NR: Neue Hausärzteausbildung auf Schiene

Hausärzte erhalten eine neue Ausbildung. Das hat der Nationalrat heute einstimmig beschlossen. Kernpunkt ist die Einführung eines Facharztes bzw. einer Fachärztin für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Die Reaktionen waren durchgehend positiv. Ebenfalls ohne Gegenstimmen beschlossen wurde die Möglichkeit für längere Öffnungszeiten bei den Apotheken. Zudem dürfen sie künftig Leistungen wie Blutzuckermessungen anbieten.

Der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann Philip Kucher meinte, seine Fraktion begrüße alles, was dazu beitrage, die Rolle der Hausärzte zu stärken. Das alleine werde jedoch nicht reichen. Man werde auch mehr Ärzte ausbilden müssen. Dabei warb Kucher auch für Bonuspunkte bei der Aufnahme zum Studium, wenn man sich verpflichte, später im öffentlichen Gesundheitswesen zu arbeiten.

Unterstützung kam auch von den Freiheitlichen. Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch verwies darauf, dass heute viele junge Mediziner eine Facharztausbildung wählten, weil sie damit mindestens 30 Prozent mehr verdienen würden denn als Hausarzt. Insofern sei der heutige Beschluss ein Schritt in die richtige Richtung, dem auch entsprechende Honoraranpassungen folgen müssten.

Seitens NEOS erinnerte Gesundheitssprecherin Fiona Fiedler daran, dass der neue Facharzt seit über zehn Jahren in Diskussion sei und wegen des Länderwiderstands erst jetzt umgesetzt werden könne. Allerdings verwies sie auch darauf, dass es in absoluten Zahlen heute mehr Allgemeinmediziner gebe als in der Zeit der „Ärzteschwemme“ Anfang der 1990er Jahre. Der Mangel liege also nicht an der Zahl, sondern an der Verteilung der Ärzte. Dennoch überwiege das Gute im Gesetz.

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) betonte, dass die angehenden Hausärzte nicht nur Einblicke in andere Disziplinen bekämen, sondern auch in Lehrpraxen Erfahrung sammeln könnten. Ziel sei, den Beruf des Hausarztes attraktiver zu machen. ÖVP-Gesundheitssprecher Josef Smolle hob besonders den hohen Praxisanteil an der neuen Ausbildung hervor. Die „Kollegen“ würden über viele Monate in der Medizin tätig sein und lernen, was sie im späteren Berufsleben brauchten.