Kreuzfahrtschiff „Norwegian Dawn“
Reuters/Gary Cameron
Choleraverdacht

Tausende sitzen auf Kreuzfahrtschiff fest

Vor der ostafrikanischen Insel Mauritius sitzen mehr als 3.000 Menschen – über 2.000 Passagierinnen und Passagiere und rund 1.000 Besatzungsmitglieder – wegen des Verdachts auf einen möglichen Choleraausbruch an Bord eines Kreuzfahrtschiffs fest. Nach einer Reihe von Magen-Darm-Erkrankungen an Bord der „Norwegian Dawn“ verweigerten die Behörden in Mauritius dem Schiff zunächst das für Sonntag geplante Anlegen im Hafen der Hauptstadt Port Louis. Bereits zuvor durfte das Schiff auch in La Reunion nicht anlegen.

Nach einem Treffen der mauritischen Behörden hieß es Montagnachmittag, das Schiff dürfe anlegen. Dienstagfrüh sollen die ersten Passagiere von Bord gehen dürfen. Zuvor war das Anlegen mit Verweis auf Gesundheitsrisiken für Passagiere und die Bewohner des Landes untersagt worden. Die Proben, die am Sonntag bei etwa 15 Menschen an Bord entnommen worden waren, hätten keine Anzeichen auf Cholera enthalten, hieß es vom Gesundheitsministerium des Inselstaats am Montagnachmittag.

Das südliche Afrika erlebt seit Monaten einen der schlimmsten Choleraausbrüche seit Jahren. In den 13 betroffenen Ländern wurden bis Mitte Jänner etwa 200.000 Krankheitsfälle und mehr als 3.000 Todesfälle gemeldet. Mauritius war in höchster Alarmbereitschaft, da auf den Komoren Fälle aufgetreten waren.

Cholera wird durch ein Bakterium ausgelöst, das im Darm ein Gift bildet. Verbreitet wird es vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser sowie verunreinigte Lebensmittel. Viele Infektionen verlaufen symptomlos, jedoch kann in schweren Fällen der starke Flüssigkeits- und Salzverlust binnen Stunden zu Kreislaufkollaps, Muskelkrämpfen bis hin zu Schock und Tod führen.

„Kreuzfahrt um zwei Tage verschoben“

In der Hauptstadt von Mauritius wäre am Sonntag an sich ein großer Urlauberinnen- und Urlauberschichtwechsel angestanden. Der Großteil der 2.184 Passagiere sollte die Heimreise antreten. Zugleich hätten nach Angaben der Hafenbehörde 2.279 neue Reisende an Bord gehen sollen. Das sei derzeit nicht möglich, eventuell könne es am Dienstag dazu kommen, so ein Sprecher der in den USA ansässigen Reederei Norwegian Cruise Line (NCL).

Die Reederei bietet Hotlines für ihre Gäste an, um Fragen nach der Umbuchung der weiteren Heimreise zu klären. Die in Mauritius gestrandeten Gäste wiederum sollen kostenlose Hotelübernachtungen erhalten. Man habe die Hygienemaßnahmen an Bord erhöht und ergreife alle notwendigen Maßnahmen, um die Gäste, die Besatzung und die Reiseziele zu schützen, teilte die Reederei weiter mit.

Kein Zwischenstopp auf La Reunion

Nach Angaben der Reederei hat die 2002 in der Meyer-Werft im deutschen Papenburg gebaute „Norwegian Dawn“ Platz für bis zu 2.340 Gäste und 1.032 Besatzungsmitglieder. Sie war am 13. Februar in Südafrika auf ihre Reise via Madagaskar nach La Reunion und Mauritius aufgebrochen. Anschließend sollte die „Norwegian Dawn“ mit den neuen Passagieren nach Südafrika zurückkehren.

Am Freitag verweigerten bereits die Behörden der französischen Insel La Reunion aufgrund der Magen-Darm-Erkrankungen dem Schiff den Hafen. Sowohl die französische Regierung als auch die regionale Gesundheitsbehörde der Insel hielten die gesundheitliche Situation an Bord des Schiffes für unbefriedigend.

Die Behörden hätten vorgeschlagen, Mediziner an Bord zu schicken und Tests durchzuführen. Daraufhin habe die Reederei entschieden, den nur für wenige Stunden geplanten Zwischenstopp abzubrechen und direkt nach Mauritius weiterzufahren, erklärte die Präfektur der Insel. Die Hafenbehörde in Mauritius bestätigte, dass die „Norwegian Dawn“ aufgrund des ausgelassenen Halts bereits am Samstag gegen 18.00 Uhr Mauritius erreichte.

Kritik an Kommunikation

Passagiere des Kreuzfahrtschiffs reagierten unterschiedlich auf die Situation. „Es ist alles normal, und wir haben Spaß“, sagte ein mauritischer Gast der dpa, kritisierte aber mangelnde Kommunikation an Bord und seitens des Reiseveranstalters.

Ein Ehepaar von La Reunion, das in Kapstadt an Bord gegangen war, bemängelte ebenfalls die Kommunikation. „Kaum hatten wir Kapstadt verlassen, mussten sie wissen, dass es ein Problem gab. Das Buffet war verschwunden. Man bediente uns mit Handschuhen. Es gab Gerüchte über Gastroenteritis“, erzählte der Ehemann der dpa.

„Wir wollten am Samstag in La Reunion aussteigen. In der Früh sagte man uns, dass das Schiff stattdessen nach Mauritius fahren würde. Wir waren ein wenig besorgt. Schließlich dachten wir, dass wir in Mauritius aussteigen und nach La Reunion zurückfliegen würden. Da erfuhren wir plötzlich, dass die Gesundheitsbehörden an Bord kommen würden. Erst sehr spät erwähnten sie den Verdacht auf einen Choleraausbruch.“