Van der Bellen nennt Antisemitismus „unerträglich“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat gestern die Gäste des Jewish Welcome Service in der Wiener Hofburg willkommen geheißen. „Es ist gut, dass Sie die Tradition von Begegnung und Austausch fortführen“, sagte er zu den Nachfahrinnen und Nachfahren von vor den Nazis geflohenen Jüdinnen und Juden.

Der Besuch freue ihn, so Van der Bellen, denn: „Sie gehören zu diesem Land.“ Den aktuell grassierenden Antisemitismus bezeichnete er als „unerträglich“.

In Begleitung seiner Frau Doris Schmidauer und von IKG-Präsident Oskar Deutsch empfing der Bundespräsident die Besucherinnen und Besucher im gut gefüllten Spiegelsaal. Das Jewish Welcome Service organisiert seit 1980 Besuchsprogramme für aus Wien vertriebene Jüdinnen und Juden sowie deren Nachkommen.

Die Republik Österreich habe „zu viele Jahre gebraucht, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden“, sagte Van der Bellen. Man dürfe nicht still bleiben, „wenn Juden wieder gejagt, verfolgt und ermordet werden“.

VdB: Israel muss sicherer Hafen sein

Israel müsse ein „sicherer Hafen“ für alle Jüdinnen und Juden sein, so Van der Bellen. Doch die Attacke der Hamas vom 7. Oktober habe viele Menschen traumatisiert. „Die Ereignisse haben einen Antisemitismus an die Oberfläche gebracht, der nie ganz weg war.“

Angesprochen auf die zuletzt steigende Zahl an antisemitischen Vorfällen sagte der Präsident: „Ich finde es unerträglich, jüdische Menschen verantwortlich zu machen.“ Laut des gestern präsentierten Jahresberichts der Antisemitismusmeldestelle hat sich die Zahl der gemeldeten antisemitischen Vorfälle pro Tag seit dem Angriff der Hamas auf Israel verfünffacht. Van der Bellen: „Wir sind alle gefordert. Hass hat keinen Platz.“

„Highlight des Besuchs“

Im Anschluss wandte sich Susanne Trauneck, Generalsekretärin des Jewish Welcome Service, an die Gäste. Der Empfang mit Van der Bellen sei „ein Highlight des Besuchs“. Bezogen auf die Anwesenden sprach Trauneck von einer „Reise zu Ehren Ihrer Eltern und Großeltern“.

Sie verstehe, dass das Verhältnis zu Österreich oft ambivalent sei und gemischte Gefühle herrschen würden. Diesmal seien Jüdinnen und Juden aus Israel, Australien, England und den USA nach Österreich gekommen.