Air in Wien: „Moon Safari“ in der Bentobox

Vom Abenteuer Weltraum darf die Sentimentalität überbleiben, nicht zuletzt, wenn man den Rauch des Raketenantriebs einfängt und so wie die französische Band Air gestern für zwei Stunden im Wiener Konzerthaus konserviert.

Die gut 25 Jahre des Albums „Moon Safari“, eines jener Werke, die man laut Kritik gehört haben soll, bevor man Staub wird, war Anlass für eine Reunion von Nicolas Godin und Jean-Benoit Dunckel, die in Wien nur mit ihrem banderfahrenen Drummer auf die Bühne traten.

Air bei ihrem Konzert in Wien
Georg Hochmuth/APA

„Es soll total ‚Moon Safari‘ werden“, hatte Dunckel im Interview mit Ö1 versprochen, und tatsächlich war das Konzert in Wiens vielleicht schönster Pop-Location nicht nur eine musikalische Bestandsaufnahme der Leistungen der Band, Downbeat im Viervierteltakt, sondern eine Art Gesamtkunstwerk in einer LED-Bentobox, in die von allen Seiten der Rauch kroch.

Es war eine unpeinliche, aber doch sentimentale Reise zurück in die französische Musikgeschichte, die im Westen von Paris, in Versailles, ihren Ursprung genommen hatte und Bands wie Phoenix und Daft Punk umfasst.

Zuerst das Album, dann das Best-of

Spielte man im ersten Teil das Debütalbum ab, mit „Sexy Boy“ als frühem Highlight, so brachte der zweite Reprisenteil ein Best-of des ganzen Danach. „Playground Love“ durfte da ebenso wenig fehlen wie „Don’t Be Light“, der vielleicht beste Moment des Abends, an dem das genüsslich vor sich hin wippende Publikum gewarnt wurde, dass die Mars Attacks die Safari hinter dem Mond stören könnten.

Doch im Designer-All von Air ist alles sehr clean und aufgeräumt, der Mini Moog steht in Weiß auf einem weißen Fender-Piano, und wie im Raumschiff von Andrei Tarkowsi trägt man in diesem von Weltraummüll befreiten All edles Schuhwerk und nicht Moonboots. Die Band wirkt ohnedies genauso wie vor 25 Jahren – zurückhaltend, fit und höflich, so als läge auf diesem langen Weg durch die Geschichte gerade einmal eine Portion Tofu dazwischen.