Nehammer überlegt Senkung der Strafmündigkeit

Nach dem Missbrauch einer Zwölfjährigen mit insgesamt 17 Tatverdächtigen hat Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) laut „Kronen Zeitung“ Maßnahmen gefordert. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler und Innenminister Gerhard Karner (beide ÖVP) seien ersucht worden, ein Paket zu erarbeiten. Der Kanzler regt dabei die Senkung der Strafmündigkeit an.

Aus Sicht Nehammers gibt es drei konkrete Handlungsfelder. Zunächst spricht der Kanzler an, dass Teenager unter 14 Jahren, die Delikte wie Vergewaltigungen oder schwere Körperverletzungen begehen, nicht strafmündig seien und dadurch auch nicht ausreichend bestraft werden könnten. Das Phänomen Jugendgewalt brauche mehr Aufmerksamkeit.

Unterstützung für Eltern

Dazu müsse man sich stärker der Rolle und Verantwortung der Eltern widmen: „Wir müssen fragen, wie der Staat Eltern bei der Prävention besser unterstützen kann und die Jugendwohlfahrt ein stärkerer Hebel sein kann.“ Allerdings müsse man sich auch fragen, wie in letzter Konsequenz auch die Verantwortung der Eltern zu Haftung führen müsse.

Schließlich will Nehammer die „generelle Schieflage“ von Delikten gegen Leib und Leben im Vergleich zu Vermögensdelikten beheben. Brutale Taten wie die an dem zwölfjährigen Mädchen, zeigten, dass das Rechtssystem nicht treffsicher genug sei.

Grüne gegen „Anlassgesetzgebung“

Grünen-Justizsprecherin Agnes Sirkka Prammer nannte den Fall der Zwölfjährigen „erschütternd“ und meinte, es müsse alles getan werden, um aufzuklären, wie es dazu kommen konnte. Auch wenn Jugendliche oder sogar Kinder Straftaten begingen, müsse das Konsequenzen haben. Dafür gebe es Gesetze: „Wir halten aber nichts davon, im berechtigten Schock über diese Tat Anlassgesetzgebung zu machen.“ Ziel müsse es sein, dass so etwas gar nicht erst passieren könne.

FPÖ-Chef Herbert Kickl wiederum warf Nehammer vor, nur die Kopiermaschine angeworfen zu haben. Die Freiheitlichen hätten bereits mehrfach und vor Langem gefordert, dass das Alter kein automatischer Freibrief dafür sein dürfe, bei besonders schweren Taten ungestraft davonzukommen. Wie üblich werde den markigen medialen Ankündigungen aber keine entsprechende Umsetzung folgen.

Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) sieht es als menschenverachtend und zutiefst verstörend, was für ein fürchterliches Frauenbild in den Köpfen der Täter herrschen müsse, „das in diesem Fall auch über Migration aus anderen Kulturen importiert wird“. Sie halte bei solch bestialischen, schweren Straftaten Straffreiheit aufgrund des Alters für falsch.

Absage vom Verein Neustart

Ein Absage an die Pläne zur Herabsetzung der Strafmündigkeit kommt vom Bewährungshilfeverein Neustart. Von Kindern, die im Gefängnis sitzen, habe niemand etwas, wie es dazu gegenüber dem Ö1-Sonntagsjournal hieß.