in der ukrainischen Hafenstadt Odessa.

„Kiew“ zu nah an russischer Sprache

Die Ukraine hatte lange um eine Änderung der deutschen Schreibweise gebeten, um dem ukrainischen Namen der Hauptstadt näherzukommen. Die Schreibweise „Kiew“ lehnt sich nach ukrainischer Lesart zu sehr an die russische Sprache an.

Der ukrainische Außenminister dankte für die sprachliche Neuregelung. „Wir haben viele Jahre dafür gekämpft, dass die Ukraine nicht durch die russische Sprache betrachtet wird“, sagte Kuleba. „Ich danke allen, die für geschichtliche Gerechtigkeit kämpfen – auch in kleinen Details.“

In einem weiteren Punkt herrscht sprachlich allerdings weiter Uneinigkeit zwischen Deutschland und der Ukraine. Kuleba bat seine Kollegin, den Namen der Hafenstadt Odessa künftig mit nur einem s schreiben zu lassen – so wie im Ukrainischen.

Baerbock entgegnete, dass hier der „Teufel im Detail“ stecke. „Mit nur einem s würden wir es in Deutschland anders aussprechen“, gab sie zu bedenken – nämlich mit langem e. Die Ministerin resümierte: „Das müssen wir noch weiter diskutieren.“

100 Mio. Euro humanitäre Hilfe

Am zweiten Tag ihres Besuchs kündigte Baerbock zudem eine Aufstockung der humanitären Hilfe aus Deutschland an. Die Mittel zur Unterstützung der Zivilbevölkerung würden um 100 Millionen Euro auf einen Gesamtbetrag von einer Milliarde Euro angehoben, sagte sie bei einem Besuch in der frontnahen ukrainischen Stadt Mykolajiw.

Wegen einer russischen Aufklärungsdrohne musste Baerbock jedoch vorzeitig abbrechen, wie ein Sprecher des deutschen Auswärtigen Amts am Rande der Reise mitteilte. Die Delegationsmitglieder waren aufgefordert worden, rasch in die gepanzerten Fahrzeuge der Kolonne zurückzukehren. Es war eine russische Aufklärungsdrohne gesichtet worden, die den Bereich des Wasserwerks überflog. Auf solche Drohnen folge in der Regel ein direkter Luftangriff, hieß es.