Debatte über Antisemitismus: Berlinale reagiert

Die eben zu Ende gegangene Berlinale hat heuer nicht nur durch die Filme Aufmerksamkeit erregt, auch der Nahost-Konflikt hat seine Schatten auf das Festival geworfen. So sei am Sonntag der Instagram-Kanal der Berlinale kurzzeitig gehackt und antisemitische Beiträge gepostet worden. „Diese Statements stammen nicht vom Festival und repräsentieren nicht die Haltung des Festivals. Die Posts wurden sofort gelöscht und eine Untersuchung angestoßen, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte“, hieß es nun vonseiten der Veranstalter. Man habe Strafanzeige gegen unbekannt gestellt, die Ermittlungen seien aufgenommen worden.

Debatte über Äußerungen

Auch hatten zum Finale des Filmfestivals israelkritische Äußerungen von Filmschaffenden für heftige Diskussionen gesorgt. Zahlreiche Mitglieder aus Jurys sowie Preisträgerinnen und Preisträger forderten verbal bzw. mit Ansteckern einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg. Der US-amerikanische Regisseur Ben Russell sprach am Ende seiner Dankesrede für eine Auszeichnung von einem Genozid.

Die Debatten in Deutschland waren in der Folge heftig. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz verurteilte die israelkritischen Wortmeldungen, die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth kündigte eine Untersuchung an. „Antisemitische und israelfeindliche Äußerungen“ seien mit tosendem Applaus bedacht worden, schrieb Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, auf X (Twitter). „Unter dem Deckmantel der Rede- und Kunstfreiheit wird antisemitische und antiisraelische Rhetorik zelebriert.“

„Müssen Meinungen aushalten“

Die „teils einseitigen und aktivistischen Äußerungen“ von Preisträgern und Preisträgerinnen seien „Ausdruck individueller persönlicher Meinungen. Sie geben in keiner Form die Haltung des Festivals wieder“, meinte die Berlinale. Die Festivalleitung habe sowohl bei der Eröffnungsgala als auch der Preisverleihung klar Stellung bezogen. So habe Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek „die mörderische Attacke der Hamas vom 7. Oktober verurteilt und die Freilassung der Geiseln gefordert sowie an das Leid aller Opfer der Gewalt in Israel und in Gaza erinnert“.

Man verstehe die Empörung, die Berlinale aber verstehe sich „als Plattform für einen offenen kultur- und länderübergreifenden Dialog. Wir müssen daher auch Meinungen und Statements aushalten, die unseren eigenen Meinungen widersprechen, solange diese Stellungnahmen nicht Menschen oder Menschengruppen rassistisch oder anderweitig diskriminieren oder gesetzliche Grenzen überschreiten“, hieß es.