EU holt diplomatisches Personal aus Haiti heraus

Die Europäische Union (EU) hat ihr gesamtes diplomatisches Personal aus Haiti herausgeholt. Es sei an einen sichereren Ort außerhalb des Karibik-Staates gebracht worden, sagte ein Sprecher heute in Brüssel.

Er begründete den Schritt mit der „dramatischen Verschlechterung der Sicherheitslage“ in dem Land. Die EU sei „äußerst besorgt“ über die Entwicklungen der vergangenen Tage in Haiti, sagte der Sprecher weiter.

Brennende Barrikaden auf Haiti
Reuters/Ralph Tedy Erol

Zuvor hatten bereits die USA den Abzug von Mitarbeitern aus ihrer Botschaft in Port-au-Prince bekanntgegeben. Österreich hat in Haiti nach Angaben des Außenministeriums keine Botschaft, sondern Haiti wird von der Botschaft in Kuba mitbetreut.

„Keine österreichischen Reisenden in Haiti registriert“

Laut Außenministerium sind aktuell „keine österreichischen Reisenden in Haiti registriert“. Für das Land gelte zudem bereits seit Dezember letzten Jahres eine Reisewarnung, hieß es heute.

Seit Tagen greifen in Haiti bewaffnete Banden, die den größten Teil der Hauptstadt Port-au-Prince sowie Straßen in den Rest des Landes kontrollieren, Polizeistationen, Gefängnisse und Gerichte an. Gestern verließen Diplomaten der EU den Karibikstaat „aufgrund der sehr angespannten Sicherheitslage“.

Beratungen über Krise

Angesichts der Gewalteskalation in Haiti treffen sich heute Gesandte maßgeblicher Staaten, um über die dortige Krise zu beraten. Die Karibische Gemeinschaft (CARICOM) hat Gesandte der USA, Frankreichs, Kanadas und der UNO zu einem Treffen in Jamaika eingeladen, um „Ordnung zu schaffen und das Vertrauen in das haitianische Volk wiederherzustellen“, wie der Vizepräsident Guyanas, Bharrat Jagdeo, sagte. „Kriminelle haben das Land übernommen. Es gibt keine Regierung.“

Die Gewalt in Haiti war in Abwesenheit von Regierungschef Ariel Henry eskaliert, während sich dieser auf einer Auslandsreise in Kenia befand. Die bewaffneten Banden im Land fordern den Rücktritt Henrys, der eigentlich Anfang Februar aus dem Amt hätte scheiden sollen. Henry hatte sich stattdessen Ende Februar mit der Opposition darauf verständigt, bis zur Abhaltung von Neuwahlen „innerhalb von zwölf Monaten“ gemeinsam zu regieren.