Ausnahmezustand nach Sturm auf Gefängnis in Haiti

Angesichts der eskalierenden Lage in Haiti nach einem Angriff bewaffneter Banden auf das Nationalgefängnis in der Hauptstadt Port-au-Prince hat die Regierung einen mindestens dreitägigen Ausnahmezustand ausgerufen.

Dieser gelte im gesamten Departement West, zu dem die Landeshauptstadt gehört, und könne verlängert werden, teilte die Regierung gestern am späten Abend (Ortszeit) mit. Zusätzlich werde bis Mittwoch in der Zeit von 18.00 Uhr bis 5.00 Uhr eine Ausgangssperre verhängt, „um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen“.

Gefangene Gewalttäter aus Gefängnis befreit

Die Regierung habe den Schritt „in Anbetracht der Angriffe bewaffneter Banden auf die beiden größten Strafvollzugsanstalten des Landes“ gemacht, hieß es. Bewaffnete Banden hatten zuvor das Nationalgefängnis angegriffen und dabei offenbar Hunderten Inhaftierten die Flucht ermöglicht.

Die Polizei habe sie nicht daran hindern können, eine große Anzahl von Gefangenen zu befreien, die unter anderem wegen „Entführung, Mordes und anderer Straftaten“ inhaftiert waren, teilte die Regierung mit.

Die Angaben in den Medien zu den Entflohenen variierten – von Hunderten bis nahezu allen knapp 4.000 Inhaftierten war die Rede. Außerdem hatte es auch einen weiteren Angriff auf ein Gefängnis östlich der Hauptstadt in Croix-des-Bouquets gegeben.

Die Sicherheitslage hat sich in Haiti zuletzt dramatisch verschlechtert. Brutal agierende Banden kontrollieren nach UNO-Schätzung rund 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince und weiten ihr Einflussgebiet zunehmend auf andere Teile des Landes aus.