Berichte: Regierungschef im Ausland, Gewalt in Haiti eskaliert

In Teilen von Haitis Hauptstadt haben Medienberichten zufolge kriminelle Banden während einer Auslandsreise des interimistischen Regierungschefs Ariel Henry mit Waffengewalt das öffentliche Leben lahmgelegt.

Menschen fliehen aus ihren Häusern in Port-au-Prince mit erhobenen Händen
Reuters/Ralph Tedy Erol

Schüsse fielen gestern unter anderem im internationalen Flughafen von Port-au-Prince, was laut der Zeitung „Le Nouvelliste“ und anderen haitianischen Medien zu Flugausfällen führte. Mindestens ein Flugzeug soll beschädigt worden sein.

In sozialen Netzwerken wurde ein Video verbreitet, in dem der berüchtigte Bandenanführer und Ex-Polizist Jimmy „Barbecue“ Cherizier sagt, die Gewalt ziele darauf ab, eine Rückkehr Henrys von einer Kenia-Reise zu verhindern. Auch sollten der Polizeichef und Kabinettsmitglieder des Karibik-Staates gefangen genommen werden.

Banden weiten Einflussgebiet aus

Brutal agierende Banden kontrollieren nach UNO-Schätzung rund 80 Prozent von Port-au-Prince und breiten ihr Einflussgebiet zunehmend auch außerhalb der Hauptstadt aus. Die Gewalt verschärft die prekäre Versorgungslage – fast die Hälfte der elf Millionen Einwohner und Einwohnerinnen Haitis leidet laut Vereinten Nationen unter akutem Hunger.

Kurz nach der Ermordung des haitianischen Präsidenten Jovenel Moise am 7. Juli 2021 übernahm Henry die Regierungsgeschäfte. Wahlen gab es seitdem keine, das Land hat weder einen Präsidenten noch ein Parlament.