Geri und Christian Horner
IMAGO/Motorsport Images/Sam Bloxham
Red Bull unter Druck

Imageschaden durch Causa Horner droht

Das Festhalten Red Bulls an Formel-1-Chef Christian Horner könnte zum Bumerang für den Getränkegiganten werden. Nachdem eine interne Untersuchung den 50-Jährigen vom Vorwurf des „unangemessenen Verhaltens“ gegenüber einer Mitarbeiterin freigesprochen haben soll, wollte man zur Tagesordnung im Rennsport übergehen. Die suspendierte Mitarbeiterin will vor Gericht gehen, zusätzlich machen nun Gerüchte die Runde, dass sich die irische Rockband U2 einmischen könnte.

Im Fall Horner hatte dem Briten eine Mitarbeiterin unangemessenes Verhalten vorgeworfen. Nach einer internen Untersuchung war die Beschwerde abgewiesen worden. Danach wurden jedoch anonyme Mails mit pikanten Details an Journalisten und Formel-1-Offizielle versendet, die den 50-Jährigen erneut unter Druck brachten. Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko, der als Widersacher Horners gilt, wurde als Quelle des Datenlecks verdächtigt.

Medienberichten zufolge hielten die thailändischen Mehrheitseigentümer, die Familie Yoovidhya, bisher weiter zu Teamchef Horner, während die österreichische Fraktion um Mark Mateschitz und Geschäftsführer Oliver Mintzlaff angeblich will, dass er von seinem Posten entfernt wird. Die involvierte Angestellte soll mittlerweile in einer zivilrechtlichen Klage den Weg vors Gericht anstreben, gleichzeitig berichten mehrere Medien davon, dass sie schon diese Woche an die Öffentlichkeit gehen will.

Red-Bull-Eigentümer Chalerm Yoovidhya,  seine Frau Daranee Yoovidhya und Red-Bull-Formel-1-Teamchef Christian Horner
Reuters/Hamad I Mohammed
Horner ist auf den Rückhalt der thailändischen Red-Bull-Miteigentümer angewiesen

Angst vor Boykott von Red-Bull-Produkten in den USA

Glaubt man Spekulationen in Motorsportmagazinen und -blogs, wird der Wind für Horner jedenfalls rauer. Grund dafür sei ein zunehmender Druck in den USA, wo es Boykottaufrufe von Frauenrechtsorganisationen gegenüber Red Bull geben soll. „Dass große Handelsketten wie Walmart die Red-Bull-Dosen in letzter Konsequenz aus dem Sortiment nehmen würden, sollte der Skandal noch weitere Kreise ziehen, ist nicht ausgeschlossen“, mutmaßt die Plattform Formel1.de.

Am Montag machte ein zusätzliches Gerücht die Runde, das die Debatte über Horner auf eine gänzlich neue Ebene heben soll und an dessen Wahrheitsgehalt im Netz gezweifelt wird. Laut der Plattform F1-Insider.com sollen die irischen Rocksuperstars U2 ihre Unterstützung für die Frau mittels eines Songs zum Ausdruck bringen. Angeblich soll ihr Bruder der Schwiegersohn von U2-Gitarrist David Howell Evans („The Edge“) sein, geplant sei ein Song mit dem Titel „Don’t be horny, be Christian“ – „Sei nicht geil, sei ein Christ(ian)“.

Bono Vox und The Edge von der Band U2
AP/Invision/Joel Ryan
Dass U2 sich tatsächlich in die Schlammschlacht bei Red Bull einmischen könnte, wird bezweifelt

Ex-Spice-Girl demonstrativ an Seite von Ehemann Horner

Horner, der alle Vorwürfe abstreitet, bekam am Rennwochenende demonstrativ Unterstützung von seiner Frau Geri Halliwell, einst Mitglied der Spice Girls. Das Paar ist seit 2015 verheiratet und hat drei Kinder. Auch der thailändische Red-Bull-Mehrheitseigner, Milliardär Chalerm Yoovidhya, normalerweise kein regelmäßiger Formel-1-Gast, zeigte seine Unterstützung an der Seite Horners in Bahrain.

Horner betonte nach dem Sieg Verstappens, dass er fest von seinem Verbleib als Teamchef ausgeht. „Ich habe die Unterstützung einer unglaublichen Familie, einer unglaublichen Frau, eines unglaublichen Teams und von jedem in diesem Team“, betonte Horner. Auch der Frage, inwiefern die Affäre das Bemühen der männlich dominierten Formel 1 beschädigen könnte, ein positives Umfeld für Frauen zu schaffen, wich Horner wortreich aus. Es sei eine komplizierte Angelegenheit, in solchen Verfahren müsse jede Firma Vertraulichkeit wahren, erklärte der Red-Bull-Rennleiter.

Kritik an fehlender Transparenz

Fehlende Transparenz war bereits von anderen Teamchefs bemängelt worden. Auch die Formel-1-Spitze und der Weltverband FIA sollen die Ergebnisse der internen Untersuchung des Red-Bull-Konzerns angefordert haben, die Horner von den Vorwürfen freigesprochen hatte. Dass nicht einmal der Name des unabhängigen Anwalts genannt wurde, der in der Sache ermittelt hatte, nährte bei Beobachtern das Misstrauen.

Es habe sich um einen der namhaftesten britischen Kronanwälte gehandelt, versicherte Horner. „Er hat sich Zeit genommen, alle Beteiligten vernommen, alle Fakten angeschaut und die Beschwerde abgewiesen. Wir müssen jetzt nach vorn schauen“, sagte Horner.

Rein sportlich lief für den Red-Bull-Rennstall am Wochenende alles nach Plan. Der dreifache Weltmeister Max Verstappen feierte beim Grand Prix von Saudi-Arabien in Dschidda seinen saisonübergreifend neunten Sieg in Serie. Das Medieninteresse galt dennoch primär dem Machtkampf hinter den Kulissen, auch wenn öffentlich alle Beteiligten versuchen zu kalmieren. „Wir haben nicht vor, vor der ganzen Welt unsere internen Personalthemen auszubreiten“, so Geschäftsführer Mintzlaff in Interviews am Rande des Rennens in Bahrain.