Israel: Mehr Lkws mit Nahrung als vor Gaza-Krieg

In den letzten beiden Wochen sind laut israelischen Angaben mehr Lkws mit Nahrung in den Gazastreifen gekommen als vor dem Krieg mit der Hamas. Das berichtete der öffentlich-rechtliche Nachrichtensender Kan heute Früh. Israel steht wegen der verheerenden humanitären Lage der Bevölkerung in Gaza international zunehmend unter Druck, mehr Hilfslieferungen hineinzulassen.

Laut Kan waren es im Durchschnitt der letzten beiden Wochen 102 Lkws am Tag, die Nahrungsmittel nach Gaza brachten. Unmittelbar vor dem Krieg waren es 70 Lkws, die pro Tag mit Nahrungsmitteln von Israel aus den Gazastreifen versorgten.

Derzeit kommt das Gros der Lkws über die ägyptische Seite nach Gaza – nachdem diese vorher von Israel geprüft wurden, um etwa Waffenlieferungen auszuschließen. Wegen der Zerstörungen durch den Krieg gibt es praktisch keine Lebensmittelproduktion in Gaza mehr. Daher seien mehr Lieferungen nötig, so Kan.

Hilfskonvoi wurde geplündert

Erst gestern wurde ein Hilfskonvoi mit 14 Lastwagen des UNO-Welternährungsprogramms (WFP) nach dessen Angaben erst von der israelischen Armee abgewiesen und dann von einer Menschenmenge geplündert. Der Konvoi habe am Kontrollpunkt Wadi Gaza im Südosten des Palästinensergebiets zunächst drei Stunden stehen bleiben müssen und sei dann umgeleitet worden, erklärte das WFP. Daraufhin habe eine „große Menge verzweifelter Menschen“ die Lastwagen gestoppt und etwa 200 Tonnen an sich gerissen.

Hilfslieferungen übers Meer

Israel will einem Medienbericht zufolge unterdessen erstmals seit Kriegsbeginn die Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen auf dem Seeweg erlauben. Israel habe eine entsprechende Vereinbarung mit nicht näher benannten internationalen Institutionen getroffen, berichtete die Zeitung „Haaretz“ am Mittwoch. Pläne für Hilfstransporte per Schiff bestätigte auch ein Sprecher der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel.

Konkret geht es dem „Haaretz“-Bericht zufolge um Güter, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten finanziert werden. Diese sollen ab Sonntag über das Mittelmeer in das Küstengebiet gebracht werden. Die Schiffe würden dazu in Zypern beladen und von israelischen Behörden kontrolliert. Die Organisation World Central Kitchen (WCK) solle die Hilfsgüter dann mit Hilfe von Luftkissenfahrzeugen zu einem von der israelischen Armee kontrollierten Dock bringen.

Enormer Mangel an Nahrung und Medikamenten

Nach Schätzungen der UNO befinden sich im Gazastreifen derzeit 2,2 Millionen Menschen am Rande einer Hungersnot – insbesondere im Norden des Gebiets, in den die israelische Armee bisher keinen Zugang für Hilfsgüter gewährt. Das WFP bezeichnete die Lage als „katastrophal“.