Hilfsschiff vor der Küste des Gazastreifens
Reuters/Ahmed Zakot
300.000 Mahlzeiten

Erstes Hilfsschiff erreicht Gaza

Nach mehrtägiger Fahrt ist ein erstes mit Hilfsgütern beladenes Schiff vor der Küste des Gazastreifens angekommen. Wie Fotos und Videos der Nachrichtenagentur AFP zeigen, befand sich die „Open Arms“ der gleichnamigen spanischen Nichtregierungsorganisation mit 200 Tonnen Lebensmitteln der US-Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) an Bord Freitagfrüh in Sichtweite des Palästinensergebiets.

Der Website Marine Traffic zufolge lag das Schiff rund fünf Kilometer vor der Küste. Einige Bewohner und Bewohnerinnen des Gazastreifens versammelten sich bereits am Ufer, um auf die Hilfsgüter zu warten, wie weitere Fotos von AFP zeigten. Wann das Schiff entladen werden kann, ist nicht bekannt. „Wir hoffen, die Hilfsgüter zu entladen, sobald wir anlegen können, aber viele Faktoren spielen bei dieser komplizierten Operation eine Rolle“, sagte WCK-Präsidentin Erin Gore am Donnerstag.

Ein Team von WCK, das sich im Gazastreifen aufhält, errichtet bereits seit mehreren Tagen eine schwimmende Anlegestelle. Das Schiff hat den Angaben zufolge 300.000 Mahlzeiten geladen, darunter Reis, Mehl und Konserven. Es ist nur ein erstes Schiff und quasi der Vorbote für eine laufende Versorgung auch über das Meer mit Lebensnotwendigem für die Bevölkerung in Gaza. Allerdings betonten die USA und die UNO bereits, dass das nicht ausreichen wird, und forderten von Israel, auch Grenzübergänge direkt nach Gaza für die Versorgung zu öffnen.

US-Militär will Pier bauen

Die USA entsandten ihrerseits vor wenigen Tagen das erste Schiff mit Ausrüstung für den Bau des geplanten Piers an der Küste des Gazastreifens. Nach Angaben des US-Militärs hat das Logistikschiff „USS General Frank S. Besson“ den US-Stützpunkt Langley-Eustis in Virginia in Richtung Gaza verlassen. US-Präsident Joe Biden hatte angekündigt, eine provisorische Anlegestelle für Schiffe mit Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung des Gazastreifens zu errichten.

Es gibt dort bisher keine Häfen, die man für Hilfslieferungen auf dem Seeweg nutzen könnte. Laut Angaben der USA sollen israelische Beamte die Ladung von Hilfsschiffen bereits in Zypern kontrollieren. Damit seien weitere Durchsuchungen im Gazastreifen hinfällig.

Hamas-Gegenvorschlag für Geiseldeal

Die radikalislamische Hamas schlug als Teil einer Feuerpause im Gazastreifen einen mehrstufigen Austausch von Geiseln und Häftlingen vor. Nach dem von Reuters eingesehenen Konzept sollen in einem ersten Schritt Frauen, Kinder, ältere und erkrankte Menschen sowie Soldatinnen in Händen der Hamas freigelassen werden.

Im Gegenzug soll Israel 700 bis 1.000 inhaftierte Palästinenser freilassen. Darunter sollen rund hundert Häftlinge sein, die zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Die Hamas erklärte, sie werde einer Feuerpause erst zustimmen, wenn man sich auf diesen ersten Schritt geeinigt habe. Nach diesem ersten Schritt müsse ein Datum festgelegt werden, bis zu dem sich alle israelischen Soldaten aus dem Gazastreifen zurückziehen. Erst danach würden sämtliche Geiseln freigelassen.

Israel nennt Pläne unrealistisch

Der Vorschlag, der den Vermittlern vorgelegt wurden, umfasst weiters ein Ende der israelischen „Aggression“ gegen die Palästinenser im Küstenstreifen, die Bereitstellung von Hilfen und den Abzug der israelischen Streitkräfte, hieß es am Donnerstag in einer Erklärung.

Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nannte die Vorschläge der Hamas unrealistisch. Unterhändler Katars, Ägyptens und der USA versuchen seit Wochen, eine längere Feuerpause im Nahost-Krieg zu vermitteln.

Unterdessen versammelten sich Zehntausende Menschen zum ersten Freitagsgebet im Ramadan in Jerusalem. Die ersten Tage des Ramadans in Jerusalem waren weitgehend friedlich verlaufen.