Waldbrand in Evros, Griechenland
Reuters/Alexandros Avramidis
EU-Kommission

Aktionsplan nach drastischem Klimabericht

Die Europäische Kommission hat einen Plan präsentiert, um mit den Folgen der Klimaveränderungen einigermaßen zurechtzukommen und die Schäden so gut wie möglich beherrschbar zu machen. Im Mittelpunkt stehen „Risikomanagement“ und Bewusstseinsbildung – zum Schutz der Menschen in den europäischen Ländern und ihres Wohlstandes. Angesprochen sind so gut wie alle, sämtliche Regierungs- und Verwaltungsebenen, der private Sektor, die Zivilgesellschaft.

Der aktuelle Klimabericht der Europäischen Umweltagentur hat es in sich. Am Montag veröffentlicht, rückt er ins Zentrum, dass Europa der Kontinent ist, der sich weltweit am schnellsten und stärksten aufheizt – und weiter aufheizen wird. Eine Zunahme der Temperatur um drei Grad bis 2100, wenn die Erwärmung international bei 1,5 Grad limitiert bleibt, ist die konservative Schätzung für Europa. Immer vorausgesetzt: Der CO2-Ausstoß sinkt wie vereinbart.

Das Jahr 2023 war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Gleichzeitig wurden Umweltschäden schon in den vergangenen Jahren wirtschaftlich immer gravierender. Mehr als 40 Milliarden Euro betrugen laut EU-Kommission die Schäden der Überflutungen 2021 in Deutschland und Belgien, Brände in Griechenland hatten ein Minus von 15 Prozent des jährlichen landwirtschaftlichen Ertrages zur Folge, und das Hochwasser und die Überschwemmungen in Slowenien im Vorjahr wirkten sich genauso schlimm aus und entsprachen 16 Prozent des BIP.

Überflutung in Crna na Koroskem, Slowenien
Reuters/Borut Zivulovic
Hochwasser und Überflutungen in Slowenien haben Milliardenschäden verursacht

Die Auswirkungen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten könnten ein Vielfaches ausmachen. Die EU-Umweltbehörde schätzt die Schäden der Klimaerwärmung seit 1980 auf 650 Milliarden Euro. Und sie stellt diesen Kosten für die Zukunft neue gegenüber: 1.000 Milliarden pro Jahr, weil Ernten verloren gehen und Böden, weil sich Krankheiten ausbreiten, die bisher in Europa nur von Fernreisen bekannt waren, weil Steuereinnahmen sinken, Schulden zunehmen und immer mehr und größere Schäden zu beseitigen sind – mehr science.ORF.at.

„Weckruf“ soll Kooperation stärken und Risken minimieren

Die Umweltbehörde und die gesamte Kommission sprechen von einem Weckruf. Regierungen und Verwaltungsbehörden auf allen Ebenen werden zu engerer Zusammenarbeit aufgerufen, von der Datensammlung und Verarbeitung der Daten via Satelliten über genauere Modelle zur Vorwarnung in Katastrophenfällen.

2025 soll ein satellitengestütztes Warnsystem eingeführt werden und dafür sorgen, dass Behörden und Bevölkerung von Katastrophen nicht überrascht werden. Eine bessere Abschätzung bestehender Risken und Schwächen, im Bereich Infrastruktur zum Beispiel, beim Bauen, ist ebenfalls ein erklärtes Ziel der Kommission. Die „Resilienz“ in Europa stärken, lautet das Motto.

Berlaymont-Gebäude in Brüssel
Reuters/Yves Herman
Die EU-Kommission will das Risikobewusstsein schärfen und die Widerstandsfähigkeit stärken

Investitionen für „Klimaresilienz“

„Risken mitdenken, Verantwortlichkeiten klarstellen“, dazu ruft die Kommission auf – und ortet Verbesserungsbedarf bei Planung und Umsetzung vor allem bei den Nationalstaaten. Sie will dafür sorgen, dass die „Klimaresilienz“ künftig Bestandteil aller relevanten EU-Ausgaben ist, und mit dem Finanzsektor zusammenarbeiten, um öffentliche und private Investitionen zu mobilisieren. Daneben ist die Behörde bereit, die Mitgliedsstaaten dabei zu unterstützen, Klimarisiken in die nationalen Haushaltsverfahren einzubeziehen.

Investitionen in klimaresistente Gebäude, Verkehrs- und Energienetze könnten auch gute Geschäftsmöglichkeiten sein und sowohl Arbeitsplätze als auch saubere Energie schaffen. Klimarisken sollten nach Ansicht der Behörde insgesamt stärker in die Planung und Instandhaltung kritischer Infrastrukturen – wie für Verkehr und Energie – eingebunden werden. Infrastrukturanlagen seien etwa durch Überschwemmungen, Waldbrände und hohe Temperaturen erheblich gefährdet.