Theoretikerin Marie-Luise Angerer gestorben

Marie-Luise Angerer, eine der treibenden Mentorinnen eines modernen Feminismus und der Gender-Identitätsstudien gerade im wissenschaftlichen Betrieb Österreichs, ist gestorben, wie gestern bekanntwurde. Angerer war gestern im Alter von 66 Jahren einer langen schweren Krankheit erlegen. Die 1958 in Bregenz geborene Theoretikerin war zuletzt Professorin an der Universität Potsdam.

Marie-Loiuse Angerer
Universität Potsdam

„Body Options“ heißt ein Band von Angerer aus dem Jahr 1999, der in gewisser Weise das Programm der Forscherin umreißt, die sich nach der Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse von Jacques Lacan und den Theorien um nicht biologistische Geschlechtsidentitäten mit der Rolle des Körpers im digitalen Zeitalter auseinandersetzte und sehr früh die Herausforderungen einer digitalen Gesellschaft für die Theoriedebatten in ihrem Feld erkannt und formuliert hatte.

„Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Kunst und Medien“

Die grüne Wissenschaftssprecherin Eva Blimlinger zeigte sich vom Ableben Angerers in einer Aussendung tief betroffen und erinnerte nicht zuletzt an Angerers Rolle als Förderin von Kolleginnen in ihrem Feld, als wichtige Mentorin und als „Schnittstelle zwischen Medien, Kunst und Wissenschaft“.

Angerer betrachtete nicht zuletzt die Neuverhandlung des Körperlichen im Feld neuer Medien und virtueller Räumen und konterte auch gängige Ansichten zum Verschwinden des Körpers durch den digitalen Komplex. Die Wirkungsweise medialer Apparaturen verstand Angerer durchaus im Sinn älterer Ansätze Herbert Marshall McLuhans und wusste diese über die Schwellen der Gender- und Identitätsdebatten der 1990er Jahre weiterzutragen.

Angerer wird als eine Forscherin in Erinnerung bleiben, die nicht zuletzt die Debatte über die Geschlechter von der Erbschaft der Vorstellungen aus den 1970er Jahren befreit und die Universität mit der internationalen Theorie aus den Humanities belebt hat.