Frau auf Straße in Graz
ORF/Viviane Koth
Kommunalpolitik

Frauen klar unterrepräsentiert

Die Kommunalpolitik in Österreich ist weiterhin klar männlich dominiert. Nur elf Prozent der heimischen Ortschefs sind weiblich, auch in den Gemeinderäten sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Je kleiner die Gemeinde, desto weniger haben Frauen mitzureden – das zeigt der von Städtebund und Arbeiterkammer in Auftrag gegebene Gleichstellungsindex, der anlässlich des Frauentags präsentiert wurde.

Vor allem in kleineren Orten ist ein Bürgermeister weiterhin die Regel. In 1.425 der 2.093 österreichischen Gemeinden sind sowohl der Bürgermeister als auch dessen Stellvertreter Männer. In weiteren 453 hat der Bürgermeister eine Stellvertreterin. Nur in 14 Gemeinden österreichweit gibt es eine weibliche Doppelspitze. Insgesamt gab es bei der Erhebung durch das Institut Foresight Ende des Vorjahrs in Österreich 232 Bürgermeisterinnen.

Es zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den östlichen und den westlichen Bundesländern. An der Spitze liegt das Bundesland Wien (wo allerdings die 23 Bezirke untersucht wurden) mit 26 Prozent Frauenanteil in der Bezirksvorstehung. Die wenigsten Bürgermeisterinnen gibt es in Vorarlberg (sechs Prozent) und Tirol (7). Seit 2021 kamen nur 23 Bürgermeisterinnen österreichweit dazu.

Grafik zeigt Anteil an Bürgermeisterinnen in Österreich
Grafik: APA/ORF; Quelle: Städtebund/AK Wien

Forderung nach besseren Rahmenbedingungen

„Elf Prozent Bürgermeisterinnen sind 40 Prozent zu wenig“, beurteilte die Wiener Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) die Ergebnisse bei einer Pressekonferenz. „Wir müssen die Rahmenbedingungen schaffen, damit Frauen Zeit haben, sich politisch zu engagieren“, forderte sie. Neben dem Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen und der Pflege seien auch gesellschaftliche Veränderungen nötig. Auch die Parteien nahm Gaal in die Pflicht, etwa bei der Listenerstellung und Nachbesetzungen.

In den Gemeinderäten ist die Situation zwar etwas besser, Frauen sind aber auch hier deutlich weniger vertreten als auf Bundes- oder Landesebene. Österreichweit beträgt der Frauenanteil in den Gemeinderäten 26 Prozent. Dabei steigt der Anteil mit der Größe der Gemeinde.

In Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern sitzen 38 Prozent Frauen in den Gemeinderäten, in Gemeinden mit weniger als 500 Einwohnern ist es mit 21 Prozent nur rund ein Fünftel. In 21 Gemeinderäten im Land ist keine einzige Frau vertreten. Gegenüber dem Jahr 2021 hat sich der Anteil nur leicht erhöht, in Wien, der Steiermark und Salzburg hat der Anteil sogar abgenommen.

Unteres Drittel im Europavergleich

Im europäischen Vergleich stehe Österreich beim Frauenanteil in der Kommunalpolitik damit vergleichsweise schlecht da und liege im unteren Drittel, wie Forsight-Projektleiterin Astrid Ebner-Zarl erklärte. Nur wenn in politischen Gremien Frauen und Männer gleichermaßen vertreten seien, würden auch Entscheidungen getroffen, die die Lebensrealitäten beider Geschlechter berücksichtigen, so die Leiterin der Abteilung Frauen und Familie in der AK Wien, Eva-Maria Burger.

Frauenanteil in Bundesheer leicht gestiegen

Im Bundesheer erhöhte sich der Frauenteil etwas. Ausschlaggebend dafür ist die Einführung des freiwilligen Grundwehrdiensts für Frauen mit April 2023. Mittlerweile stieg der Anteil an Soldatinnen in der Truppe auf etwa fünf Prozent. Zudem sind rund 9,2 Prozent der Führungskräfte im Verteidigungsressort weiblich, insgesamt arbeiten etwa 29 Prozent weibliche Bedienstete im Ministerium. „Wir werden weiter daran arbeiten, Frauen zu integrieren und den Anteil an Frauen im Bundesheer zu steigern“, so Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) in einer Aussendung.

Die Ergebnisse zur politischen Vertretung sind Teil des ersten Teils des zum zweiten Mal erstellten Gleichstellungsindex. Die Gesamtergebnisse, die auch Bereiche wie Kinderbetreuung, Einkommen, Gewaltschutz, Bildung und Gesundheit umfassen, werden im März des kommenden Jahres präsentiert.