Komponist Aribert Reimann tot

Der Komponist Aribert Reimann ist tot. Der gebürtige Berliner, der zu den bedeutendsten Tonschöpfern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählte, ist gestern im Alter von 88 Jahren verstorben, wie sein Musikverlag Schott mitteilte. Über 70 Werke schrieb Reimann im Laufe seines Lebens – von Liederzyklen über Instrumentalstücke, von Orchesterwerken bis hin zu neun Opern.

Oft auch auf österreichischen Bühnen

Seinen wohl größten Erfolg feierte der am 4. März 1936 in Berlin geborene Tonsetzer mit der 1978 in München uraufgeführten Oper „Lear“, die er dem Bariton Dietrich Fischer-Dieskau auf den Leib geschrieben hatte. Dutzende Neuinszenierungen weltweit schlossen sich an, darunter 2017 die umjubelte Inszenierung von Simon Stone bei den Salzburger Festspielen.

 Aribert Reimann
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An der Wiener Staatsoper wurde 2010 die Uraufführung seiner „Medea“ gefeiert. Kompositorisch verstand sich Reimann dabei stets als Einzelgänger, der sich keiner Schule zuordnen wollte. Komponieren sei nun mal eine einsame Angelegenheit, sagte Reimann einst der dpa. Man sei eben als Tonkünstler „der Welt abhanden gekommen“, zitierte Reimann aus einem Lied Gustav Mahlers.

Von Euripides bis Celan

Reiman vertonte als einer der Ersten Texte von Paul Celan – ein Auftakt dazu, sich auch höchster literarischer Sprache auf musikalischer Augenhöhe zu nähern. Auch Texte von James Joyce und Joseph von Eichendorff wurden von ihm vertont.

Abseits dieser lyrischen Fokussierung engagierte sich der Komponist durchaus auch als politischer Kommentator, wie sich etwa in seinem Requiem „Wolkenloses Christfest“ und der Oper „Troades“ nach Euripides zeigt.

Vor allem seine Opern jedoch machten Reimann in der Klassikwelt bekannt. „Melusine“ (1970) und „Bernarda Albas Haus“ (1998/2000) brachten ebenso wie die „Medea“ (2007/09) große Frauenfiguren auf die Bühne.

Dramatisch fiel auch „Das Schloss“ nach Franz Kafka aus. „L’invisible“, die letzte veröffentliche Oper des Komponisten, umkreiste nach Maurice Maeterlinck das mysteriöse Verschwinden von Menschen in einer von Unterdrückung geprägten Welt.