Lufthansa-Flugzeuge
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Streiks und Streitigkeiten

Zahlreiche Ausfälle bei DB, Lufthansa, AUA

Für Reisende in Deutschland und Österreich könnten die nächsten Tage stressig werden. So begann bei der Deutschen Bahn (DB) am Donnerstag um 2.00 Uhr ein Streik, er soll bis Freitagmittag dauern. Donnerstag und Freitag wird auch bei der Lufthansa gestreikt. Diese Streiks dürften auch in Österreich zu spüren sein. Für Freitag wurden zusätzlich zahlreiche AUA-Flüge gestrichen – wegen einer mittlerweile abgesagten Betriebsversammlung.

Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn hatte die Gewerkschaft GDL zu einem 35-stündigen Streik aufgerufen, der am Freitag um 13.00 Uhr enden soll. Wie das Unternehmen Donnerstagfrüh mitteilte, lief das Grundangebot an Zugsfahrten in der Früh wie geplant an. Es seien 20 Prozent der Fernzüge im Einsatz. Im Regionalverkehr seien die Auswirkungen unterschiedlich. Für Donnerstag und Freitag rief in Deutschland die Gewerkschaft ver.di auch zu einem Warnstreik bei der AUA-Mutter Lufthansa auf.

Die ÖBB empfahlen am Montag, nicht dringende Reisen auf einen früheren oder späteren Zeitpunkt zu verschieben. Die Bundesbahnen informieren auf Oebb.at und via App über betroffene Verbindungen. Die Westbahn erklärte, dass ihre Züge von und nach München und Rosenheim sowie über das Deutsche Eck nach Tirol und Vorarlberg planmäßig fahren werden.

AUA streicht 150 Flüge

Bei der AUA kommt es ebenfalls erneut zu Ausfällen. Aufgrund einer für Freitag angekündigten, dann schließlich auf kommende Woche verschobenen Betriebsversammlung des fliegenden Personals strich die AUA 150 für Freitag geplante Flüge.

Am Ausfall der betroffenen Verbindungen ändert die Verschiebung der Betriebsversammlung nichts, denn sie wurden bereits aus dem System genommen. Es habe am Freitag im Flughafen Wien keine geeigneten Räumlichkeiten gegeben, lautete laut AUA die Begründung des Betriebsrats. Die Fluglinie war zuvor rechtlich gegen die Betriebsversammlung vorgegangen.

AUA-Mitarbeiter
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Bereits am 1. März hatte es eine Betriebsversammlung bei der AUA gegeben

Grund für die Betriebsversammlungen des AUA-Bordpersonals sind die stockenden Kollektivvertragsverhandlungen – mehr dazu in wien.ORF.at. Am Donnerstag sollen jedenfalls vier Lufthansa-Flüge Wien – München vom Streik betroffen sein.

Lufthansa: Bodenpersonal streikt Donnerstag und Freitag

In Deutschland müssen Flugreisende mit weiteren Behinderungen durch den Streik des Bodenpersonals der Lufthansa rechnen. Vor allem die Flughäfen Frankfurt und Hamburg werden weitgehend lahmgelegt, da auch das Sicherheitspersonal streikt. Wegen der ausfallenden Kontrollen könnten keine Passagiere von der Landseite den Flughafen betreten, erklärte ein Sprecher des Betreibers Fraport am Mittwoch.

Die Gewerkschaft ver.di dehnte die Warnstreiks der Luftsicherheitskräfte ohne Vorwarnung auch auf die Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf aus. Damit werde insbesondere der Frachtverkehr im 24-Stunden-Flughafen Köln/Bonn empfindlich getroffen, berichtete ver.di-Sekretär Özay Tarim. Die Passagierflüge seien nicht betroffen. Dem Warnstreik hätten sich Beschäftigte des Paketversenders UPS angeschlossen. Der Flughafen München bleibt indes geöffnet, rechnet aber mit vielen Flugausfällen.

Das Bodenpersonal der AUA-Mutter hatte bereits im Februar zweimal die Arbeit für jeweils etwa einen Tag niedergelegt. Die Lufthansa befindet sich in mehreren Bereichen in Tarifkonflikten: Am vergangenen Wochenende hatten die Beschäftigten der Frachttochter Lufthansa Cargo ihre Arbeit niedergelegt. Davor waren Lufthansa Technik, Lufthansa Aviation Training und Lufthansa Technical Training bestreikt worden.

Leere Schalter am Flughafen München
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Das Bodenpersonal der Lufthansa streikte auch bereits im Februar – hier der fast leere Check-in-Bereich in München

Außerdem hat die Flugbegleitergewerkschaft UFO das Kabinenpersonal der Regionalflugtochter Lufthansa CityLine zur Abstimmung über einen Streik aufgerufen. Bei Discover Airlines, einer weiteren Konzerntochter, liegt das Management mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) im Clinch.

Deutsche Bahn: Streit „egoistisch“ und „Zumutung“

In Sachen Streiks werden die Töne rauer. Die deutschen Arbeitgeber kritisierten die Streikaufrufe scharf: „Ver.di hat bereits viermal mit einer Gesamtdauer von 145 Stunden gestreikt – das ist deutlich länger, als verhandelt wurde“, erklärte die Lufthansa. Die Deutsche Bahn nannte die GDL-Ankündigungen egoistisch und eine Zumutung für die Kunden. Erst ab Samstag soll wieder das komplette Zugsangebot zur Verfügung stehen, so ein DB-Sprecher am Mittwoch.

GDL-Chef Weselsky zeigte sich empört, dass die vierwöchigen vertraulichen Verhandlungen mit der Bahn zu keinem Ergebnis geführt hätten. Die Bahn habe sich praktisch nicht bewegt, was besonders für die Forderung nach einer 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich gelte. „Daher ist schlusslogisch Arbeitskampf als letztes Mittel wieder einzusetzen.“

Züge in Frankfurt
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ICE-Züge fuhren bei einem vorherigen Streik der Deutschen Bahn nicht in den Bahnhof ein

Die 35 Stunden des Streiks von Donnerstag bis Freitagmittag stünden für die Forderung nach der Arbeitszeitverkürzung, sagte Weselsky. Mit fast 30 anderen Unternehmen der Bahnbranche habe man bereits bis 2028 eine stufenweise Absenkung auf 35 Stunden erreicht. Statt der geforderten monatlichen Lohnerhöhung von 550 Euro habe man 420 Euro vereinbart. Das müsse auch mit der Deutschen Bahn möglich sein.

Gewerkschaft: Künftig Wellenstreiks

Überdies sagte Weselsky, nach dem nächsten Streik werde es weitere Wellenstreiks geben, die nicht mit der sonst üblichen Frist von 48 Stunden angekündigt würden. Damit werde die Deutsche Bahn auch keinen Notfahrplan mehr einsetzen können. Für die Kunden und Kundinnen bedeute das, dass die Bahn kein verlässliches Verkehrsmittel mehr sei.

Die Deutsche Bahn warf der GDL im Gegenzug Egoismus und Sturheit vor. „Viele Millionen Menschen in unserem Land können nicht Zug fahren, weil die GDL-Führung nicht willens ist, Kompromisse einzugehen“, kritisierte Personalvorstand Martin Seiler.

Besonders aber würden die Streiks ohne Vorankündigung die Kunden und Kundinnen treffen: „Diese sogenannten Wellenstreiks sind eine blanke Zumutung für unsere Fahrgäste.“ Die Bahn forderte eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Die GDL zeigte sich unbeeindruckt: Auch eine Schlichtung habe derzeit keinen Sinn, da man in den vergangenen Verhandlungen bereits erfolglos Moderatoren eingesetzt habe.