D: Aufregung über Spionageverdacht bei Bundeswehr

Die deutsche Spionageabwehr geht Berichten nach, nach denen ein Gespräch von Bundeswehroffizieren über einen möglichen Einsatz des Marschflugkörpers Taurus in der Ukraine von russischen Stellen abgehört wurde. Das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst prüfe den Sachverhalt, sagte eine Sprecherin des deutschen Verteidigungsministeriums heute. Deutschlands Kanzler Olaf Scholz (SPD) versprach rasche Aufklärung.

Am Rande eines Besuchs im Vatikan sprach Scholz heute von einer „sehr ernsten Angelegenheit“. Auf eine Frage der dpa nach möglichen außenpolitischen Schäden sagte er: „Deshalb wird das jetzt sehr sorgfältig, sehr intensiv und sehr zügig aufgeklärt. Das ist auch notwendig.“ Scholz lehnt die Lieferung der Marschflugkörper bisher entschieden ab. Nach den Berichten setzten die Offiziere bei ihrem Gespräch voraus, Scholz habe grünes Licht für die Taurus-Lieferung gegeben.

Der „Spiegel“ berichtete, die russische Plattform Russia Today (RT) habe gestern einen rund 30-minütigen Audiomitschnitt veröffentlicht. Darin sei zu hören, wie sich der Chef der deutschen Luftstreitkräfte, Ingo Gerhartz, mit mehreren hochrangigen Offizieren über Details einer möglichen Taurus-Lieferung an die Ukraine unterhalte.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, forderte „Erklärungen von Deutschland“. Versuche, die Beantwortung dieser Fragen zu vermeiden, „werden als Schuldeingeständnis bewertet werden“.