Republikanische Politikerin Nikki Haley
Reuters/Brian Snyder
Weg frei für Trump

Haley gibt US-Vorwahlkampf auf

Die Republikanerin Nikki Haley zieht sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur zurück, nachdem sie am „Super Tuesday“ landesweit eine deutliche Niederlage hat einstecken müssen. Die 52-Jährige verkündete ihre Entscheidung am Mittwoch in ihrem Heimatbundesstaat South Carolina. Damit ist Donald Trump der letzte verbliebene große Kandidat für die republikanische Nominierung 2024.

Haley unterstützte Trump in ihrer Rede allerdings nicht. Stattdessen riet sie ihm, sich auch um die gemäßigten Republikaner und unabhängigen Wählen zu bemühen. „Es liegt nun an Donald Trump, sich die Stimmen derjenigen in unserer Partei und darüber hinaus zu verdienen, die ihn nicht unterstützt haben. Und ich hoffe, dass er das tut“, sagte sie. „Im besten Fall geht es in der Politik darum, Menschen für die eigene Sache zu gewinnen, nicht darum, sie abzuweisen. Und unsere konservative Sache braucht dringend mehr Menschen.“

Durch ihren Rückzug kommt es zu einer Neuauflage des Duells zwischen Trump und dem demokratischen Amtsinhaber Joe Biden. Trump ist auf dem besten Weg, die erforderlichen 1.215 Delegierten zu erreichen, um die Nominierung der Republikaner noch in diesem Monat zu gewinnen.

Es ist das erste Mal seit 1956 (Dwight D. Eisenhower gegen den Demokraten Adlai Stevenson, Anm.), dass es in den USA zu einer Neuauflage eines Präsidentschaftsduells kommt. Die Bevölkerung zeigt sich wenig begeistert darüber. Beide Männer haben niedrige Umfragewerte, unter anderem wegen ihres Alters: Trump ist 77, Biden 81. In einer Reuters/Ipsos-Erhebung vom Februar erklärten drei Viertel der Teilnehmenden, Biden sei zu alt für ein Regierungsamt, bei Trump war es die Hälfte. Wie vor vier Jahren dürfte es bei der Abstimmung wegen des vergleichsweise komplizierten Wahlverfahrens auf einige wenige Bundesstaaten – die „Swing-States“ – ankommen.

Nikki Haley bei Wahlkampfveranstaltung in Fort Worth, Texas, 4. März 2024
Reuters/Shelby Tauber
Haley muss Trump das Feld überlassen

Schmerzliche Niederlage in Virginia

Bis auf Vermont hatte Trump in 14 von 15 Bundesstaaten die Vorwahlen am „Super Tuesday“ für sich entschieden. Formell werden bei den Vorwahlen die Delegierten bestimmt, die an den Nominierungsparteitagen von Demokraten und Republikanern im Sommer den Präsidentschaftskandidaten wählen. Auch bei den bisherigen Vorwahlen hatte Haley außer in Washington gegenüber Trump das Nachsehen.

Bei den Vorwahlen am „Super Tuesday“ verlor Haley auch in Virginia, wo sie sich Chancen ausgerechnet hatte. Trump erreichte dort 63 Prozent. Um die Zweidrittelmehrheit bewegten sich auch seine Siege in Massachusetts, Colorado und Minnesota. In Kalifornien, Texas, North Carolina, Maine, Arkansas und Tennessee erreichte er mehr als 70 Prozent, in Oklahoma und Alabama übersprang er sogar die 80-Prozent-Marke.

Kein Freifahrtschein ins Weiße Haus

Von einer „wunderbaren Nacht“ sprach Trump vor Anhängerinnen und Anhängern in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Nicht umsonst heiße der „Super Tuesday“ so. Auf seine Mitbewerberin ging er nicht ein, teilte aber gegen Biden aus. Der Demokrat sei „der schlechteste Präsident in der Geschichte des Landes“.

Donald Trump
AP/Evan Vucci
Trump siegte am „Super Tuesday“ in 14 von 15 Bundesstaaten

Ein Freifahrtschein ins Weiße Haus sind die bisherigen Siege für Trump nicht. Eine entscheidende Rolle bei den Wiederwahlchancen könnte seinen Gerichtsverfahren zukommen. Wie der Datenanbieter Edison Research am Dienstag bekanntgab, waren 40 Prozent der Teilnehmer an der republikanischen Vorwahl in Virginia der Ansicht, dass Trump bei einem Schuldspruch nicht mehr für das Präsidentenamt geeignet wäre. In North Carolina waren es 32 Prozent und in Kalifornien 23 Prozent.

Für einen Sieg bei der Präsidentschaftswahl am 5. November muss Trump auch bei politisch in der Mitte stehenden Wählern und Wählerinnen punkten. Davor muss er seine Wahlkampfkassen füllen. Laut einem Bericht der „New York Times“ („NYT“) buhlt Trump derzeit bei Tesla-Chef Elon Musk und anderen wohlhabenden Spendern um eine Finanzspritze für den Wahlkampf.

Trump-Erfolg am „Super Tuesday“

Ex-Präsident Donald Trump hat seinen Siegeszug am womöglich vorentscheidenden „Super Tuesday“ fortgesetzt. Die ehemalige Gouverneurin Nikki Haley will Berichten zufolge nun ihre Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner zurückziehen.

Kleine Niederlage für Biden

Biden warnte seinerseits vor den Folgen einer möglichen zweiten Präsidentschaft Trumps für das Land. Dieser sei fest entschlossen, die Demokratie der USA zu zerstören und den Menschen grundlegende Freiheiten zu nehmen. „Heute haben sich Millionen von Wählern im ganzen Land Gehör verschafft und gezeigt, dass sie bereit sind, sich gegen Donald Trumps extreme Pläne zu wehren. Jede Generation von Amerikanern wird einen Moment erleben, in dem sie die Demokratie verteidigen muss. Das ist unser Kampf“, postete Biden auf X.

Biden holte in Iowa, Maine, Alabama, Tennessee und Kalifornien mehr als 90 Prozent der Stimmen. Knapp darunter landete er in Texas, Virginia, North Carolina, Colorado, Arkansas, Vermont, Massachusetts und Utah. In der Republikanerhochburg Oklahoma landete Biden nur bei 73 Prozent. Mit 69 Prozent das schlechteste Ergebnis fuhr er in Minnesota ein. Und im Außengebiet Amerikanisch-Samoa gab es für den Amtsinhaber sogar eine Niederlage gegen den Unternehmer Jason Palmer.

Biden ließ es sich nicht nehmen, unmittelbar nach Haleys Rückzug um ihre Unterstützer und Unterstützerinnen zu werben. Trump habe deutlich gemacht, dass er diese nicht wolle, in seinem Wahlkampf gebe es hingegen Platz. „Ich weiß, dass wir in vielem nicht einer Meinung sind“, so Biden. Aber in den grundlegenden Fragen der Bewahrung der US-Demokratie, des Eintretens für die Rechtsstaatlichkeit, des Umgangs miteinander mit Anstand, Würde und Respekt oder des Schutzes der NATO könne man eine gemeinsame Basis finden.