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ORF/Christian Öser
Signa Prime und Development

Gläubiger wollen 8,5 Milliarden Euro

Am Montag haben am Wiener Handelsgericht die Prüfungstagsatzungen zu den großen Signa-Töchtern stattgefunden. Die Gläubiger der Signa Prime meldeten Forderungen von rund 6,3 Milliarden Euro an. Von der anderen großen Tochter, der Signa Development, werden 2,2 Mrd. verlangt. Der Sanierungsverwalter der Prime geht zudem davon aus, dass Rene Benko auch in den jüngsten Jahren die Schlüsselfigur im Konzern war.

Für beide Töchter gilt laut Kreditschutzverbänden, dass sich bei den Passiva noch etliches ändern könnte. Das liegt an noch nicht angemeldeten Intercompany-Forderungen, also Ansprüchen innerhalb der Signa-Gruppe, etwa Garantien und Haftungsübernahmen.

Bei der Prime wurden bisher 219 Forderungen angemeldet, von diesen wurden nur rund 2,6 Milliarden Euro anerkannt, wie der Sanierungsverwalter Norbert Abel am Montag bekanntgab.

Verhandlungen mit Immobilienkäufern

Wie kürzlich bekanntwurde, sollen einzelne Immobilien unter dem Dach der Prime verkauft werden, um die notwendigen Mittel für die Sanierung aufzubringen. Dazu gehören in Wien das Park Hyatt, das Goldene Quartier und das Gebäude des Verfassungsgerichtshofs sowie in Innsbruck das Kaufhaus Tyrol.

Das Unternehmen stehe aktuell in „intensiven Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern“, hieß es vom KSV1870. „Es bleibt abzuwarten, ob Kaufinteressenten gefunden werden und ob die Immobilien als sogenanntes Paket oder jeweils einzeln an unterschiedliche Interessenten verkauft werden“, hieß es seitens des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV Europa).

Weiter Suche nach 150 Millionen

Von den Prime-Forderungen würden rund 3,7 Milliarden Euro bestritten, wie Gerhard Weinhofer von Creditreform berichtete. Diese bestrittenen Forderungen werden weiterhin durch den Insolvenzverwalter geprüft, die Frist zur Einbringung von Prüfungsklagen wurde mit zwei Monaten bestimmt.

Der ursprüngliche Plan des Managements der Signa Prime, die erforderliche Liquidität zur Stabilisierung durch Aufnahme von Genussscheinkapital in Höhe von bis zu 350 Millionen Euro über Genussscheininhaber, Aktionäre bzw. die institutionellen Finanzgläubiger aufzubringen, sei Ende Jänner 2024 gescheitert, so Weinhofer. Es werde weiterhin versucht, eine Massefinanzierung von rund 150 Millionen aufzustellen.

Die Forderungen der Gläubiger

Am Montag haben am Wiener Handelsgericht die Prüfungstagsatzungen zu den großen Signa-Töchtern stattgefunden. Die Gläubiger der Signa Prime meldeten Forderungen von rund 6,3 Milliarden Euro an. Von der anderen großen Tochter, der Signa Development, werden 2,2 Mrd. verlangt.

Beide Sanierungsverfahren auf Schiene

Die Zukunft der Signa Prime dürfte aber vorerst gesichert sein, hieß es in der Mitteilung Abels weiter. Auch die Creditreform ging am Montag davon aus, dass das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung auf Kurs sei.

Bei der Signa Development belaufen sich die Forderungen bisher auf etwa 2,2 Mrd. Euro, gab Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer bekannt. Bei dem Immobilienentwickler meldeten sich bisher 171 Gläubiger, von diesen anerkannt wurden bisher Forderungen in Höhe von 890 Mio. Euro. Zudem seien eine Verbesserung der Quote von bisher 30 Prozent und eine Konkretisierung des Sanierungsplanes in Aussicht gestellt worden, so Creditreform und AKV Europa. Auch das Development-Sanierungsverfahren dürfte derzeit auf Schiene sein, so die Kanzlei der Sanierungsverwalterin.

Entscheidung am 18. März

Die Prüfung der Angemessenheit und Erfüllbarkeit der vorgeschlagenen Sanierungspläne der beiden wichtigsten Signa-Gesellschaften wird unterdessen fortgesetzt. Eine finale Einschätzung, ob diese gelingen kann, wird aber erst kurz vor der Abstimmung über den Sanierungsplan im März erwartet.

Die Ende Dezember insolvent gewordenen Immobiliengesellschaften bieten ihren Gläubigern bekanntlich eine Quote von 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren an. Am 18. März wird über den Sanierungsplan der beiden Gesellschaften abgestimmt. Dabei entscheidet sich, ob die Unternehmen fortgeführt werden können oder ob sie in den Konkurs geschickt werden müssen.

Benko war „Key Person“

Die Sanierungsverwaltung brachte auch einige Details zur Rolle von Benko zutage. Der Signa-Gründer hatte vor einigen Jahren bei der Signa Prime Selection und anderen Unternehmen der Gruppe seine Vorstandsfunktion zurückgelegt. Dennoch spielte er innerhalb der Signa eine wesentliche Rolle, geht aus dem zweiten Bericht der Sanierungsverwalterin Abel Rechtsanwälte hervorgeht.

„Im Rahmen einer Besprechung mit der Sanierungsverwalterin bestätigte Benko, dass er infolge seiner jahrzehntelangen immobilienwirtschaftlichen Erfahrung in wesentliche Entscheidungen, Transaktionen und Finanzierungen involviert war. Das deckt sich mit den Erkenntnissen der Sanierungsverwalterin nach Überprüfung diverser Vertragsurkunden, in welchen Benko neben den gesellschaftsrechtlichen Organen in der Regel als ‚Key Person‘ (Schlüsselfigur, Anm.) genannt wird“, geht aus dem Bericht hervor.

Mit dem Eintritt des Restrukturierungsvorstandes Erhard Grossnigg Anfang Dezember vergangenen Jahres in die Signa Prime Selection habe er keine Tätigkeit für das Unternehmen mehr ausgeübt, erklärte Benko. Allerdings sei davon auszugehen, dass Benko umfassend über die Geschäftsentwicklung „informiert und involviert war“, so der Bericht. Dieser Punkt könnte bei etwaigen Forderungen gegen die Person Benko entscheidend sein.

Kritik an Immoverkäufen

Derzeit zeichnen sich bei Benkos insolventer Immobiliengruppe zudem weitere Turbulenzen ab: Marcus Mühberger und Christoph Stadlhuber als Geschäftsführer der Dachgesellschaft Signa Holding sowie Insolvenzverwalter Christoph Stapf forderten in einem Schreiben an den Vorstand und den Aufsichtsrat der Signa Prime Selection die „unverzügliche Einberufung“ einer außerordentlichen Hauptversammlung, berichtete das Wirtschaftsmagazin „trend“.

Laut Bericht forderte die Signa Holding mehr Einsicht in die Unterlagen der Prime, denn „diesem Ersuchen sei nicht ausreichend entsprochen worden“. Darüber hinaus stellten die Vertreter der Holding die kürzlich beschlossene Veräußerung von Prime-Immobilien infrage. Es sei zu klären, ob die Hauptversammlung den Immobilienverkäufen zustimmen müsse, heißt es in dem Schreiben.

Auch einige Gläubiger sollen die geplanten Immobilienverkäufe kritisch sehen. Einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge sorgen sich insbesondere die Versicherer unter den Gläubigern, dass die Objekte nun deutlich unter ihrem eigentlichen Wert verkauft würden, weil die Marktpreise derzeit extrem niedrig seien.

Alle Aufsichtsräte sollen gehen

Wie „trend“ weiter berichtete, forderten die Vertreter der Holding noch einen wichtigen Schritt: Neben Alfred Gusenbauer, Susanne Riess-Hahn und Karl Sevelda solle auch Karl Samstag sein Aufsichtsratsmandat zurücklegen.

Aus der Signa Prime Selection hieß es auf „trend“-Anfrage nur: „Aus unserer Sicht funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den Insolvenzverwaltern sehr gut. Im Rahmen des Aktienrechts können aber Hauptversammlungen von Aktionären natürlich beantragt werden.“

Weiterhin Benko-Vertraute im Management

Das „Handelsblatt“ berichtete weiters, bei einigen Gläubigern habe auch für Unmut gesorgt, dass im Management der Signa-Kerngesellschaften noch immer Vertraute Benkos sitzen. Nach APA-Informationen ist der bisherige Signa-Prime-Vorstand Tobias Sauerbier aus dem Gremium ausgeschieden. Derzeit werde nach einem qualifizierten neuen Vorstandsmitglied mit entsprechender immobilienwirtschaftlicher Erfahrung gesucht. Bereits seit mehreren Wochen fänden intensive Gespräche mit potenziellen Kandidaten statt, hieß es aus informierten Kreisen. Zudem habe der Sanierungsverwalter angeregt, dass entsprechende „zusätzliche Expertise auf der Ebene des Aufsichtsrates“ für die Sanierung der Signa Prime vorteilhaft wäre.