Wandgemälde nahe Kuala Lumpur zeigt MH370 Flug
AP/Joshua Paul
Zehn Jahre verschollen

Flug MH370 gibt bis heute Rätsel auf

Vor genau zehn Jahren ist eine in Kuala Lumpur gestartete Boeing 777 spurlos verschwunden. Der Flug MH370 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord gibt noch heute Rätsel auf. Trotz großangelegter Suchaktionen wurde das Wrack nie gefunden. Es gibt zwar viele, teils abstruse, Theorien für das Verschwinden, aber keine wirkliche Erklärung. Kurz vor dem Jahrestag wurde nun eine neue Suche angekündigt.

8. März 2014 um 0.40 hob das Flugzeug problemlos in Kuala Lumpur ab, doch schon gut 40 Minuten später brach der Kontakt ab, der Transponder, der der Flugsicherung auf dem Boden Daten zur Erkennung übermittelt, wurde abgeschaltet. In der Gegend dieser letzten Ortung fanden die ersten Suchaktionen statt, ehe vier Tage später die weitere Flugroute konstruiert werden konnte.

Das Flugzeug wich von seiner geplanten Route ab und nahm scharfen Kurs nach Südwest statt weiter in nördlicher Richtung nach Peking zu fliegen. Bei der Insel Penang änderte das Flugzeug erneut seine Richtung und flog dann in nordwestlicher Richtung, ehe es von den Radarschirmen verschwand. Am 12. März 2014 wurde diese Region in der Straße von Malakka zum Suchgebiet.

MH370: Neue Suchaktion nach zehn Jahren möglich

Zehn Jahre nach dem Verschwinden des Flugzeuges der Malaysia Airlines MH370 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking und der erfolglosen Suche nach dem Wrack, könnte bald eine neue Suchaktion gestartet werden.

Monatelange Suche ohne Erfolg

Kurz danach wurde bekannt, dass ein Satellit dann noch sogenannte Ping-Signale von der Maschine empfangen hatte – weit südlicher und etwa sieben Stunden lang. Das entspricht etwa der Flugzeit bis zu einem leeren Tank. Angenommen wird, dass das Flugzeug schließlich ohne Treibstoff ins Meer stürzte.

Karte zeigt geplante Flugroute und Suchgebiet des MH-370 Flugs
Grafik: APA/ORF; Quelle: APA

Gesucht wurde im südlichen Indischen Ozean westlich von Australien, doch die wochenlangen Anstrengungen brachten nichts. Auch die im Herbst 2014 gestartete Tiefseesuche zeitigte keine Erfolge. Im Sommer 2016 gaben Australien, China und Malaysia in einem gemeinsamen Brief an die Angehörigen bekannt, dass die Suche ausgesetzt werde.

Einige wenige Wrackteile gefunden

Schon zuvor, im Sommer 2015, wurde auf der Insel La Reunion eine angeschwemmte Flügelklappe entdeckt, die der vermissten Boing zugeordnet werden konnte. In den folgenden Monaten wurden in Tansania, Mosambik, Südafrika sowie auf La Reunion, Mauritius und Madagaskar insgesamt 22 kleinere Wrackteile gefunden. Auch diese gaben Rätsel auf – eigentlich war man davon ausgegangen, dass wesentlich mehr Wrackteile irgendwann einmal auftauchen müssten.

Vermutliches Wrackteil des MH370 ausgestellt bei einer Gedenkveranstaltung
Reuters/Hasnoor Hussain
Wrackteil der Maschine, ausgestellt bei einer Gedenkveranstaltung

Mit 2018 startete das US-Privatunternehmen Ocean Infinity eine Suchaktion, musste nach einigen Monaten aber aufgeben. Vor Kurzem kündigte der malaysische Verkehrsminister Anthony Loke an, dass die Suche nach der Maschine möglicherweise wieder aufgenommen werde. Demnach habe die US-Spezialfirma Ocean Infinity eine weitere Suchaktion angeboten. Dank neuester Forschungsergebnisse und modernster Technologien gebe es Fortschritte bei der Lösung des Rätsels. Details und einen genauen Zeitrahmen nannte er aber nicht.

Technisches Gebrechen erklärt Flugroute nicht

Noch rätselhafter als der Verbleib der Maschine sind die Vorgänge an Bord und damit die Gründe für das Verschwinden. Über die Jahre gab es zahlreiche Theorien, echte und angebliche Expertinnen und Experten meldeten sich zu Wort, Bücher und Dokumentationen spekulierten über mehr oder weniger abenteuerliche Modelle. Sämtliche Untersuchungskommissionen und -berichte kamen zu keinen stringenten und eindeutigen Schlüssen.

Einiges spricht für eine Unfalltheorie, möglicherweise durch einen Stromausfall mit anschließendem Druckverlust. Die Theorie, dass die rund 220 Kilo Lithiumbatterien im Frachtraum in Brand geraten sein könnten, wurde rasch verworfen. Ein technisches Gebrechen als alleinige Lösung des Rätsels gilt aber als unplausibel, damit wären nämlich die mehrfachen Änderungen der Flugrouten kaum zu erklären.

Kapitän als zentrale Figur

Damit rückte Kapitän Zaharie Ahmad Shah ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Auf seinem Flugsimulator waren ähnliche Routen wie die tatsächlich zurückgelegte gefunden worden, ausgerechnet seine Heimatstadt Penang wurde überflogen. Über private Krisen wurde berichtet, auch über Unzufriedenheit mit der politischen Situation in Malaysia.

Die These eines Suizids bei gleichzeitigem Massenmord stand im Raum – auch weil es mit dem Egypt-Air-Flug 990 im Jahr 1999 und dem Germanwings-Flug 9525 im Jahr 2015 ähnliche Beispiele gab. Eindeutige Beweise dafür gibt es aber nicht. Umgekehrt zirkulierte die Theorie, der Pilot könnte das womöglich brennende Flugzeug heldenhaft auf das offene Meer gesteuert haben, um noch mehr Opfer zu verhindern.

Einsatzkraft in Flugzeug während der Suche, 2014
APA/AFP/Richard Wainwright
Großangelegte Suchaktionen blieben ohne Erfolg

Angehörige warten auf Antworten

Vor dem Fund von Wrackteilen kursierte die Verschwörungstheorie, die Maschine könnte auf dem US-Stützpunkt auf dem Atoll Diego Garcia gelandet sein, diese wurde durch Spekulationen abgelöst, die Maschine könnte von den USA oder anderen finsteren Mächten, womöglich versehentlich, abgeschossen worden sein. Auch Mutmaßungen über eine Entführung oder einen Terroranschlag verliefen sich, auch weil es in der Passagierliste keinerlei Anhaltspunkte dafür gab.

Gelöst kann das Rätsel wohl erst werden, wenn das Wrack gefunden und die Blackbox ausgewertet werden kann. Auf diese Antworten warten vor allem die Angehörigen der 227 Passagiere und der zwölf Crew-Mitglieder. Immer wieder kam es zu Protesten, vor allem in China, der Heimat von rund zwei Dritteln der Passagiere. Schadenersatzzahlungen erfolgten zwar teilweise, überwiesen wurden wegen der unklaren Unglücksursache zum Teil aber nur Summen in geringer Höhe. Sollte sich das Schicksal des Flugs je klären, wird es danach auch wohl weiter die internationalen Gerichte beschäftigen.