Gewaltvorwürfe: Direktor von Pariser Eliteuni tritt zurück

Der Direktor der Pariser Elitehochschule Sciences Po für politische Studien, Mathias Vicherat, hat wegen eines bevorstehenden Prozesses wegen häuslicher Gewalt seinen Rücktritt eingereicht.

Ex-Direktor Mathias Vicherat, 2022
APA/AFP/Thomas Samson

„Ich habe erfahren, dass meine Ex-Partnerin und ich uns vor einem Gericht verantworten müssen“, teilte Vicherat in einem heute veröffentlichten Brief an die Studierenden und das Lehrpersonal der Hochschule mit. „Um die Institution zu schützen, habe ich beschlossen, von meinen Funktionen zurückzutreten“, fügte er hinzu.

In den vergangenen Monaten hatten mehrfach Studierende protestiert und den Rücktritt des Direktors gefordert. Vicherat und seine Ex-Partnerin hatten sich gegenseitig Gewalt in der Partnerschaft vorgeworfen und waren deswegen im Dezember in Polizeigewahrsam genommen worden. In einem Brief an die Studierenden hatte Vicherat die Vorwürfe zurückgewiesen. „Niemals und unter keinen Umständen habe ich diese Taten begangen“, schrieb er.

Im selben Unijahrgang wie Macron

Vicherat war 2021 mit dem Versprechen angetreten, sexuelle Gewalt an der Sciences Po zu bekämpfen. Sein Vorgänger Frederic Mion musste zurücktreten, weil er den bekannten Politikwissenschaftler Olivier Duhamel gedeckt haben soll, der im Verdacht stand, seinen Stiefsohn sexuell missbraucht zu haben.

Vicherat war im selben Jahrgang mit Präsident Emmanuel Macron an der Eliteschule ENA. Er gilt als Überflieger und hatte zuvor führende Posten unter anderem bei der Polizeidirektion, als Stabschef der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und als Vizechef der französischen Bahn SNCF.