Regeln angepasst: WIFO-Experte erwartet keinen Kreditboom

Nach den Anpassungen bei den Ausnahmekontingenten für Wohnbaukredite erwartet Thomas Url, Ökonom des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), keinen Boom bei Krediten, sagte er heute gegenüber dem Ö1-Morgenjournal. Denn die übrigen Bestimmungen der KIM-Verordnung, die die Vergabe von Wohnbaukrediten regelt, würden weiter bestehen bleiben.

Die Erleichterungen bei den Kontingenten beseitigten „unnötige Bürokratie“. Einen dynamischen Impuls für die Kreditwirtschaft und den Wohnungsmarkt dürfe man sich davon aber nicht erwarten.

Der Rückgang bei Wohnkrediten sei nicht auf die verschärften Kreditregeln zurückzuführen, sondern vor allem auf die gestiegenen Baukosten und die höheren Zinsen, so der Ökonom. „Solange die Einkommen der Privathaushalte diesen Inflationsschub nicht mitmachen, der da in den vergangenen zwei Jahren sich gezeigt hat, und solange die Zinsen nicht sinken in einem umfangreichen Ausmaß, um ein, zwei Prozentpunkte, gehe ich auch nicht davon aus, dass die Kreditnachfrage stark zunimmt.“

KIM-Verordnung gegen Überhitzung von Immobilienmarkt

Die KIM-Verordnung sei dazu da, dass der Immobilienmarkt sich nicht überhitzt und dass die Privathaushalte, was die Kreditrückzahlungen und die Zinslast betrifft, zahlungsfähig bleiben, erläuterte Url. Angesichts der stark gestiegenen Preise und der damit abgenommenen Tragfähigkeit der Privathaushalte sei es sinnvoll gewesen, dass man mit verschärften Kreditregeln gegensteuert.

Laut der KIM-Verordnung muss der Eigenmittelanteil bei der Aufnahme von Krediten mindestens 20 Prozent betragen. Außerdem dürfen Wohnbaukredite nicht länger als 35 Jahre laufen, und die Rückzahlungsrate darf maximal 40 Prozent des verfügbaren Nettohaushaltseinkommens ausmachen.