Baukran vor SIGNA Lamarr in Wien
ORF/Christian Öser
Handelsgericht

Gläubiger entscheiden über Signa-Schicksal

Am Montag entscheiden die Gläubiger der insolventen Signa-Töchter Prime und Development, ob die Vermögenswerte kontrolliert abverkauft werden oder ob es zu einem Konkurs und damit zu Notverkäufen kommt. Die Immobilienfirma Prime bot den Gläubigern zuletzt eine Treuhandlösung für die Verkäufe der luxuriösen Häuser an, um das Schlimmste – etwa „Fire-Sales“ – zu verhindern. Die Republik will dem Sanierungsplan indes nicht zustimmen.

Am Montag versammeln sich einmal mehr die Gläubiger am Wiener Handelsgericht zur Sanierungsplantagsatzung. Es wird darüber entschieden, ob der angebotene Sanierungsplan der beiden wichtigsten Signa-Töchter angenommen wird. Die Gläubiger haben bei den Firmen des Unternehmers Rene Benko Forderungen in Milliardenhöhe angemeldet, selbst wenn es gutgeht, sehen sie nur einen kleinen Teil davon wieder.

Um „Fire-Sales“ – also Panikverkäufe – zu vermeiden, soll ein Treuhänder das Ruder übernehmen und die Grundstücke und Projekte der Immobilientochter Signa Prime geordnet verkaufen. Dazu würden etwa das KaDeWe in Berlin und der nicht fertiggestellte Elbtower in Hamburg zählen. Zuletzt bot Signa Prime unter Federführung des Sanierungsverwalters Norbert Abel diese Treuhandlösung an.

Sorge vor „Fire-Sales“

Die Erlöse würden dann den Gläubigern zukommen, sie könnten so mit mehr als nur der für eine Eigenverwaltung geltenden gesetzlichen Mindestquote von 30 Prozent rechnen. Bei einem Verkauf aller Immobilien bis Ende 2025 sei mit einer Quote von 32 Prozent zu rechnen, hieß es in Abels Bericht. Hinzu käme die Hoffnung, dass sich der Immobilienmarkt längerfristig erholt und höhere Erlöse eingefahren werden könnten. Der gesamte Bruttovermögenswert würde rund 13,6 Milliarden Euro erreichen, so Abel, der den Gläubigern diesen Weg auch empfahl.

Im Falle der Liquidation besteht laut Sanierungsbericht keine Möglichkeit, eine Markterholung abzuwarten. Hier wurden bei den Berechnungen eine rasche Verwertung des gesamten Vermögens und „Fire-Sale“-Werte von rund 11,4 Milliarden Euro angenommen. Die Gläubiger könnten dann auch nur eine Quote zwischen 5,5 Prozent und 16,1 Prozent erwarten.

Deal geplatzt

So oder so: Die Assets sollen auf den Markt kommen. Längst gibt es Spekulationen, wer einen Blick auf bestimmte Häuser geworfen haben könnte. Die deutsche Industriellenfamilie Schoeller wollte Immobilien der Prime in einem überraschend schnellen Angebot bereits übernehmen.

Dazu wollte Schoeller etwa früher erworbene Pfandrechte an einer Signa-Tochter in die Verhandlungen einbringen. Das hätte etwa Immobilien wie das Goldene Quartier, das Hotel Park Hyatt in Wien und das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck betreffen können. Die Gläubiger machten dem Plan allerdings einen Strich durch die Rechnung, sie lehnten ab.

Peschorn: Republik stimmt Sanierungsplan nicht zu

Die Republik wird dem Sanierungsplan nicht zustimmen. Das sagte der Präsident der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, am Montag im Ö1-Morgenjournal. Die für einen langsamen Verkauf notwendige Liquidität „ist derzeit nicht in Sicht“, sagte Peschorn. Auch bei Annahme des Sanierungsplans müsste man mit Druck verkaufen. „Nur über den Verkauf kann sich das Unternehmen über Wasser halten in den nächsten Wochen.“

Peschorn kritisierte neuerlich die Intransparenz der Signa-Firmengruppe. Ein Konkurs würde „auf alle Fälle“ mehr Klarheit bringen. Es könnte etwa Geld aus den Unternehmen herausgenommen und dann in neue Projekte investiert worden sein, vermutete er. Es könnte jetzt also ein Investor auftreten, „der mit dem Geld, das ehemals einmal in den Unternehmungen war, nun als Gläubiger auftritt“. Zudem hoffe er darauf, dass die Strafbehörden „alsbald zielgerichtete Ermittlungen aufnehmen“.

Spar hat kein Interesse an Lamarr-Haus

Ebenfalls kolportiert wurde, dass die Handelskette Spar wohl Interesse an den Luxusadressen wie dem im Rohbau befindlichen Lamarr-Haus in Wien haben könnte. Dem sagte Spar-Chef Hans Reisch am Samstag via APA ab. „Aus dem Rohbau ein Einkaufszentrum zu machen ist nicht möglich“, so Reisch. „Der Wert dieser Immobilie ist Grundstückspreis minus Abbruch.“

Auch am Kaufhaus Tyrol und am Goldenen Quartier bestehe kein Interesse, sehr wohl aber am Signa-Projekt Waltherpark in Bozen. Den Lamarr-Rohbau müsse jemand übernehmen, der das geplante Luxuskaufhaus fertigstellen möchte, so der Spar-Chef. Sonst gäbe es „ein riesiges Problem“ wegen der Pfandrechte. Denn im Grundbuch haben sich laut Medienberichten zwei Banken Pfandrechte abgesichert: die RLB Oberösterreich mit einer Höchstbetragshypothek von 95 Millionen Euro und die Bank Austria mit einer in der Höhe von 295 Millionen Euro.

Abstimmung über Signa-Schicksal

Am Montag entscheiden die Gläubiger der insolventen Signa-Töchter Prime und Development, ob die Vermögenswerte kontrolliert abverkauft werden oder ob es zu einem Konkurs und damit zu Notverkäufen kommt. In den beiden Gesellschaften sind die Luxusimmobilien und die Projekte der Signa gebündelt.

Diese Pfandrechte, so entgegnete der zuständige Masseverwalter Clemens Richter, könnten jedoch aus dem Verkaufserlös komplett oder teilweise getilgt werden. Sie würden für einen Käufer keine Rolle spielen. Es gebe „reges Interesse aus dem In- und Ausland“, so Richter.

Vier Kaufinteressenten gebe es derzeit für die deutsche Kaufhauskette Galeria, wie die „Süddeutschen Zeitung“ unter Berufung auf Insider berichtete. Wer die Bieter sind, blieb unbekannt, dem Bericht zufolge will aber keiner der vier alle verbleibenden 92 Filialen übernehmen. Auch bei einer erfolgreichen Übernahme des Unternehmens müsste unter Umständen ein Drittel der Standorte geschlossen werden. Eine Zerschlagung der letzten großen Warenhauskette Deutschlands werde ebenfalls nicht ausgeschlossen.

Keine Ermittlungen in Österreich

In Deutschland gibt es inzwischen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Geldwäsche, wie die Münchner Staatsanwaltschaft kürzlich bestätigte. Viel mehr Informationen gab es dazu nicht, laut Medienberichten soll es sich um Gelder handeln, die in Erwerb und Entwicklung des Projekts „Münchens neue Mitte“ fließen sollten. Der Anwalt Benkos wies die Vorwürfe scharf zurück.

In Österreich gab es hingegen zwar viele Anzeigen, aber bisher keine Ermittlungen, wie es von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hieß. „Derzeit finden aufgrund mehrerer Anzeigen rund um die Insolvenzverfahren Anfangsverdachtsprüfungen statt“, teilte WKStA-Staatsanwältin Elisabeth Täubl mit.