Eine Kunstinstallation in Malmö für den Song Contest
IMAGO/TT/Johan Nilsson
Israel

Herzog-Appell zu Song-Contest-Streit

Im Streit um den israelischen Beitrag zum heurigen Song Contest hat sich nun sogar Israels Staatspräsident Jizchak Herzog zu Wort gemeldet. Er wolle dazu beitragen, die Meinungsverschiedenheiten zwischen Israels öffentlichem Rundfunk und den Song-Contest-Organisatoren zu schlichten, sagte er am Sonntag. Laut Medienberichten thematisiert der Song den Terrorangriff der Hamas im Oktober und könnte daher den Regeln widersprechen, dass Song-Contest-Beiträge unpolitisch sein müssen.

„Ich denke, dass es für Israel wichtig ist, an der Eurovision teilzunehmen. Und das ist auch ein Statement, weil es Hasser gibt, die versuchen, uns von jeder Bühne zu vertreiben“, sagte der Präsident laut dem Portal Times of Israel bei einer Konferenz in Jerusalem. „Klug zu sein, bedeutet nicht nur recht zu haben“, fügte er hinzu.

Zuvor hatte es geheißen, Israel erwäge eine Absage der Teilnahme am heurigen Bewerb im schwedischen Malmö wegen möglicher Widerstände gegen seinen eingereichten Beitrag, der als zu politisch gelten könnte. Israels öffentlich-rechtlicher Sender Kan teilte mit, dass er „nicht die Absicht“ habe, das für den Song Contest bestimmte Lied mit dem Titel „October Rain" („Oktober-Regen“) zu ersetzen, sollte ihn die Europäischen Rundfunkunion (EBU) wegen angeblich zu politischen Inhalts für ungültig erklären. Das würde bedeuten, „dass Israel nicht am Wettbewerb teilnehmen“ könne, sollte das Lied von der EBU nicht zugelassen werden.

Mehrere umstrittene Liedzeilen

Der Text des dafür ausgewählten Liedes „October Rain“ der Sängerin Eden Golan bezieht sich laut israelischen Medienberichten auf die Opfer des Hamas-Angriffs auf Israel vom 7. Oktober. Nach Angaben der Zeitung „Israel Hajom“ enthält das Lied am Ende die auf Hebräisch gesungenen Zeilen „Es gibt keine Luft mehr zum Atmen“ und „Sie waren alle gute Kinder, jedes einzelne von ihnen“. Im Text kommt zuvor auch das Wort „Blumen“ vor, das der Zeitung zufolge ein militärischer Code für Kriegstote ist.

Die Israelische Sängerin Eden Golan
Reuters/Koko
Das Antreten von Eden Golan ist noch offen

„Wenn ein Lied aus irgendeinem Grund als inakzeptabel eingestuft wird, haben die Sender die Möglichkeit, gemäß den Regeln des Wettbewerbs ein neues Lied oder einen neuen Text einzureichen“, heißt in den EBU-Statuten zum Song Contest. Die EBU ließ verlauten, dass sie „derzeit den Text prüft“. Eine endgültige Entscheidung stehe noch aus. Kan teilte mit, der Sender sei mit der EBU „im Gespräch“.

Rufe nach Ausschluss schon im Vorfeld

In Israel stieß ein möglicher Ausschluss Israels von dem Wettbewerb wegen des angeblich politischen Inhalts des israelischen Beitrags auf Empörung. Der israelische Kulturminister Miki Sohar nannte die Aussicht auf einen Ausschluss „skandalös“. Golans Lied sei „bewegend“, schrieb er in Onlinediensten. Es „drückt die Gefühle des Volkes und des Landes in diesen Tagen aus, und ist nicht politisch“.

Zuvor waren bereits Forderungen laut geworden, Israel wegen des Krieges im Gazastreifen vom diesjährigen Wettbewerb auszuschließen. Mehrere Song-Contest-Teilnahmeländer wie Finnland hatten diesen Schritt gefordert, auch eine Reihe namhafter schwedischer Künstlerinnen und Künstler sprach sich dafür aus. Die EBU hatte das mit Verweis darauf zurückgewiesen, dass beim Song Contest keine Regierungen gegeneinander anträten, sondern öffentlich-rechtliche Rundfunksender als Mitglieder der EBU.

Politik regelmäßig als Thema

Die Teilnahme und die Ausrichtung der Veranstaltung sind immer wieder umstritten. In der Vergangenheit wurden Beträge trotz klarer politischer Aussagen für den Song Contest zugelassen, so das ukrainische Lied „1944“, mit dem Sängerin Jamala 2016 die Deportation der Krim-Tataren thematisierte und den Bewerb sogar gewann. Kleinere oder größere politische Bezüge kommen praktisch jedes Jahr vor.

Nicht zugelassen wurde 2021 der Beitrag aus Belarus, der sich gegen Demonstranten gegen das Regime von Präsident Alexander Lukaschenko richtete. Seitdem ist das Land suspendiert, ebenso wie Russland nach dem Angriff auf die Ukraine.

Mit vier Siegen und zahlreichen vorderen Platzierungen gehört Israel zu den erfolgreichsten Teilnehmern der Musikshow. 1973 nahm Israel erstmals am Song Contest teil, zuletzt holte die Israelin Netta mit dem Song „Toy“ den Sieg nach Israel.

Der Song Contest findet vom 7. bis 11. Mai in Schweden statt. Bis 11. März müssen die Beiträge feststehen. Mehr als die Hälfte der teilnehmenden Songs sind bereits veröffentlicht. Österreich wird durch Sängerin Kaleen vertreten, ihr Lied „We Will Rave“ wird am Freitag präsentiert.