Nächtliche Esskultur in Spanien „Wahnsinn“

In dem für sein Nachtleben und seine bis nach Mitternacht geöffnete Gastronomie bekannten Touristenland Spanien regt sich in der Regierung Widerstand gegen die ausgedehnten Öffnungszeiten. Arbeiten über 22.00 Uhr hinaus könne ein Risiko für die psychische Gesundheit darstellen, warnte die linke spanische Arbeitsministerin Yolanda Diaz nun laut britischem „Guardian“ von heute. Sie bezeichnete die Gewohnheit des Landes, Restaurants bis spät in die Nacht geöffnet zu halten, als „Wahnsinn“.

Die Debatte über Spaniens pulsierendes Nachtleben – und die langen Arbeitszeiten, die dafür erforderlich sind – war am Montag ins Rampenlicht gerückt, nachdem Diaz die Spätrestaurantkultur des Landes als nicht mit dem Rest Europas vereinbar bezeichnet hatte. „Ein Land, in dem die Restaurants um 1.00 Uhr geöffnet sind, ist nicht vernünftig“, sagte sie.

Kritik von Opposition und Wirtschaft

Kritik an dem Vorstoß von Diaz kam von der oppositionellen Volkspartei und Wirtschaftsverbänden. Isabel Diaz Ayuso, die Regionalpräsidentin von Madrid, warf Diaz in sozialen Netzwerken vor, dass sie wolle, dass die Menschen „gelangweilt und zu Hause“ seien.

Ayusos politische Karriere wurde laut „Guardian“ teilweise dadurch befeuert, dass sie darauf bestand, Bars und Restaurants in Madrid während der CoV-Pandemie offen zu halten. Vonseiten der Wirtschaft hieß es, das Nachtleben ziehe Touristen und Touristinnen an.

Verhandlungen über Reduzierung der Arbeitszeit

Im Hintergrund geht es um eine generelle Debatte über die Arbeitszeit und die Life-Work-Balance in Spanien und in der spanischen Gastronomie im Besonderen. Diaz betonte, dass diejenigen, die über 22.00 Uhr hinaus arbeiteten, entschädigt werden müssten.

Arbeitsinspektionen hätten ergeben, dass es Raum für Verbesserungen gebe, wenn es um die Arbeitsbedingungen für Restaurantmitarbeiter und -mitarbeiterinnen gehe. Anfang des Jahres hatte Diaz Verhandlungen mit Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden aufgenommen, um die gesetzliche Wochenarbeitszeit ohne Lohneinbußen von 40 auf 37,5 Stunden zu reduzieren.